„Abstiegskampf pur“ in der Regionalliga Bayern heißt es in der letzten Partie vor der Winterpause, wenn die SpVgg Bayreuth am Freitag, 28. November, um 19 Uhr bei Viktoria Aschaffenburg gastiert. Sowohl die Altstadt als auch die Gastgeber vom Schönbusch haben jeweils eine Serie von vier Niederlagen in Folge hinter sich, Bayreuth steht aktuell mit 18 Punkten auf Tabellenplatz 13, Aschaffenburg hat 13 Zähler auf dem Konto, ist Tabellen-16. und steht damit auf dem unteren Relegationsplatz.
Am vergangenen Samstag gab es für die Viktoria eine schmerzhafte 0:1-Heimniederlage gegen den Tabellen-17., die SpVgg Hankofen-Hailing. Das entscheidende Tor zum Auswärtssieg der „Dorfbuam“ gelang Andreas Wagner in der Nachspielzeit per Elfmeter. Durch den Sieg schloss das Team aus Hankofen-Hailing von der Punktzahl her zu den Aschaffenburgern auf. „Wie erwartet war es das ganz eklige Spiel. Wir waren eigentlich relativ gut im Spiel, hatten ein paar Ballbesitzphasen mehr als der Gegner. Wir konnten uns aber nicht wirklich Torchancen herausspielen. Es war eigentlich ein typisches 0:0-Spiel. Dann bekommen wir kurz vor Schluss wieder einen Elfmeter gegen uns, bei dem wir uns einfach wieder nicht gut anstellen. Da ist halt schade”, bilanzierte der Aschaffenburger Interimstrainer Daniel Soldevilla nach der Partie.
Überhaupt geht es bei der Viktoria seit einigen Wochen turbulent zu. Eine zentrale Rolle im Verein spielt dabei der neu zum Sportvorstand gewählte frühere Europameister, Europapokalsieger und Deutsche Meister Felix Magath. Der aus dem Aschaffenburger Stadtteil Nilkheim stammende 72-Jährige, der von 1972 bis 19874 selbst das Trikot der Weiß-Blauen trug und später als Vereinstrainer auch Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger wurde, will der Viktoria in ihrer derzeit nicht einfachen wirtschaftlichen und sportlichen Situation helfen. „Es wird nicht leicht und wir werden richtig anpacken müssen, um die nötigen Gelder zu akquirieren, damit wir diese Saison überstehen. In dieser Spielzeit geht es nur ums Überleben und diese Situation können wir nur gemeinsam überstehen. Wenn wir zusammen daran arbeiten, werden wir es auch schaffen und die Viktoria in der Liga halten”, betonte Magath bei seiner Wahl. Unter anderem soll die erste Mannschaft in eine GmbH ausgegliedert werden.
Als eine der ersten Amtshandlungen des neuen Vorstandes wurden nach der 1:5-Pleite bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München am 8. November Cheftrainer Aytac Sulu, Co-Trainer Dusan Drakulic und sportlicher Leiter Sandro Sirigu, die erst zu Beginn der Saison 2025/26 mit ihren Diensten begannen, entlassen. „Unterschiedliche Standpunkte zur langfristigen Ausrichtung des Vereins“ wurden von Magath als Ursache für die Trennungen angegeben. Die Betreuung der Mannschaft übernahmen vorerst Daniel Soldevilla als Cheftrainer und Jürgen Bleistein als Co-Trainer im Athletik- und Reha-Bereich, die schon bis zum vergangenen Sommer auf der Aschaffenburger Kommandobrücke standen, in der vergangenen Saison den Klassenerhalt in der Relegation mit sicherstellten und die Strukturen im Verein kennen. Komplettiert wurde das Interims-Trainerteam mittlerweile durch Gerald Mai, der offiziell als Co-Trainer amtiert.
Von den 18 in der bisherigen Saison erzielten Aschaffenburger Treffern haben jeweils vier der seit 2019 bei der Viktoria spielende 37-jährige Mittelfeld-Routinier Benjamin Baier und der vom FC Gießen gekommene 22-jährige spanische Mittelfeldspieler Lian Rodriguez erzielt. Drei Treffer hat bislang der von der zweiten Mannschaft von Darmstadt 98 gekommene 21-jährige Mittelstürmer Georgios Makridis erzielt.
Auf jeweils zwei Tore kommen der deutsch-marokkanische Stürmer Younes Azahaf (21, kam aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland von Rot-Weiß Koblenz), dessen 23-jähriger Sturmkollege Nino Cassaniti sowie Mittelfeld-Urgestein Roberto Desch (32). Einmal traf das 19-jährige Stürmer-Eigengewächs Eren Bozan ins Schwarze.
