Brustkrebs! Alleine in Deutschland erkranken jährlich rund 70.000 Frauen neu. Aber auch nach überstandener Akuttherapie bleibt die Erkrankung ein Teil ihres Lebens.
Um Betroffenen Austausch, Information und Unterstützung zu bieten, lädt das Brustzentrum der Klinikum Bayreuth GmbH, gemeinsam mit dem Verein SenoCura – Gemeinsam gegen Brustkrebs e. V. am Mittwoch, 29. Oktober, ab 18 Uhr, zum Patientinnentag ein.
Im Mittelpunkt stehen Themen, die viele Frauen während und nach der Behandlung beschäftigen: Nebenwirkungen der endokrinen Therapie, gynäkologische Probleme und genetische Risikofaktoren. Wir sprachen vorab mit Univ.-Prof. Dr. med. Christoph Mundhenke, Direktor der Frauenklinik und Leiter des Brustzentrums.
Herr Professor Mundhenke, es ist in diesem Jahr bereits der 21. Patientinnentag – warum ist Ihnen die Veranstaltung so wichtig?
Professor Mundhenke: Der Patientinnentag ist ein fester Bestandteil unseres Jahresprogramms. Wir möchten neben den Patientinnen, die gerade bei uns in Behandlung sind, vor allem auch Frauen ansprechen, die die akute Behandlungsphase bereits hinter sich haben. Denn dann ist die Betreuung nicht mehr so engmaschig und es entstehen neue Fragen und Unsicherheiten. Wir wollen auch zu diesen Patientinnen Kontakt halten und ihnen den Austausch untereinander und mit unserem Expertenteam ermöglichen. Unser Ziel ist, ein Netzwerk zu schaffen, in dem sich Betroffene langfristig gut aufgehoben fühlen.
Welche Erfahrungen haben Sie aus den vergangenen Jahren gemacht?
Professor Mundhenke: Das Feedback ist sehr positiv. Viele Teilnehmerinnen berichten, dass sie sich verstanden und ernst genommen fühlen – gerade, weil wir Themen ansprechen, die sonst in den Gesprächen oft zu kurz kommen. Häufig entstehen neue Kontakte und gegenseitige Unterstützung. Das zeigt, wie wichtig dieser Austausch ist.
In diesem Jahr geht es um Nebenwirkungen der endokrinen Therapie, gynäkologische Probleme und die Tumorrisikoberatung. Warum diese Themen?
Professor Mundhenke: Während der akuten Erkrankungsphase sind Patientinnen eng eingebunden. Danach beginnt jedoch eine Zeit, die oft unterschätzt wird. Eine Brustkrebserkrankung begleitet Betroffene und ihre Familien über Jahre – durch Nachsorge und die Sorge vor einem Rückfall. Besonders die endokrine Therapie, die meist über mehrere Jahre läuft, stellt viele Frauen vor Herausforderungen.
Welche sind das?
Professor Mundhenke: Eine endokrine Therapie kann Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Gelenkschmerzen oder Stimmungsschwankungen verursachen. Viele empfinden das als Belastung, weil sie sich eigentlich wieder gesund fühlen. Das führt leider dazu, dass manche die Therapie abbrechen. Wenn Patientinnen aber wissen, welche Beschwerden auftreten können und warum die Behandlung wichtig ist, fällt der Umgang damit leichter. Denn die endokrine Therapie senkt das Rückfallrisiko deutlich – die entsprechende Information ist ein zentraler Baustein der Nachsorge.
Ein Vortrag behandelt gynäkologische Probleme nach Brustkrebs. Was verbirgt sich dahinter?
Professor Mundhenke: Viele konzentrieren sich zunächst auf die Krebserkrankung. Tritt dann etwa eine Scheidentrockenheit, ein Libidoverlust oder eine Zyklusstörung auf, ist die Verunsicherung groß. Solche Beschwerden hängen oft mit der Hormontherapie oder den Folgen der Behandlung zusammen. Je besser wir darüber informieren, desto eher können Patientinnen frühzeitig Hilfe suchen – viele Nebenwirkungen muss man nicht einfach hinnehmen.
Das Brustzentrum der Klinikum Bayreuth GmbH ist zertifiziert. Warum ist das wichtig?
Professor Mundhenke: Ein zertifiziertes Brustzentrum erfüllt strenge Qualitätskriterien. Alle Schritte – von der Diagnostik, über die Therapie, bis zur Nachsorge – sind standardisiert, werden regelmäßig überprüft und interdisziplinär durchgeführt. In Bayreuth profitieren Patientinnen zudem von kurzen Wegen: Vom ersten Verdacht bis zur gesicherten Diagnose, können wir alle Untersuchungen im Haus durchführen. Ein besonderer Vorteil ist die enge Zusammenarbeit mit der plastischen Chirurgie, die von Beginn an eingebunden ist. Ebenso wichtig ist uns die psychoonkologische Begleitung – denn eine Krebserkrankung betrifft immer auch die Seele.
Was wünschen Sie sich vom Patientinnentag 2025?
Professor Mundhenke: Ich wünsche mir, dass unsere Besucherinnen mit neuen Erkenntnissen, praktischen Tipps und einem guten Gefühl nach Hause gehen. Vor allem aber sollen sie spüren: Sie sind nicht allein. Wir begleiten sie – medizinisch, menschlich und mit einem offenen Ohr, wann immer es nötig ist.