Veröffentlicht am 04.12.2025 10:41

Süffiges Bier statt trockener Politik

Braumeister Julian Springer an den Kesseln, die für ihn die Welt bedeuten. Das Foto entstand in der Ols-Brauerei in Oldenburg.  (Foto: uf)
Braumeister Julian Springer an den Kesseln, die für ihn die Welt bedeuten. Das Foto entstand in der Ols-Brauerei in Oldenburg. (Foto: uf)
Braumeister Julian Springer an den Kesseln, die für ihn die Welt bedeuten. Das Foto entstand in der Ols-Brauerei in Oldenburg. (Foto: uf)
Braumeister Julian Springer an den Kesseln, die für ihn die Welt bedeuten. Das Foto entstand in der Ols-Brauerei in Oldenburg. (Foto: uf)
Braumeister Julian Springer an den Kesseln, die für ihn die Welt bedeuten. Das Foto entstand in der Ols-Brauerei in Oldenburg. (Foto: uf)

Julian Springer sammelt Auszeichnungen wie andere Briefmarken. Ok, das ist etwas übertrieben. Aber sehen lassen kann sich die Vita des 26 Jahre alten Braumeisters auf jeden Fall: Kammersieger bei der Gesellenprüfung, Jahrgangszweiter beim Landesentscheid Bayern und jetzt HWK-Jahrgangsbester des Meisterlehrgangs an der Doemenz Akademie in München im Brau- und Malzwesen.

Dabei war der Weg des Pegnitzers ein durchaus ungewöhnlicher. Nach dem Abitur 2107 und einem sozialen Jahr begann er ein Studium in Geschichte und Politikwissenschaft. Der Masterabschluss hatte 500 Stunden Praktikum oder eine Ausbildung in einem historischen Handwerk als Zugangsvoraussetzung.

Weil Julian schon länger Hobbybrauer war, bewarb er sich für ein entsprechendes Praktikum bei der Brauerei Rittmayer in Hallerndorf. „Nach drei Tagen war mir klar, dass mich das deutlich glücklicher macht als das Studium und ich habe den Betriebsleiter gefragt, ob er mich auch ausbilden würde. Hat funktioniert”, schildert der junge Mann.

Danach führte ihn der Weg zur Ols-Brauerei nach Oldenburg in Niedersachsen, einer für ihn sehr wichtigen Station. „Da hatte ich viele Freiheiten, gleichzeitig genau das richtige Maß an Herausforderungen und ein kleines, aber feines Team um mich herum”, erzählt Springer. Alles Dinge, die ihn an seiner neuen Anstellung begeistert hätten. „Ich konnte mich beruflich und persönlich toll weiterentwickeln und habe einige meiner besten Freunde kennengelernt. Die Zeit dort bleibt mir sehr positiv in Erinnerung.”

Wie war es, als Franke bei den „Fischköpfen” in Oldenburg zu leben? „Es war es toll. Zwar ist es etwas verwirrend, wenn man sein Leben lang denkt, dass man ohne Akzent spricht, dann aber regelmäßig auf sein rollendes 'R' angesprochen wird. Aber abgesehen von anfänglichen Verständigungsproblemen – einer meiner Mitbewohnerinnen musste ich ein Wörterbuch Deutsch-Fränggisch schenken – habe ich die Stadt, die Region und die Leute dort ins Herz geschlossen.” Nur die große Entfernung zu den Bergen und Klettergebieten in Bayern habe alles etwas schwieriger gemacht.

Eineinhalb Jahre später wagte Julian den nächsten Step: Er wechselte von Maischetopf, Messbecher und Thermometer an den Schreibtisch, heuerte beim Anlagenhersteller BrauKon am Chiemsee an. Warum dieser Schritt? Springer: „Nach der Meisterschule wollte ich viel herumkommen und Brauereien weltweit kennenlernen. Das geht in der 'normalen' Produktion nicht, gerade, wenn man als Meister Verantwortung trägt. Außerdem wollte ich mein Wissen im technischen Bereich erweitern.”

Bei der Firma BrauKon in Seeon am Chiemsee ist der junge Braumeister hauptsächlich dafür verantwortlich, national und international Serviceeinsätze zu planen und zu koordinieren. „Beispiel: Ein Kunde kauft bei uns „eine Brauerei“ und möchte nach X-Jahren seine Anlagen warten, um die Produktionszuverlässigkeit zu erhalten. Ich kümmere mich dann darum, die richtigen Verschleißteile zu bestellen und die Reise für unsere Servicetechniker zu den jeweiligen Kunden auf der ganzen Welt zu organisieren.”

Das sei mitunter schon recht schwierig, weil die meisten Brauereien ihre Wartungen so ziemlich im gleichen Zeitraum, von Januar bis März, durchführen wollen, da hier traditionell die Produktion geringer ist und man die Zeit für Wartung und Instandhaltung nützen möchte. „Dann muss ich halt gut durchplanen, damit jeder Kunde zu seinem Recht kommt.”

Julian ist in Pegnitz geboren und aufgewachsen, hat deshalb auch noch viele Kontakte in die alte Heimat. „Über die Jahre aufgebaute Freundschaften verliert man nicht so schnell. Ich komme auch noch oft nach Pegnitz. Ich habe ja zwei Jahre in Niedersachsen gelebt, da ist die Heimfahrt vom Chiemsee im Vergleich nur ein Katzensprung.” Springer ist sehr aktiv im Waldstock Verein und kommt auch deswegen regelmäßig für Veranstaltungen nach Pegnitz.

