Veröffentlicht am 02.10.2025 10:41

Konservative Diagnostik und Therapie von Hüft- und Kniegelenksarthrose

Dr. med. Ingo Schilasky, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. (Foto: red)
Dr. med. Ingo Schilasky, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. (Foto: red)
Dr. med. Ingo Schilasky, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. (Foto: red)
Dr. med. Ingo Schilasky, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. (Foto: red)
Dr. med. Ingo Schilasky, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. (Foto: red)

Die Arthrose der großen Gelenke, insbesondere Hüfte und Knie, gehört zu den häufigsten degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Schätzungen zufolge, leiden in Deutschland etwa 5 Millionen Menschen an einer klinisch relevanten Arthrose, mit steigender Tendenz aufgrund der demografischen Entwicklung und wachsender Prävalenz von Risikofaktoren wie Adipositas und Bewegungsmangel. Hüft- und Kniearthrose führen zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und damit zu erheblichem Verlust an Lebensqualität. Die Diagnostik beginnt mit der ausführlichen Anamnese, in der Schmerzcharakter, Belastungsabhängigkeit und funktionelle Einschränkungen erfasst werden. Klinisch zeigen sich belastungsabhängige Schmerzen, häufig ein Anlaufschmerz sowie eingeschränkte Beweglichkeit. Die körperliche Untersuchung umfasst die Gelenkfunktion, Achsstellung, Beinlängendifferenz und das Gangbild. Bildgebend ist das konventionelle Röntgen in zwei Ebenen weiterhin Goldstandard. Typische Befunde sind Gelenkspaltverschmälerung, subchondrale Sklerose (Knochenverdichtung), Knochenneubildungen (Osteophyten) und sog. Geröllzysten. In unklaren Fällen oder zur Differenzialdiagnose können MRT oder CT hinzugezogen werden, insbesondere zur Beurteilung von Knorpel, Weichteilen und subchondralen Strukturen.

Die stets zuerst eingeleitete konservative Therapie umfasst ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Medikamentös werden Schmerzmittel (v.a. sog. NSAR), wie Ibuprofen oder Diclofenac, am häufigsten eingesetzt, um Schmerzen zu reduzieren und die Funktion zu verbessern.

Sie können aufgrund von Nebenwirkungen am Magen-Darm-, Nieren- und Herzkreislauf-System, nur zeitlich und dosiert begrenzt eingesetzt werden. Bei entsprechender Behandlungsdauer oder Kontraindikationen können Schmerzmittel, wie Paracetamol oder in Ausnahmefällen Opioide, zum Einsatz kommen. Alternativ erfolgt, zur Verbesserung des Leidensdrucks, die Therapie mit Gelenkinfiltrationen. Hier kommen insbesondere Hyaluron oder Eigenblut zum Einsatz.

Hyaluronsäure soll die Viskosität der Synovia (Gelenkflüssigkeit) verbessern, die Gleitfähigkeit steigern und Entzündungsprozesse modulieren. Ein struktureller Aufbau des Gelenkes bzw. eine Ausheilung der Erkrankung ist nicht zu erwarten.

In vielen Fällen berichten Patienten über eine deutliche Besserung der Symptomatik. Eigenblut-Injektionen (PRP, Platelet-Rich Plasma) enthalten Wachstumsfaktoren, die regenerativ wirken und Entzündungen reduzieren können. Besonders bei leichter bis mittelgradiger Arthrose, zeigen sich positive Effekte auf Schmerz und Funktion.

Die Stammzelltherapie
Der Einsatz mesenchymaler Stammzellen aus Knochenmark oder Fettgewebe, ist ein innovativer Ansatz mit dem Ziel der Knorpelregeneration. Die Methode befindet sich noch im experimentellen Bereich, erste Ergebnisse liegen vor, eine konkrete Empfehlung kann jedoch noch nicht gegeben werden. An nichtmedikamentösen, konservativen Maßnahmen, haben sich diverse Therapien etabliert.

Hilfsmittel, z.B. Gehhilfen, Pufferabsätze oder Orthesen, können die Gelenkbelastung reduzieren und die Mobilität verbessern. Heilmittel, allen voran die Physiotherapie, instruieren die Patienten zur selbstständigen Durchführung von Kräftigungs-, Bewegungs- und Koordinationstraining, um die Krankheitsprogredienz zu verlangsamen.

Alternative Verfahren, wie Akupunktur, wird in Leitlinien als ergänzende Option bei Kniearthrose anerkannt und kann eine Schmerzreduktion bewirken. Homöopathische Präparate und pflanzliche Wirkstoffe, wie Teufelskralle oder Weidenrinde, werden von Patienten häufig nachgefragt, die Evidenz ist jedoch begrenzt.

Neuere Untersuchungen schreiben Methoden, wie der fokussierten Stoßwellentherapie, einen positiven Effekt zu. Eine wesentliche Behandlungsmaßnahme ist die Lebensstilmodifikation. Körpergewichtsreduktion bei Übergewicht senkt die mechanische Belastung des Gelenks deutlich.

Regelmäßige Bewegung, gelenkschonende Sportarten, wie Radfahren oder Schwimmen, sowie gezieltes Muskeltraining verbessern die Funktion und verlangsamen das Fortschreiten der Erkrankung. Reichen konservative Therapien nicht mehr aus, ist die Lebensqualität erheblich eingeschränkt, kommen schließlich operative Verfahren in Betracht.

Arthroskopische Eingriffe haben sich bei Arthrose als wenig wirksam erwiesen. Bei fortgeschrittener Gelenkzerstörung sind Endoprothesen (Hüft- oder Knie-Totalendoprothese) das Mittel der Wahl.

Diese Eingriffe zählen zu den erfolgreichsten Operationen der Orthopädie mit hoher Patientenzufriedenheit und guter Langzeithaltbarkeit.

Fazit:Die konservative Therapie der Hüft- und Kniearthrose ist multimodal und individuell an die Bedürfnisse der Patienten anzupassen. Sie reicht von schmerzlindernden Medikamenten, über physikalische Maßnahmen und Hilfsmittel, bis hin zu intraartikulären Injektionen. Ergänzend können alternative Methoden versucht werden. Erst bei Versagen dieser Maßnahmen sollte die operative Versorgung erfolgen.

Ihr Ansprechpartner für orthopädische Erkrankungen

Dr. med. Ingo Schilasky, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, zertifizierter Fußchirurg nach D.A.F., Endoprothetik Hüfte und Knie


Von red
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