Veröffentlicht am 27.08.2025 14:27

Müllskandal in Tschechien: Weidener Unternehmer verhaftet

Die Deponie in Jiříkov. Foto: František Talíř (Foto: red)
Die Deponie in Jiříkov. Foto: František Talíř (Foto: red)
Die Deponie in Jiříkov. Foto: František Talíř (Foto: red)
Die Deponie in Jiříkov. Foto: František Talíř (Foto: red)
Die Deponie in Jiříkov. Foto: František Talíř (Foto: red)

Ein Entsorgungsunternehmen mit Sitz in Weiden (Oberpfalz) soll monatelang Riesenmengen Müll nach Tschechien transportiert und dort illegal abgelagert habe. Der Geschäftsführer der Firma sitzt jetzt in Haft. Zollfahnder nahmen ihn fest. Im Nachbarland wächst unterdessen der Groll über den nicht abgeholten, teilweise gefährlichen Abfall.

Es geht es um rund 500 Tonnen Müll, die von dem Oberpfälzer Unternehmen ins Nachbarland geschickt worden sein sollen. Darunter ausrangierte Fahrzeug-Batterien und Rotorblätter von Windkraftanlagen.

Anfang des Jahres meldete Bára Šišková, die Bürgermeisterin des Ortes Jiříkov, dass nahe ihres Dorfes bei Ostrava tonnenweise illegaler Müll lagere. Die Bürgermeisterin hinderte an diesem Tag fünf weitere Trucks am Abladen. “Offiziell sollte es sich um Plastik handeln, in der Praxis handelte es sich jedoch um eine Mischung aus Glasfaser, Gummi, Metallen oder Batterieresten”, schrieb damals der stellvertretende tschechische Umweltminister, František Talíř, auf Facebook.

Später wurde bekannt, dass es zwei weitere und noch größere Deponien in Brünn und Mokovice-Slizany mit über 500 Tonnen identischem Müll (entspricht 30 Lkw-Ladungen) gibt. Absender war laut einer Ministeriumssprecherin ein Entsorgungsunternehmen mit Werkshalle in Wernberg und Sitz in Weiden in der Oberpfalz.

Dass Wald und Flur kein geeigneter Ort zur Batterie-Entsorgung sind, ist klar. Aber auch kaputte Rotorblätter können ein echtes Umweltproblem bedeuten. Miriam Loužecká, Sprecherin des tschechischen Umweltministeriums, spricht von “ganzen Flügelstücken oder Teilen von Windkraftanlagen”, die auf den illegalen Deponien liegen.

Der CFK-Kunststoff der Rotoren kann nicht verbrannt werden. In Deutschland gilt seit 2005 zudem ein Deponieverbot. Ein Insider bezeichnet es gegenüber OberpfalzECHO als “großes Rätsel, wo die Abfälle der Rotorblätter der WKA aus Glasfaser/Carbonfaser-Mischverbundfasern in Deutschland verschwinden”.

Auf Beschluss der Staatsanwaltschaft Weiden sind im Januar 2025 das Firmengelände in Wernberg sowie Privat-/Firmen-Adressen in Weiden durchsucht worden. Als Beschuldigte werden der Geschäftsführer sowie ein leitender Mitarbeiter geführt. Die Ermittlungen hat das Zollfahndungsamt übernommen.

Wohin mit dem Müll? Bis heute liegt er auf den illegalen Deponien in Tschechien. Die Regierung der Oberpfalz hatte Ende März per Bescheid die Rücknahme und ordnungsgemäße Entsorgung der noch in der Tschechischen Republik lagernden Abfälle gegenüber der verantwortlichen Firma angeordnet. Da dies nicht erfolgte, beauftragte die Regierung der Oberpfalz inzwischen selbst eine Firma mit der Rückholung. Abgeholt wurde bis dato nichts.

Am Ende bleibt womöglich der Freistaat Bayern auf den Kosten sitzen: Die Firma hat im März Insolvenz angemeldet und steht seither unter der Regie eines Insolvenzverwalters.


Von Udo Fürst
Udo Fürst
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