Es ist wie ein Brand, den die eigene Feuerwehr gelegt hat. Autoimmune Gastritis kann lebensbedrohlich werden – und die Ursache ist der eigene Körper. Prof. Dr. Alexander Link, seit Oktober Direktor der Klinik für Gastroenterologie an der Klinikum Bayreuth GmbH, kennt die Erkrankung genau. Er sagt: Man kann trotzdem sehr gut damit leben.
Was genau ist Gastritis?
Gastritis ist eine Entzündung der Magenschleimhaut, die Vorstufen von Tumoren auslösen kann. Die häufigste Form wird von Heliobacter-Bakterien induziert. Eine andere Form geht auf die Einnahme von Medikamenten zurück. Daneben gibt es spezielle Formen von Gastritis mit chronischen, entzündlichen Darmkrankheiten. „Und es gibt die autoimmune Gastritis“, sagt Prof. Dr. Link. In diesen Fällen bekämpft das körpereigene Immunsystem Zellen des Magens, in der Folge ist die Funktion des Magens nicht mehr gegeben. Konkret wird die Säureproduktion ausgeschaltet. Zusätzlich verschwinden weitere Faktoren - etwa die, die für die Aufnahme des Vitamins B12 notwendig sind. „So entsteht eine chronische Kaskade.“
Was bedeutet es, wenn der Magen keine Säure produziert?
Aus dem Mund- und Rachenbereich wandern Bakterien in den Magen. Dort besteht ein stark geschütztes System, die auf der Magensäure basiert. Bakterien und auch alles, was der Patient isst, werden verarbeitet und damit entstehen keine weiteren Probleme. „Wenn dieser Säureschutz allerdings ausfällt, können Bakterien ungehindert in den gesamten gastroenterologischen Bereich des Körpers vordingen und dort sehr wohl große Probleme verursachen“, erklärt Prof. Dr. Link. Diese Bakterien können nicht nur den Magen, sondern auch den Dünndarm und den Dickdarm befallen. Es kommt zu einer Akkumulation, also zu einer Vermehrung. Prof. Dr. Link: „Und so entsteht eine Vorstufe von Krebs, wir sprechen von einer Präneoplasie. Das ist ganz klar eine Risiko-Konstellation.“
Wie kann ein Arzt autoimmune Gastritis feststellen?
Goldstandard ist die Magenspiegelung und deren großer Vorteil ist, dass man nicht allein auf den Magen fokussiert zu sein braucht. Ärzte schauen sich auch an, was vor und nach dem Magen kommt - die Speiseröhre und den Dünndarm zum Beispiel. „Wir nehmen auch Proben aus unterschiedlichen Magenbereichen und lassen diese im Institut für Pathologie der Klinikum Bayreuth GmbH beurteilen. Danach können wir genau sagen, wie stark das Gewebe geschädigt ist, ob bereits die Vorstufe zum Krebs erreicht ist und ob es sich tatsächlich um den klassischen Typ der autoimmunen Gastritis handelt“, sagt Prof. Dr. Link. Zusätzlich gibt es eine Möglichkeit, dass man Antikörper bestimmt, die den Magen angreifen können. „Entscheidend ist vor allem, dass Gastritis möglichst frühzeitig entdeckt und die Kaskade der Verschlechterung gestoppt wird.“
Wie verändert eine autoimmune Gastritis das Leben?
Einer der schlimmsten Risikofaktoren ist Alkohol. Dessen Abbauprodukte schädigen die Schleimhaut zusätzlich. Also besser drauf verzichten. Prof. Dr. Link weiter: „Und mit der Kenntnis, dass man eine autoimmune Gastritis hat, ist es natürlich ebenso ratsam, gesund zu leben und sich gesund zu ernähren.“ Medikamente müssen sein, aber auch die Vitaminzufuhr und der Eisenhaushalt sollten im Blick behalten werden. Und eben die regelmäßige Magenspiegelung. „Wenn wir Veränderungen frühzeitig entdecken können, brauchen wir keine Operation an einem fortgeschrittenen Tumor. Denn eine solche Behandlung ist wirklich eine der schlimmsten. Den Magen zu verlieren, ist ein enormer Verlust an Lebensqualität.“