Der türkischstämmige Halil Tasdelen ist seit 2008 für die SPD im Stadtrat. Er ist praktizierender Muslim. Begonnen hat der islamische Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr am Abend des 28. Februar. Der erste Fastentag war der 01. März. Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islam und eine Zeit der inneren Einkehr und Gemeinschaft.
Muslime verzichten während des Fastenmonats, von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang, auf Essen, Trinken, Rauchen und sexuelle Aktivitäten. Dieser Verzicht symbolisiert Selbstdisziplin, soziale Verantwortung und spirituelle Reinigung. Der Ramadan richtet sich nach dem islamischen Mondkalender und verschiebt sich jährlich um zehn bis elf Tage. Er kann daher in unterschiedlichen Jahreszeiten liegen.
Der muslimische Fastenmonat Ramadan spiegelt sich inzwischen auch in deutschen Supermärkten wider. Dort finden sich Kalender, Dekorationsartikel, Süßigkeiten und Bastelsets, die speziell für diese Zeit angeboten werden. Besonders Kinder freuen sich über Ramadan-Kalender, die an die christlichen Adventskalender angelehnt sind. Der Ramadan-Kalender besteht aus 30 Feldern, Tütchen oder Säckchen – für jeden Abend eine kleine Überraschung. Auf den Verpackungen prangen oft Aufschriften wie „Magic Ramadan“. Auch Dekorationsartikel werden immer beliebter, und Händler erweitern ihr Sortiment zunehmend um speziell auf den Ramadan zugeschnittene Produkte.
Der Ramadan-Kalender ist ein relativ neuer Brauch und noch nicht in allen Familien verbreitet. Er soll muslimischen Kindern das Verhalten der Erwachsenen während des Fastens verständlich machen und sie behutsam an religiöse Traditionen heranführen. Halil Tasdelen sagt: „Bis letztes Jahr kannte ich die Ramadan-Kalender nicht. Eine Arbeitskollegin brachte mir jetzt einen mit.“
Neu sind auch spezielle Angebote in Restaurants. „Meine Nichte erzählte mir von Lokalen in Nürnberg, die ein Ramadan-Menü anbieten. Dazu gehören ein kleines Hauptgericht, ein Getränk und etwas Salat. Salat fehlt bei uns abends nie, das ist wichtig. Gegessen wird aber erst nach Sonnenuntergang, gemäß den Regeln“.
Der praktizierende Muslim sieht die wachsende Kommerzialisierung des Ramadan kritisch: „Überall, wo Konsum Einzug hält, geht der eigentliche Sinn verloren. Es sollte um Besinnung und den spirituellen Wert des Fastens gehen. Ramadan ist anonymes Fasten, niemand sieht, dass ich das praktiziere. Im Koran gibt es keinen Zwang zur Offenlegung. Der Fokus liegt auf innerer Einkehr, nicht auf Konsum oder Äußerlichkeiten.“
Für ihn heißt das „Radikalfasten“, bei dem auf alle Bedürfnisse verzichtet wird, einschließlich negativen Verhaltens. Es sei eine Chance, den inneren Schweinehund zu überwinden und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das Fasten helfe, Körper und Seele zu reinigen und Mitgefühl für Bedürftige zu entwickeln.
Seit 42 Jahren praktiziert Halil Tasdelen den Ramadan. Abends bricht er sein Fasten traditionell mit einer Dattel, Wasser und Suppe. Erst danach folgt das Hauptgericht. Gegessen wird gemeinsam.
„Die Zeit mit der Familie hat einen besonderen Stellenwert“, sagt er. Ausnahmen vom Fasten gibt es für Kranke, Schwangere, ältere Menschen und Reisende.
In Bezug auf Sicherheit betont Halil Tasdelen, dass Moscheen in Bayreuth bisher keine besonderen Schutzmaßnahmen benötigen. Anders als in Großstädten, wo es zu Anschlägen und Vandalismus gekommen ist, herrscht hier noch ein friedliches Miteinander.
Ein Vergleich mit jüdischen Synagogen zeigt, wie angespannt die Lage vielerorts sein kann. Selbst in Bayreuth sind während des Freitagsgebets Polizeistreifen vor der Synagoge, um mögliche Gefahren abzuwenden. Diese Präsenz ist eine Mahnung, dass der Frieden nicht selbstverständlich ist. Halil Tasdelen hofft, dass friedliches Miteinander wieder Normalität wird.