Bei der Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbands Bayreuth ging eine Ära zu Ende. Nach 20 Jahren traten Vorsitzender Wolfgang Lüdtke, sein Stellvertreter Peter Zeitler und Schatzmeister Horst Auernheimer zurück.
Als neuer Vorsitzender wurde Thomas Schmid gewählt. Er übernimmt die Leitung des Dachverbands der Bayreuther Sportvereine für die nächsten drei Jahre. Der neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Thomas Schmid (Vorsitzender), Bernd Meier (Stellvertreter), Mario Schrödel (Sportwart) und Roland Dörfler (Schatzmeister).
Die Wahl zeigte jedoch Spannungen im Verband. Zwei Lager standen sich gegenüber: der bisherige Vorstand und das Sportkuratorium. Im Mittelpunkt des Konflikts steht die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft. Diese wurde 2024 nicht mehr vom Verband, sondern erstmals vom Sportkuratorium organisiert.
„Jetzt müssen Jüngere ran“, sagt Wolfgang Lüdtke. Sein Rücktritt nach 20 Jahren als Vorsitzender sei lange geplant gewesen. „Ich bin 77 – es ist Zeit, abzugeben.“ Der Konflikt mit der Stadt habe damit nichts zu tun, betont er.
Der Stadtsportverband vertritt 71 Vereine mit über 20.000 Aktiven. Ziel ist es, den Sport in der Stadt zu stärken – in Politik, Medien und bei Förderern. Besonders wichtig sind der Breiten- und Jugendsport. Auch bei finanziellen Engpässen oder in Notsituationen unterstützt der Verband.
Streit um die Stadtmeisterschaften – Stadtsportverband fühlt sich übergangen
Ein Reizthema der letzten Jahre: die Stadtmeisterschaften. Seit vielen Jahren organisiert der Stadtsportverband Bayreuth die Stadtmeisterschaften. Grundlage dafür war eine städtische Regelung aus dem Jahr 2001. Darin steht klar: Der Stadtsportverband ist Ausrichter der Stadtmeisterschaften. Veranstalter ist die Stadt Bayreuth. Die alte Regelung stehe weiterhin auf der Website der Stadt.
Doch das hat sich geändert. Ohne vorherige Abstimmung ging die Organisation der Meisterschaften an das Sportamt und das Sportkuratorium über. „Wir wurden übergangen”, sagt Wolfgang Lüdtke vom Stadtsportverband. Eine Zustimmung des Verbands, wie in der geltenden Ordnung vorgesehen, habe es nicht gegeben.
Das führe zu großer Unzufriedenheit, so Lüdtke. Denn laut geltenden Bestimmungen – veröffentlicht mit dem offiziellen Stadtlogo – dürfen Stadtmeisterschaften nur mit Zustimmung des Stadtsportverbands stattfinden.
Ein Wendepunkt sei ein Vorfall in der Oberfrankenhalle gewesen. Damals wurde eine Tür beschädigt. Sportamts-leiter Christian Möckel erklärte damals, der Stadtsportverband müsse als Veranstalter für den Schaden aufkommen. „Das war für uns neu. Wir waren immer nur Ausrichter, nie Veranstalter”, so Lüdtke.
In den Folgejahren musste der Verband Verträge unterschreiben, in denen er als Veranstalter geführt wurde. Dadurch ergaben sich juristische Risiken. Anders als die Stadt oder die Sportvereine, ist der Stadtsportverband nicht automatisch haftpflichtversichert. Deshalb schloss er auf eigene Kosten Versicherungen ab – rückblickend wohl unnötig.
Der Verband wandte sich daraufhin an den Oberbürgermeister und bat um Klärung. Die Reaktion: Die Zuständigkeit wechselte offiziell zum Sportkuratorium. „Im letzten Jahr lief die Organisation gut, weil Herr Möckel wusste, wie es funktioniert, er war ja lange im Stadtsportverband tätig und hatte die Stadtmeisterschaften mit uns gemeinsam organisiert”, sagt Lüdtke. „Aber es sind unsere Vereine, die die Meisterschaften austragen.”
Laut Lüdtke sei das Vorgehen nicht rechtens. „Wir wurden weder gefragt, noch haben wir zugestimmt. Das widerspricht den gültigen Regeln.” Für 2026 hat das Sportkuratorium bereits erneut die Ausrichtung beantragt – wieder ohne Rücksprache.
Der Stadtsportverband sieht sich benachteiligt. Die Stadtmeisterschaften waren bislang die wichtigste Einnahmequelle des Verbands. Zwischen 5.000 und 10.000 Euro pro Jahr flossen daraus zurück an die Vereine. „Diese Einnahmen fehlen uns jetzt“, so Lüdtke.
Zudem kritisiert er eine politische Verflechtung: Der Sportamtsleiter untersteht dem Oberbürgermeister. Dieser wiederum erklärte den Dritten Bürgermeister Stefan Schuh, zum Sportbürgermeister. Schuh wurde auch Vorsitzender des Sportkuratoriums.
Wolfgang Lüdtke vermutet wirtschaftliche Interessen hinter dem Wechsel. Der Stadtrat hatte zuvor beschlossen, die städtischen Sportstätten besser zu vermarkten – vor allem die Oberfrankenhalle. „Ich glaube, das alles führte zu dieser Zwangsehe zwischen Sportamt, Sportbürgermeister und Kuratorium“, so Lüdtke.
„Unsere Nachfolger sollen sich dieser Sache annehmen“, so Lüdtke weiter. „Es geht um die Rolle des Verbandes, nicht um persönliche Eitelkeiten.“
Eine Zusammenarbeit mit dem Sportamt? Die Bereitschaft sei da, sagt Wolfgang Lüdtke vom Stadtsportverband. Doch der Wille zur Zusammenarbeit komme offenbar nur von einer Seite.
„Wir arbeiten alle ehrenamtlich. Unsere Unterstützung wäre kostenlos – und fachlich fundiert“, erklärt Lüdtke. Trotzdem sei der Verband bei Veranstaltungen wie den Stadtmeisterschaften oder dem Sportfestival nicht mehr eingebunden worden.
Das sei enttäuschend, meint er. „Man betont öffentlich die Bedeutung des Ehrenamts für die Gesellschaft. Aber wenn es konkret wird, lässt man es außen vor.“ Diese Erfahrung habe den Verband tief getroffen.