Seit Univ.-Prof. Dr. Stefan Linsler als Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Klinik Hohe Warte angefangen hat, hat sich auf dem Gebiet der Neurochirurgie, und insbesondere der Behandlung von Hirntumoren, in Bayreuth viel getan. Gerade wurde die Klinik erstmals als Neuroonkologisches Zentrum zertifiziert. Anlässlich des Tages des Hirntumors sprachen wir mit ihm über aktuelle Entwicklungen in der Diagnostik und Behandlung von Hirntumoren und die Bedeutung für Bayreuth.
Sie sind nicht nur Direktor der Klinik für Neurochirurgie, sondern auch Inhaber des gleichnamigen Lehrstuhls am Medizincampus Oberfranken. Wo liegen hier Ihre persönlichen Schwerpunkte?
Prof. Stefan Linsler: Derzeit befasse ich mich vor allem mit der Optimierung der Operations-
methoden bei gutartigen Schädelbasis-Tumoren. Als Neurochirurgen stehen wir oft vor der Frage: Wie viel Tumorgewebe können wir entfernen, ohne wichtige Hirnareale zu schädigen? Ich suche nach Wegen, Tumore möglichst radikal zu operieren, also möglichst viel Tumorgewebe zu entfernen und dabei ein möglichst hohes Maß an Sicherheit für die Patientinnen und Patienten zu erreichen. Es geht also um größere Überlebenschancen und mehr Lebensqualität.
Wie gelingt das?
Prof. Stefan Linsler: Das beginnt schon bei der Diagnostik. Im vergangenen Jahr haben wir mit der navigierten transkraniellen Magnetstimulation (nTMS) ein System etabliert, das es uns im Vorfeld einer Operation noch besser erlaubt, wichtige Zentren, beispielsweise für Motorik und Sprache, zu lokalisieren und abzugrenzen. Wir wissen so bereits vor der OP, wo wir schneiden können und was wir auf keinen Fall verletzen dürfen. Die Operation wird dadurch deutlich sicherer – gleichzeitig erlaubt uns diese Technik, mutiger zu operieren und Tumorgewebe umfassender zu entfernen. Bayreuth ist deutschlandweit eine der wenigen Kliniken, die mit diesem System arbeiten. Schon jetzt haben wir die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten helfen zu können, für die eine OP ohne diese Methode zu riskant gewesen wäre.
Ist das ein Grund, sich für eine Behandlung in Bayreuth zu entscheiden?
Prof. Stefan Linsler: Es ist ein Aspekt von vielen. Wir haben in den vergangenen Monaten viel Zeit darauf verwendet, in Bayreuth moderne Techniken zu etablieren und Behandlungsstrukturen zu schaffen, die uns zu einem zuverlässigen Partner für Hirntumorpatientinnen und -patienten machen. Als Klinik der maximalen Versorgungsstufe und durch die enge Anbindung an das Universitätsklinikum in Erlangen hält Bayreuth alle Fachabteilungen vor, die für eine umfassende Diagnostik und Behandlung wichtig sind. Wir als Neurochirurgen sind nur ein Teil eines interdisziplinären Behandlungsteams. Neurologie, Neuroradiologie und Radiologie, die Neuropathologie, Stahlentherapie und Onkologie, aber auch ein umfassendes therapeutisches Angebot, von Bewegungs- bis hin zu Sprachtherapie sowie eine psychoonkologische Begleitung und die Unterstützung durch den Sozialdienst, gehören dazu. Diese Zusammenarbeit in Standards und Leitlinien umzusetzen, die dann auch gelebt werden – das war die Hautparbeit.
Das hat dazu geführt, dass Ihre Klinik nun als Neuroonkologisches Zentrum zertifiziert wurde. Wie profitieren die Patientinnen und Patienten davon?
Prof. Stefan Linsler: Das Zertifikat sagt, wir haben unsere Sache mehr als gut gemacht. Alle Strukturen und die Behandlungsqualität wurden genau unter die Lupe genommen. Unserer Klinik wurde bescheinigt, dass wir nicht nur technisch, sondern auch aufgrund unserer Erfahrung in der Lage sind, auf dem modernsten Stand der Technik und dem aktuellen Stand der Wissenschaft, für Patientinnen und Patienten bei Hirntumoren, Tumoren des Rückmarks oder der Nerven und Metastasen im Nervensystem, die individuell besten Diagnose- und Therapiestandards zu erarbeiten und umzusetzen. Wir schaffen damit die Möglichkeit, viele Patientinnen und Patienten wohnortnah zu versorgen, haben aber mit dem Universitätsklinikum in Erlangen einen Partner, der uns bei sehr komplexen Fragestellungen jederzeit unterstützt, beispielsweise spezielle genetische Analysen ermöglicht, um Patientinnen und Patienten in komplexen Fällen eine individualisierte Tumortherapie anbieten zu können. Zudem haben unsere Patientinnen und Patienten, im Rahmen von wissenschaftlichen Studien, Zugang zu modernsten Behandlungsverfahren. Das ist ein großer Vorteil eines zertifizierten Zentrums. Statistiken belegen, dass die Heilungschancen – aber auch die Überlebensdauer bei Patientin und Patienten ohne Aussicht auf dauerhafte Heilung – bei Versorgung in einem onkologischen Zentrum deutlich höher sind.
Wie finden Betroffene zu Ihnen?
Prof.Stefan Linsler: Über das Neuroonkologische Zentrum haben niedergelassene Ärzte jederzeit die Möglichkeit, einen Patienten oder eine Patientin im Rahmen der Tumorkonferenz einem interdisziplinären Team vorzustellen. An der Klinik Hohe Warte gibt es zudem ein MVZ für Neurochirurgie, an das sich Betroffene wenden können. Das MVZ unterstützt uns auch im Laufe der Behandlung: Durch die enge Verzahnung von ambulanter und stationärer Behandlung können wir Patientinnen und Patienten vom ersten Verdacht, über die Diagnostik, bis hin zur Operation und der anschließenden Nachsorge, rundum gut betreuen. Die Termine werden direkt im Haus organisiert und aufeinander abgestimmt, so dass sich Patienten und Patientinnen damit nicht auseinandersetzen müssen. Und es bleibt alles in einer Hand.
Kontakt:
Klinik für Neurochirurgie
Tel: 0921 400-4202
neurochirurgie@klinikum-bayreuth.de
Auch ambulant für Sie da!
MVZ für Neurochirurgie: 0921 400-3670
mvz.khw@klinikum-bayreuth.de