Veröffentlicht am 23.12.2019 08:00
Veröffentlicht am 23.12.2019 08:00

Christus-Kind und Christkind

Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner (Foto: inBayreuth.de)
Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner (Foto: inBayreuth.de)
Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner (Foto: inBayreuth.de)
Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner (Foto: inBayreuth.de)
Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner (Foto: inBayreuth.de)

BAYREUTH. Alle kennen das Nürnberger Christkind – nicht persönlich, aber als Brauch. Es hat, durch vielfältige volkstümliche Einflüsse, die Gestalt einer blonden Engels-Figur bekommen. Es eröffnet seit 1933 auch den berühmten Nürnberger Christkindlesmarkt auf dem Hauptmarkt. Anfänglich mit einem entschieden deutschnationalen Gedicht. Nach dem Krieg wurde dieser „Prolog“ durch einen neuen, unverfäng lichen ersetzt.

Alle zwei Jahre wird eine junge Frau gewählt, um das Christkind zu spielen. Im Jahr 1979/80 war es übrigens ein Mädchen, das inzwischen eine geschätzte Pfarrerin in Oberfranken ist. Heuer wurde es Benigna Munsi, eine 17-jährige Nürnbergerin mit dunklen Locken.

Kurz nach der Wahl hatte ein Lokalpolitiker gepostet: Es werde „uns wie den Indianern gehen“! Meinte er wohl, „wir“ sterben aus, weil ein Christkind ohne germanisch-blonde Locken gewählt wurde? Andersherum wird’s richtig: Wenn wir uns immer mal daran erinnern, dass das eigentliche Christkind, das Christus-Kind, kein heimelig-deutsches Wesen ist, sondern ein kleiner Junge aus dem Nahen Osten, geboren für alle Menschen und jedes Volk – auch unseres.

Sehr amüsiert hat mich eine Karikatur; die Bildunterschrift verspricht eine Krippe „ohne Juden, ohne Araber, ohne Afrikaner und ohne Flüchtlinge“. Zu sehen ist eine leere Krippe. Nur Ochse und Esel haben hier noch Platz. Gott kommt als Kind zur Welt in dem Städtchen Bethlehem – als Kind jüdischer Eltern, in einem Notquartier im Stall: „Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“, heißt es in der Weihnachts- geschichte. Zum festen Inventar jedes Krippenspiels gehören weise Männer aus dem „Morgenland“, aus dem Orient. Traditionell wird einer von ihnen mit dunkler Hautfarbe dargestellt. Diese „heiligen drei Könige“ kommen zum Stall in Bethlehem und beten das Kind an. Sie gehören zu den ersten Menschen, die verstehen, was Weihnachten bedeutet: Dass das Kind in der Krippe wirklich Gott ist. Und kurz darauf – so erzählt es die Bibel – muss die Familie mit dem kleinen Jungen fliehen: Einige Jahre tauchen sie im Nachbarland Ägypten unter, weil die damals korrupte Staatsmacht hinter ihnen her ist. Die Engel Gottes haben sie behütet. Benigna Munsi hatte sich – schon Monate vor ihrer Wahl – angemeldet, bei dem Chormusical „Martin Luther King“ am 14. März 2020 in Bayreuth mitzusingen. Wie schön! Ich freue mich, mit dem Nürnberger Christkind zusammen in dem großen Chor auf der Bühne zu stehen. Gemeinsam werden wir davon singen, dass dort, wo der Glaube an Christus wirksam ist, Hass keinen Platz hat. Ich wünsche Ihnen ein fröhliches Christfest und ein gesegnetes Jahr 2020! Dr. Dorothea Greiner, Regionalbischöfin


Von Roland Schmidt
rs
north