Der „Pegnitzer am Chiemsee” hat trotz aller beruflichen Herausforderungen viele Hobbys. „Zu viele, um alle aufzuzählen”, sagt Julian. Die größte Rolle spiele dabei der Sport, auch als Ausgleich zu seinem Büro-lastigen neuen Job. „Ich mache vor allem Ausdauerlauf, Klettern/Bouldern und wandere gerne. Für all das ist die Region Chiemsee natürlich perfekt geeignet. Ich freue mich vor allem schon auf das Skifahren im Winter.”

1.500 Handwerkerinnen und Handwerker haben ihre Meisterprüfung bestanden

Julian Springer unter den Besten Bayerns

1.500 Handwerkerinnen und Handwerker haben in diesem Jahr in Oberbayern ihre Meisterprüfung bestanden. Bei Deutschlands größter Meisterfeier im Handwerk erhielten sie im ICM der Messe München ihre Meisterbriefe. „Sie sind Theoretiker und Praktiker. Sie sind Ausbilder und Führungskräfte. Sie haben die besten Voraussetzungen, ein Unternehmen zu leiten. Ein Bildungsabschluss, der all diese Qualitäten in sich vereint, sucht seinesgleichen. Viele von Ihnen haben die Meisterfortbildung parallel zu ihrer regulären Beschäftigung, mit familiären Verpflichtungen, absolviert. Diese Dreifachbelastung zu schaffen, ist im wahrsten Sinne des Wortes meisterlich und aller Ehren wert“, gratulierte Kammerpräsident Franz Xaver Peteranderl in seiner Rede.

Das Handwerk habe auch in Krisenzeiten viel zu bieten, machte der Kammerpräsident deutlich: „Unser Wirtschaftsbereich steht für krisensichere Arbeitsplätze, familiäre Strukturen, regionale Verbundenheit und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, Karriere als Betriebsleiter oder als Unternehmerin zu machen.“ Peteranderl berichtete, dass die Arbeitslosenquote von Meistern niedriger sei als die von Hochschulabsolventen. Auch beim Verdienst liegen beruflich Qualifizierte oftmals vorne. „Daher sollte so mancher Bachelorstudiengang froh sein, dem Meister gleichgestellt zu sein“, stellte der Kammerpräsident selbstbewusst klar. Peteranderl wies darauf hin, dass Handwerkerinnen und Handwerkern laut Studien überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Beruf sind: „Sie sehen die Früchte ihrer täglichen Arbeit und identifizieren sich mit ihrem Gewerk. 92 Prozent der Handwerker halten ihre Tätigkeit für sinnhaft, während dies in der Gesamtbevölkerung nur auf 69 Prozent zutrifft.“

Das Handwerk sorgt für individuelle Mobilität, schafft hochqualitativen Wohnraum und erbringt wertvolle Gesundheitsdienstleistungen. Der Kammerpräsident: „Als Brauer und Mälzer sind Sie eine tragende Säule bayerischer Gemütlichkeit, versüßen uns als Konditoren das Leben, bauen unsere Möbel und treiben als Elektrotechniker und Installateure Energiewende und Klimaschutz voran. Es gibt kaum einen Bereich des täglichen Lebens, in dem Handwerkerinnen und Handwerker nicht eine tragende Rolle spielen.“ Die Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI) stelle für das Handwerk keine Gefahr dar, so Peteranderl: „Bis die KI einen Rundbogen mauern, eine Leitung reparieren oder Flechtfrisuren zaubern kann, wird noch viel Zeit vergehen.“

Mit Blick auf die Arbeitsplatzsicherheit im Handwerk betonte der Kammerpräsident, dass das Potenzial an Erwerbstätigen in Deutschland mit dem Renteneintritt der Babyboomer-Generation weiter drastisch abnehmen werde: „Die Konkurrenz um die besten Köpfe wird gerade im nicht-akademischen Bereich immer größer. Sie haben die höchste Qualifikationsstufe im Handwerk erreicht und können der Zukunft gelassen entgegenblicken.“

Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder gratulierte im Namen der Staatsregierung: „Der Meisterbrief ist Ausdruck von Verstand, Einsatz und eigener Hände Arbeit. Das Handwerk ist eine der solidesten Säulen unserer Wirtschaft. In Bayern haben wir die meisten Meister und unsere duale Ausbildung ist weltweit geschätzt. Wir stärken das Handwerk konsequent: an den Schulen haben wir den ‚Tag des Handwerks‘ eingeführt, die Berufsbildungszentren bauen wir aus und als erstes Bundesland haben wir die Meisterausbildung kostenfrei gemacht. Meister und Master sind gleichwertig. Leistung ist die Basis des Erfolgs – und sie muss sich lohnen. Dafür brauchen wir weniger Bürokratie, mehr Freiheit und niedrigere Steuern. Wir kämpfen für die Senkung der Erbschaftsteuer, damit Betriebsübergaben gelingen und kein Betrieb verloren geht. Danke an die Handwerkskammern sowie die Prüfer, die für Qualität sorgen und ihre Praxiserfahrung weitergeben.“


    Von Udo Fürst
    Udo Fürst
    north