Das bayerische Umweltministerium dreht den Geldhahn für mehr Nachhaltigkeit auf – wenn auch gedrosselt. Der Freistaat bezuschusst sogenannte Repair-Cafés, allerdings nur etwa zehn Prozent der insgesamt 300 Reparaturinitiativen im Freistaat.
Der Grund: die Förderkriterien sind so streng, dass nur wenige in den Genuss eines Teils der insgesamt 46.000 Euro kommen. Eines dieser Repair-Cafés sitzt in Pegnitz, wo sich circa zehn Ehrenamtliche um nicht mehr funktionierende Gebrauchsgegenstände kümmern.
Reparaturinitiativen, wie in Pegnitz, leisten einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit, indem sie die Lebensdauer von Gebrauchsgegenständen verlängern. Und was ebenso wichtig ist: Sie füllen auch eine Marktlücke: Im Handel werden Reparaturen oftmals gar nicht mehr angeboten, weil sich das für die Geschäfte nicht lohnt.
Den Geschäften fehlt wegen des Fachkräftemangels außerdem das Personal für Reparaturen. Die Folge: Verbrauchern mit defekten Toaster oder Regenschirm bleibt gar nichts anderes übrig, als einen neuen zu kaufen und den alten zu entsorgen.
Hier greift die Idee der Repair-Cafés. Die bayerische Staatsregierung ist von den meist ehrenamtlichen Reparaturinitiativen so angetan, dass das Umweltministerium ein Förderprogramm aufgelegt hat: Nicht-gewerbliche Repair-Cafés können jährlich einen Zuschuss von bis zu 3.000 Euro erhalten. Allerdings: Von den bayernweit rund 300 Reparaturinitiativen, von denen das Umweltministerium weiß, erhalten derzeit nur 36 eine Förderung, aktuell in einer Gesamthöhe von 46.000 Euro.
Ob defekter Staubsauger, kaputter Wasserkocher oder zerfledderter Teddybär: Im Repair-Café Pegnitz bekommen defekte Gebrauchsgegenstände eine zweite Chance. Für diesen kostenlosen Service packen die zehn bis zwölf Ehrenamtlichen ungefähr viermal im Jahr an, damit der Müllberg nicht noch größer wird.
Jutta Schreiber-Nagengast vom Organisationsteam des Repair-Cafés weiß um die Fördermöglichkeit des Staatsministeriums, bedauert aber, dass sie dafür nicht infrage kommen: „Wir können die Voraussetzung nicht erfüllen. „Wir sind ein Team von Ehrenamtlichen, die auch bei anderen Organisationen beziehungsweise Projekten engagiert sind und können deshalb das Repair-Café nur circa vierteljährlich anbieten.” Das Angebot fuße schließlich zu hundert Prozent auf ehrenamtlichem Engagement. Für die Freiwilligen passe das besser ins Zeitmanagement mit Beruf und Privatleben.
Die Ehrenamtlichen im Pegnitzer Repair-Café haben Spaß an der Reparatur von Geräten. Sie gehen mit Engelsgeduld ihrem Hobby nach und bringen ihre Berufserfahrungen fast leidenschaftlich ein. „Auch weil wir so die Intention der Fair-Trade-Steuerungsgruppe unterstützen, nicht gleich alles, was noch funktionieren könnte, in den Müll zu werfen. Dadurch können wir dem großen Elektroschott-Müllberg in Deutschland vielleicht ein paar Zentimeter abzwacken”, hofft Schreiber-Nagengast.
Beim jüngsten Treff waren es zehn Reparateure, die sich um die Sorgenkinder kümmerten, darunter Kaffeemaschinen, elektrische Gartengeräte, Audioanlagen, Lampen und mehr. Mit Irene Schönfeld ist sogar eine Schneiderin dabei, die sich um defekte Kleidung, eine neue Naht oder einen neuen Reißverschluss, kümmert.
Da ist zum Beispiel der Teddybär mit seinem elektrischen Innenleben, das nicht mehr funktioniert. Nach der „Operation” durch einen pensionierten Elektrik-Ingenieur erwacht „Bärli” wieder zu neuem Leben, brummt und winkt mit den Armen wie ein Junger.
Das Angebot des Repair-Cafés werde sehr gut angenommen, erklärt Schreiber-Nagengast. Elektro- und Haushaltsgeräte, Fernseh- und Radiogeräte, Spielekonsolen, Metallgegenstände, Textilien, Fahrräder oder Möbel: all dieser kaputten Teile nehmen sich die Bastler und Tüftler des Repair-Cafés an.
Die Arbeit der Freiwilligen werde überaus geschätzt und sehr gut angenommen. „Wir sind fast jedes Mal völlig ausgebucht”, weiß Jutta Schreiber-Nagengast.
Das nächste Repair-Café findet am Samstag, 18. Oktober, von 13 bis 15:30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Pegnitz statt.