Auf der Torwartposition wurde nach der Verletzung von Stammkeeper Max Grün, der wegen eines Muskelfaserrisses bis zur Winterpause aussetzen muss, der Holländer Eric Verstappen für zwei Spiele verpflichtet. Nach der Partien gegen Bayreuth soll das Intermezzo mit dem 31-jährigen bei der Viktoria wieder vorbei sein.
Weitere Stammspieler am Schönbusch sind in der Abwehr Youngster Justin Berg, der 23-jährige, 1,90 Meter große Niklas Borger, der aus Mechtersheim in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland gekommene, 22-jährige Benjamin Franz, sowie der 24-jährige und 1,90 Meter große David Nene. Im Mittelfeld ist der 25-jährige Deutsch-Marokkaner Adrian Asani (kam vom Oberligisten Rot-Weiß Koblenz) eine feste Größe, ebenso wie der 25-jährige ukrainische Stürmer Maksym Navrotskyi.
Längerfristig verletzt sind aktuell Emirhan Delikaya, Henry Held, Hendrik Ehmann, Niklas Biehrer und zuletzt der 19-jährige Stürmer Othmane El Idrissi, der sich zuletzt einen Stammplatz erkämpft hatte und sich im Spiel gegen Hankofen-Hailing einen Muskelbündelriss zuzog und die kommenden zwei bis drei Monate ausfällt.
In der bisherigen Historie der Regionalliga Bayern trafen Aschaffenburg und die Altstadt, die sich beide in den 1980er-Jahren auch schon Duelle in der Zweiten Bundesliga lieferten, insgesamt 16mal aufeinander. Viermal siegte dabei die Viktoria, achtmal die Altstadt und vier Partien endeten unentschieden, so auch das Hinspiel der laufenden Saison am 8. August mit einem torlosen 0:0 im Hans-Walter-Wild-Stadion.
Die SpVgg Bayreuth hat am vergangenen Samstag eine 0:4-Niederlage beim FV Illertissen hinnehmen müssen. An diesem wahrlich „gebrauchten Nachmittag“ gab es nicht nur vier Gegentreffer, zudem verletzte sich mit Marco Zietsch ein weiterer Akteur und nicht einmal Kapitän Nico Andermatt gelang es, einen Elfmeter zum Ehrentreffer zu verwandeln. Altstadt-Cheftrainer Lukas Kling kommentierte denn auch nach der Partie ernüchtert: „Wir wussten um die Qualität von Illertissen, haben es relativ gut wegverteidigt. Wir waren bei einer Umschaltaktion dann unaufmerksam und wurden sauber ausgekontert. Normalerweise gehst du dann mit 0:1 in die Halbzeit, aber dann gab es noch einen fragwürdigen Elfmeter - 0:2. In der zweiten Halbzeit war es dann ein toter Auftritt von meiner Mannschaft: Kein Glaube mehr und gar nichts. Das war überhaupt nicht gut. Das Ergebnis geht absolut in Ordnung, auch von der Höhe her.”
In Illertissen hatte die Altstadt zudem mit massiven Verletzungsproblemen zu kämpfen. Verzichtet werden musste auf die verletzten Torhüter Maurice Dehler und Lino Kasten sowie die verletzten Feldspieler Felix Heim, Ben Fischer, Lukas Quirin, Thomas Winklbauer, Fabian Dachsbacher und Alexander Seidel sowie auf Jakub Mintal, Luis Klein und Jann George. Dazu verletzte sich während der Partie Marco Zietsch. Immerhin lief in Illertissen nach seiner Verletzung Stammkeeper Lucas Zahaczewski erstmals in dieser Saison für die Gelb-Schwarzen auf. Ob sich die personelle Situation bis zur Partie in Aschaffenburg entspannt, muss abgewartet werden.
SpVgg-Cheftrainer Lukas Kling erklärte vor der Partie am Schönbusch: „Mit Aschaffenburg kommt ein Gegner, der sich in einer identischen Situation befindet wie wir, wo es einfach darum geht, drei Punkte einzufahren - egal wie. Das ist auch der Plan und unser Ziel, dass wir am Freitag mit drei Punkten in die Winterpause gehen”.
Hinweis:
Das Spiel der Altstädter in Aschaffenburg wird am Freitag Abend auch auf BR24 Sport im Web, in der App und in der ARD-Mediathek live übertragen. Der Stream startet um 18.55 Uhr.