Veröffentlicht am 09.02.2024 11:20
Veröffentlicht am 09.02.2024 11:20

Wie Hinroperationen jetzt deutlich sicher werden

Mehr Sicherheit für Patientinnen, Patienten und Operateure: Das Team der Neurochirurgie um Klinikdirektor Prof. Stefan Linsler (links) setzt auf neues Verfahren bei der Operationsplanung.  (Foto: red)
Mehr Sicherheit für Patientinnen, Patienten und Operateure: Das Team der Neurochirurgie um Klinikdirektor Prof. Stefan Linsler (links) setzt auf neues Verfahren bei der Operationsplanung. (Foto: red)
Mehr Sicherheit für Patientinnen, Patienten und Operateure: Das Team der Neurochirurgie um Klinikdirektor Prof. Stefan Linsler (links) setzt auf neues Verfahren bei der Operationsplanung. (Foto: red)
Mehr Sicherheit für Patientinnen, Patienten und Operateure: Das Team der Neurochirurgie um Klinikdirektor Prof. Stefan Linsler (links) setzt auf neues Verfahren bei der Operationsplanung. (Foto: red)
Mehr Sicherheit für Patientinnen, Patienten und Operateure: Das Team der Neurochirurgie um Klinikdirektor Prof. Stefan Linsler (links) setzt auf neues Verfahren bei der Operationsplanung. (Foto: red)

Es ist ein wenig wie Google Maps: nTMS heißt ein neues System, das gerade in der Klinik für Neurochirurgie an der Klinik Hohe Warte etabliert wird. Die Abkürzung steht für „navigierte Transkranielle Magnetstimulation“. Mit deren Hilfe erstellen Neurochirurgen individuell für jede Patientin und jeden Patienten vor einer Hirnoperation eine detaillierte Landkarte des Gehirns und lokalisieren millimetergenau, wo sich welche für die OP relevanten funktionellen Hirnareale befinden.

„Operationen lassen sich auf Basis dieser Informationen deutlich sicherer und vorausschauender planen“, sagt Prof. Dr. Stefan Linsler, seit Jahresbeginn neuer Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Klinik Hohe Warte und Professor für Neurochirurgie am Medizincampus Oberfranken.

Prof. Linsler kennt diese neue Methode bereits und hatte sich die Möglichkeit für Bayreuth ausdrücklich gewünscht, weil es mehr Sicherheit bedeutet. Für Patientinnen und Patienten. Aber auch für sein gesamtes Operationsteam. „Mithilfe der nMTS können wir Aktivitätszentren für Sprachen oder bestimmte motorische Fähigkeiten im Gehirn millimetergenau lokalisieren – und das bei jedem Patienten und jeder Patientin individuell“, sagt der Klinikdirektor. Ohne einen einzigen Schnitt zu setzen, wissen die Chirurgen exakt, welche Areale sie meiden müssen.

Gezielte Reize setzen

Wie wichtig das werden kann, veranschaulicht Prof. Linsler am Beispiel von Tumorerkrankungen: „Durch den Tumor kommt es unter Umständen zu einer Verschiebung einzelner Areale im Gehirn. Aktivitätszentren sind dann nicht mehr genau dort, wo wir sie vermuten. Mittels der nTMS Methode können wir diese Zenten bereits vor der OP wieder exakt lokalisieren.“ Durch eine Magnetspule, die von außen auf den Kopf aufgesetzt wird, werden Nervenzellen gezielt stimuliert. Anhand der Reaktion – oder deren Fehlen, weiß Prof. Linsler, ob er richtig ist. Wenn nicht, wird versetzt und ein neuer Impuls gesendet.

Wach-OP muss oft nicht mehr sein

Gefundene Punkte werden auf einer vorab gemachten MRT-Aufnahme exakt markiert. Diese bildet die Grundlage für die anstehende Operation. „Auf Basis dieser Daten können wir Risiken im Vorfeld deutlich besser einschätzen, sie mit den Patientinnen und Patienten ausführlich besprechen und uns den besten Weg zum Tumor suchen, bevor wir den ersten Schnitt setzen“, sagt Prof. Linsler. Bisher sammelte der Neurochirurg oder die -chirurgin diese Informationen meist unmittelbar bei der Operation. Um Reaktionen abfragen zu können, musste die Patientinnen und Patienten dabei häufig wach sein. Nicht nur für das OP-Team, sondern vor allem auch für Patientinnen und Patienten eine enorme Anstrengung und psychische Belastung. „Wach-Operationen lassen sich dank dieser Methode künftig auf ein Minimum reduzieren“, erklärt der Neurochirurg.

Mehr Tumore operabel

Was zusätzlich Hoffnung gib: Dank der millimetergenauen Lokalisierung der Aktivitätszentren lassen sich unter Umständen auch Tumore operieren, die sonst als inoperabel eingestuft würden. Und damit seien die Chancen vermutlich noch nicht ausgeschöpft, ist sich Prof. Linsler sicher. Im Moment ist es noch Zukunftsmusik. Aber es zeichnet sich die Möglichkeit ab, dass mithilfe der nTMS gezielt Stimuli im Gehirn gesetzt werden könnten, um Fähigkeiten an neuer Stelle im Gehirn zu verorten, bevor sie verlorengehen. „Würde das Realität, ergäben sich daraus enorme Möglichkeiten in der Behandlung – neurochirurgisch und neurologisch“, sagt Prof. Linsler.

Klinik für Neurochirurgie der Klinikum Bayreuth GmbH

Klinik Hohe Warte, Hohe Warte 8, 95445 Bayreuth

Klinikdirektor Prof. Dr. Stefan Linsler

Mehr zur Klinik für Neurochirurgie.


Von Prof. Stefan Linsler
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