Veröffentlicht am 31.03.2024 11:30
Veröffentlicht am 31.03.2024 11:30

Warum Mintál als Trainer in Bayreuth gescheitert ist

Nicht mehr Trainer der SpVgg Bayreuth: Marek Mintál saß gegen Buchbach letztmals auf der Bank. (Foto: Dörfler)
Nicht mehr Trainer der SpVgg Bayreuth: Marek Mintál saß gegen Buchbach letztmals auf der Bank. (Foto: Dörfler)
Nicht mehr Trainer der SpVgg Bayreuth: Marek Mintál saß gegen Buchbach letztmals auf der Bank. (Foto: Dörfler)
Nicht mehr Trainer der SpVgg Bayreuth: Marek Mintál saß gegen Buchbach letztmals auf der Bank. (Foto: Dörfler)
Nicht mehr Trainer der SpVgg Bayreuth: Marek Mintál saß gegen Buchbach letztmals auf der Bank. (Foto: Dörfler)

Marek Mintál ist nicht mehr Trainer der SpVgg Bayreuth. Die 0:2-Niederlage nach einer teils blutleeren Vorstellung gegen den bisherigen Tabellenletzten TSV Buchbach hat einer Liason ein jähes Ende gesetzt, die im Sommer 2023 im zweiten Versuch zustande kam und von der sich beide Seiten nur Positives versprachen.Hier geht es zum Bericht des Buchbach-Spiels.

„Junge, mach das!“ Mintál musste letztes Jahr nicht lange darüber nachdenken, das Angebot der SpVgg Bayreuth anzunehmen. Mit jenen Worten schilderte er seine Reaktion, als er von der Bayreuther Seite gefragt wurde. Der sympathische Slowake, zuvor hauptsächlich im Nürnberger Nachwuchs unterwegs, kurzzeitig auch als Co-Trainer der slowakischen Nationalmannschaft, wollte seine Trainerkarriere forcieren, dazu noch unweit des Nürnberger Umlands, wo er mit Frau, Kindern und Hund immer noch wohnt.

Marek Mintál als Prestigeperson für die SpVgg Bayreuth

Auch für die Altstadt war Mintál ein großes Versprechen, ist er doch immer noch als „Torphantom“, Torschützenkönig erst in der 2., dann in der 1. Liga sowie als DFB-Pokalsieger 2007 mit dem Club ein Begriff. Allein der Name war bereits für die traditionsbewusste und stolze Spielvereinigung ein Statement, die nach über 30 Jahren nur kurzzeitig Profiluft schnuppern sollte. Wenn einer weiß, wie man dort wieder hinkommt, dann Mintál, so das Kalkül.

Verheißungsvollen Testspielen folgte ein mühsamer Saisonauftakt mit einem glanzlosem 1:0-Sieg gegen Schalding-Heining. Egal, Hauptsache gewonnen, dachte man sich bei der Spielvereinigung. Spiele wie diese sollten jedoch viele folgen, längst nicht alle gewann man. Die Bayreuther schwangen sich zu den Remiskönigen der Liga wider Willen auf. Längst war deutlich erkennbar, dass das Team es nicht vermag, ein Spiel 90 Minuten lang konzentriert durchzuziehen, schon gar nicht mehrere Partien am Stück.

Taktische Grundidee nur schwer zu erkennen

Das 3:0 gegen Schweinfurt am 17. Spieltag Mitte Oktober, war die wohl beste Partie der bisherigen Saison, es blieb eher eine Ausnahme. Ansonsten verschlief das Team mal den Start (Fürth im Hinspiel), stellte mal nach 80 Minuten das Spielen ein (Bamberg im Hinspiel). Eine taktische Marschroute war zu selten erkennbar. Ballbesitzfußball, Pressing, Konter – hier und da sporadisch zu sehen, aber eben nicht als Handschrift eines Trainers, die sich wie ein roter Faden durch die Saison ziehen würde.


Sicher nicht hilfreich für Mintál und die Mission „Restrückrunde“ waren interne Störfeuer: Mal der kleineren Art durch immer wiederkehrende rote oder gelb-rote Karten im sportlichen Bereich (zuletzt Schwarz, Pirner, Mbila), mal durch grantelnde Gesellschafter, die sich über sportlichen Stillstand mokierten – und damit, wenn auch subtil und sehr indirekt, eine grundsätzliche Eignung des Trainers infrage stellten.

Flaute im Sturm der SpVgg Bayreuth

In der Offensive präsentiert sich die Spielvereinigung erschreckend harmlos. Nach den vielen Ausfällen des schmerzlich vermissten Christoph Fenninger und bei einem, wie es scheint, mit sich selbst kämpfenden Jann George, führt etwas überraschend Mintáls Sohn Jakub die interne Torjägerliste an – mit gerade einmal sechs Törchen nach 27 Spieltagen. In der Offensive Lösungen zu finden, und seien sie noch so kreativ, ist Aufgabe des Trainers. Das hat Mintál nicht geschafft.

Es darf zudem darüber spekuliert werden, ob Mintál zumindest einen Teil der Kabine verloren hatte. Nach der extrem späten Niederlage in Aschaffenburg Montag dieser Woche zeigte sich Mintál „ein bisschen enttäuscht“ von der Mannschaft. „Schade, dumm, idiotisch“, nannte er das Zustandekommen der Niederlage. Gebauchpinselt gefühlt hat sich von dieser Aussage sicher keiner seiner Spieler.

Großer Kaderumbruch und viele Langzeitverletzte

Zum wiederholten Male zeigte sich, dass zum Vorjahr mit dem radikalen Umbruch im Kader mehr Substanz verlorengegangen scheint, als man einer Spielklasse tiefer zugestehen könnte. Den Ausfall von Langzeitverletzten wie Fenni, Daniel Haubner oder zuletzt Tim Latteier und Jonas Kehl vermochte das Team nicht aufzufangen.

Dass es unmittelbar nach der Buchbach-Niederlage in Mintál und in den Katakomben des Ha-Wa-Wi gebrodelt haben muss, zeigte sich spätestens dann, als Torwarttrainer Tobias Fuchs statt wie gewohnt Mintál selbst zur Pressekonferenz erschien. Der Adjutant sagte sinngemäß, das Trainerteam könne nicht jeden Spielzug oder Torabschluss in der Ausführung anleiten. Manchen Spielern würde offenbar die Einstellung fehlen. Mintál bat um Auflösung seines Vertrags und hat sich, wohl schon am Nachmittag nach dem Nackenschlag, von der Mannschaft verabschiedet. „Sehr emotional“, wie der Verein in der entsprechenden Meldung mitteilte.

„So ist Fußball“

Aber das sind die Mechanismen des Geschäfts. Die greifen auch in der Regionalliga. Erst recht, wenn man sich als Profi-Team mit deutlich mehr Trainingseinheiten wie die Teams als Buchbach, Aubstadt oder Vilzing definiert. „Aber so ist Fußball, das weißt du selbst“, könnte Mintál einen Allgemeinplatz in seiner ihm eigenen Art sagen. Der ist leider ähnlich vage, wie eine sportliche Idee der Spielvereinigung in einer Saison, die als Konsolidierung angedacht war und deren Katastrophe nun verhindert werden muss.

Mintál gebührt trotz des Scheiterns Dank für sein deutlich erkennbares Engagement. Den Verantwortlichen um Geschäftsführung und Gesellschaftern der Spielvereinigung bleibt zu wünschen, dass sie noch rechtzeitig und vor allem richtig gehandelt haben.


Von Jürgen Lenkeit
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