Davon träumt jeder kleine Fußball-Torwart: Einmal seinen Kasten gegen einen haushohen Favoriten sauber halten, einen Elfmeter parieren und dann als Held gefeiert werden im DFB-Pokal. Genau das ist einem Fußballer aus der Region jetzt gelungen. Am Ende feierte sein Team, der FC Energie Cottbus, vor allem dank seines Keepers einen überraschenden 1:0-Sieg gegen den Zweitligisten Hannover 96.
Als sich Alexander Sebald am Samstagnachmittag auf das DFB-Pokalspiel seines FC Energie (3. Liga) gegen Hannover vorbereitete, dachte er wohl nicht im Entferntesten daran, das dies einer der größten Tage in seinem Fußballerleben werden sollte. Und zugleich einer der schwersten.
Es war kein leichter Gang für den gebürtigen Pegnitzer. Kurz vor seinem größten Karriere-Moment musste Sebald einen schweren Schicksalsschlag verkraften. „Ich muss erstmal runterkommen. Heute kommt alles zusammen nach der harten Woche für mich persönlich. Ich hatte einen Todesfall in der Familie, deswegen freut es mich heute umso mehr, dass ich der Mannschaft mit so einer Leistung helfen konnte”, sagte Sebald beim TV-Sender Sky.
Welches Familienmitglied gestorben sei, behielt der Keeper für sich. Stattdessen versuchte er, die wohl schönsten Fußball-Minuten seiner Laufbahn irgendwie zu genießen. Sebald schnappte sich das Mikrofon und feierte gemeinsam mit den Fans in der Kurve.
Eigentlich ist Sebald „nur” zweiter Torhüter hinter dem Cottbuser Stammkeeper Elias Bethke (22). Doch weil sich der beim Aufwärmen verletzt hatte, musste (durfte) der beim SV Gößweinstein und der SpVgg Greuther Fürth ausgebildete Keeper von Beginn an ran in der ersten DFB-Pokalrunde.
Mit einem gehaltenen Elfmeter und zahlreichen weiteren Paraden avancierte der Schlussmann zum Mann des Spiels und sorgte dafür, dass Cottbus erstmals seit 2013 in der zweiten Pokalrunde steht. „Das sind genau die Momente, auf die du als zweiter Torwart hinarbeitest”, sagte Sebald laut dem rbb.
Das Spiel sollte das bisher größte werden in seiner Karriere, die Sebald zuvor schon zu Kickers Offenbach, Hansa Rostock, SV Lustenau (Österreich) und SV Rödinghausen geführt hatte. Seit 2022 kickt er nun bei den Lausitzern in Cottbus. Dort pflegt er ein freundschaftliches Verhältnis mit seinem „Kontrahenten” im Tor, Elias Bethke. „Eli und ich, das ist eine besondere Verbindung. Ich würde fast sagen, dass wir wie Brüder sind”, sagte Sebald über die Beziehung zu seinem Torwart-Kollegen.
Trainer Claus-Dieter Wollitz attestierte seinem Schützling nach dessen Glanzleistung „tausend Hände”. Sebald habe sich in jeden Ball geschmissen. „Der Mensch Sebald hat sich das heute verdient. Vom ersten Tag an hat er eine Identifikation mitgebracht. Seine Einstellung, sein Charakter ist menschlich das höchste Regal. Dafür ist er heute belohnt worden”, lobte Wollitz.
In den vergangenen zwei Spielzeiten kam der gebürtige Franke lediglich fünfmal im Brandenburgischen Landespokal zum Einsatz. Jetzt bescherte er der Lausitz einen magischen Pokalabend und garantierte 400.000 Euro für den Einzug in die zweite Pokalrunde. „Die Sehnsucht hier war riesengroß”, bestätigte Wollitz.