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Vor 30 Jahren: Vorboten der Einheit | inbayreuth.de
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Veröffentlicht am 30.09.2019 09:00
Veröffentlicht am 30.09.2019 09:00

Vor 30 Jahren: Vorboten der Einheit

Flüchtlinge Prager Botschaft 1989 in Bayreuth BGS Foto Klaus Peter Volke (Foto: Klaus-Peter Volke)
Flüchtlinge Prager Botschaft 1989 in Bayreuth BGS Foto Klaus Peter Volke (Foto: Klaus-Peter Volke)
Flüchtlinge Prager Botschaft 1989 in Bayreuth BGS Foto Klaus Peter Volke (Foto: Klaus-Peter Volke)
Flüchtlinge Prager Botschaft 1989 in Bayreuth BGS Foto Klaus Peter Volke (Foto: Klaus-Peter Volke)
Flüchtlinge Prager Botschaft 1989 in Bayreuth BGS Foto Klaus Peter Volke (Foto: Klaus-Peter Volke)

BAYREUTH. Heute ist es 30 Jahre her: Als am 30. September 1989 der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher den auf dem Prager Botschaftsgelände ausharrenden DDR-Flüchtlingen verkündete, dass diese in die Bundesrepublik ausreisen dürfen, war dies auch ein Signal dafür, dass Bayreuth und Oberfranken von der Rand- lage am Eisernen Vorhang wieder in das Herz Europas rücken.

Klaus-Peter Volke, der damals als freier Pressefotograf arbeitete, erinnert sich, dass der erste Sonderzug Nummer 18518 mit Flüchtlingen aus der Prager Botschaft am 1. Oktober um 14.50 Uhr am Bayreuther Hauptbahnhof ankam. Insgesamt sechs Züge mit insgesamt fast 6.000 Flüchtlingen waren am Vortag um 21.46 Uhr in Prag abgefahren, musste aber verschlossen einen Umweg von 495 Kilometer über das Gebiet der DDR nehmen. Während der Fahrt stiegen Stasi-Mitarbeiter zu und nahmen den Botschaftsflüchtlingen in den Zügen die DDR-Pässe ab, was faktisch die Ausbürgerung bedeutete.

In Hof angekommen, wurden die Flüchtlinge zur Weiterfahrt verteilt. Im ersten Sonderzug nach Bayreuth kamen 365 und in einem zweiten weitere 60 Flüchtlinge am Hauptbahnhof an. Am Bahnsteig standen damals einige hundert Bayreuther zur Begrüßung, allen voran der damalige Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz. Auf dem Bahnhofsvorplatz kam es zu ersten Kontaktaufnahmen zwischen den Bayreuthern und den neuen Mitbürgern.

Mehr als ein Drittel der am 1. Oktober 1989 nach Bayreuth gekommenen Ex-DDR-Bürger wollte sich nach den damals gemachten Erhebungen in der Region Bayreuth niederlassen. Die meisten von ihnen hatten keine Sorge, einen Arbeitsplatz zu finden. Als Hauptproblem sahen alle die Wohnungssuche an.

Zunächst wurden die Flüchtlinge allerdings erst einmal von Fahrzeugen des Bundesgrenzschutzes in die vorbereiteten Unterkünfte auf dem BGS-Gelände gebracht, wo sie offiziell registriert wurden. In der ersten Nacht in der Bundesrepublik war es das Wichtigste, nach den menschenunwürdigen Verhältnissen in der Prager Botschaft endlich wieder in einem richtigen Bett zu schlafen. Tagelang erstellten anschließend Mitarbeiter des Arbeitsamtes in der BGS-Kaserne Arbeitslosenmeldungen. Bei den Bayreuthern löste die Ankunft der ersten Flüchtlinge eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Beim Bürgerdienst im Rathaus stapelten sich schon am 2. Oktober Hilfsgüter. Am 5. November trafen weitere 500 Flüchtlinge, die den Umweg über Tschechien gemacht hatten, in Bayreuth ein. Nur vier Tage später fielen die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze. Alleine am Wochenende 11./12. November 1989 kamen 25.000 DDR-Bürger zu einem Wochenend-Trip nach Bayreuth. kpv/rs


Von Roland Schmidt

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