Veröffentlicht am 31.07.2025 08:58

Engagement für Qualifikation

Foto: red
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Für Dr. Stefan Zimmermann sind sie „unsere schwächsten Patienten“. Es sind jene, die einen Herzstillstand erleiden. Für sie braucht es Erfahrung und fest trainierte Strukturen, da jede Minute zählt. Dafür setzt sich Dr. Zimmermann, Leitender Oberarzt in der Klinik für Kardiologie des Klinikum Bayreuth, ein.

Angefangen hat es für Zimmermann vor exakt zehn Jahren. Er war schon lange Arzt und Notarzt, dachte, er sei für den Notfall gut gewappnet. Dass es trotzdem immer besser geht, erlebte er in einem Kurs der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth – einem Bildungsinstitut, das eng mit deutschen und europäischen Fachgesellschaften zusammenarbeitet, welche die Behandlungsleitlinien kontinuierlich weiterentwickeln.

Dass der Draht zwischen Vordenkern der modernen Notfallmedizin und Vermittlern von Wissen und Können kurz ist, ist vielleicht der wichtigste Pluspunkt, den der Kurs „Advanced Life Suport“ (ALS) zu bieten hat. „Das Format hat mich begeistert“, sagt Zimmermann. Didaktisch strukturiert, inhaltlich absolut state of the art: vom Erkennen von Rhythmusstörungen und umkehrbarer Ursachen eines Herzstillstandes, über die Reanimation und den korrekten Einsatz des Defibrillators, von der elementaren Frage, wann welche Medikamente zum Einsatz kommen, bis hin zu dem Expertenwissen, das es braucht, wenn der Kreislauf wieder da ist und es gilt, Hirnschäden zu verhindern. Am Ende ist eine Prüfung zu bestehen und wer sein Zertifikat behalten möchte, muss den Kurs alle drei Jahre neu absolvieren.

Zimmermann macht mehr als das. Das ALS-System funktioniert nach einer Art Schneeballsystem. In jedem Kurs wählen die Instruktoren Teilnehmer aus, die selbst das Zeug zum Lehrenden haben. Der Bayreuther Kardiologe wurde ausgewählt. Seither finden ALS-Kurse regelmäßig auch in Bayreuth statt. Und das hat auf vielen Ebenen ganz konkrete, positive Folgen:

Für die Teilnehmenden eines solchen Kurses. Für Pflegekräfte, Assistenzärztinnen und Assistenzärzte. Die, sagt Zimmermann, haben gerade zu Beginn ihrer Karriere im Krankenhaus Ängste. Vor der ersten Nachtschicht auf der Intensivstation. Davor, bei einem Herzstillstand nicht richtig oder nicht rechtzeitig reagieren zu können. „Die jungen Kolleginnen und Kollegen sind voll in der Verantwortung und sie wissen sehr genau, dass die Erstversorgung für das Outcome bei einem Herzstillstand entscheidend ist.“ Wenn sie nach dem Kurs rausgehen in ihren Alltag, sind sie sicherer. „Man spürt die Erleichterung“, sagt Zimmermann. Dass gleichzeitig erfahrene Pflegekräfte, die in Ausbildung und Lehre ihrer eigenen Kollegen eingesetzt sind, nach dem Kurs das ALS-Konzept weitertragen, ist für die Qualität der Notfallversorgung am Klinikum Bayreuth von besonderer Bedeutung.

Folgen hat das Engagement des Kardiologen und der ALS-Initiatoren auch für die Krankenhäuser und Organisationen. Dass sich etwa das Klinikum Bayreuth Cardiac Arrest Center nennen darf, hat maßgeblich damit zu tun, dass hier genügend ALS-geschulte Fachkräfte arbeiten. Ein Cardiac Arrest Center ist ein Krankenhaus, das spezialisierte Einrichtungen für die klinische Akutbehandlung von Patienten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand vorhält.

Aktuellen Statistiken zufolge gibt es in Deutschland nur 114 solcher Cardiac Arrest Center – übrigens: das englische Cardiac Arrest bedeutet nichts anderes als Herzstillstand.

Am allermeisten aber profitieren Patientinnen und Patienten von den Strukturen. Gerade erst hat das Deutsche Ärzteblatt veröffentlicht, dass Patienten, die in einem Cardiac Arrest Center behandelt werden, bessere Überlebenschancen und weniger Folgeschäden haben. Im Jahr 2024, sagt Zimmermann, lagen die Zahlen des Klinikums Bayreuth sogar über dem Durchschnitt des Jahresberichts des deutschen Reanimationsregisters.

Für Patientinnen und Patienten mit Herzproblemen ist das Klinikum Bayreuth eines der besten Krankenhäuser in Nordbayern. Aus der engen Zusammenarbeit der Kliniken für Kardiologie und für Herzchirurgie ist ein Herz-Team erwachsen, das neben dem Cardiac Arrest Center weitere Strukturen für den Notfall geschaffen hat. Eine ist die sogenannte „Chest Pain Unit“. Mit dem Zertifikat zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie Kliniken aus, die Patienten mit unklaren Brustschmerzen eine schnelle und optimale Versorgung gewährleistet. Patienten, die im Notfall im Klinikum Bayreuth eintreffen, können sich sicher sein, dass sie von der Notaufnahme, über das Herzkatheterlabor, bis hin zur Intensivstation, reibungslos und von speziell qualifizierten Ärzten und Pflegekräften behandelt werden.


Von red
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