Veröffentlicht am 18.07.2025 17:08

„Wir schenken uns gegenseitig Zeit“

Sie schenken Zeit und wünschen sich Verstärkung: Hans-Joachim Kuchler, Gisela Unterburger und Andrea Gulich (vorne von links) gehören zum Team des ehrenamtlichen Besuchsdienstes am Klinikum Bayreuth. Unterstützt werden sie dabei von Pfarrer Johannes Neugebauer und Barbara Maier-Schäfer (hinten von links) von der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge (Foto: Klinikum Bayreuth)
Sie schenken Zeit und wünschen sich Verstärkung: Hans-Joachim Kuchler, Gisela Unterburger und Andrea Gulich (vorne von links) gehören zum Team des ehrenamtlichen Besuchsdienstes am Klinikum Bayreuth. Unterstützt werden sie dabei von Pfarrer Johannes Neugebauer und Barbara Maier-Schäfer (hinten von links) von der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge (Foto: Klinikum Bayreuth)
Sie schenken Zeit und wünschen sich Verstärkung: Hans-Joachim Kuchler, Gisela Unterburger und Andrea Gulich (vorne von links) gehören zum Team des ehrenamtlichen Besuchsdienstes am Klinikum Bayreuth. Unterstützt werden sie dabei von Pfarrer Johannes Neugebauer und Barbara Maier-Schäfer (hinten von links) von der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge (Foto: Klinikum Bayreuth)
Sie schenken Zeit und wünschen sich Verstärkung: Hans-Joachim Kuchler, Gisela Unterburger und Andrea Gulich (vorne von links) gehören zum Team des ehrenamtlichen Besuchsdienstes am Klinikum Bayreuth. Unterstützt werden sie dabei von Pfarrer Johannes Neugebauer und Barbara Maier-Schäfer (hinten von links) von der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge (Foto: Klinikum Bayreuth)
Sie schenken Zeit und wünschen sich Verstärkung: Hans-Joachim Kuchler, Gisela Unterburger und Andrea Gulich (vorne von links) gehören zum Team des ehrenamtlichen Besuchsdienstes am Klinikum Bayreuth. Unterstützt werden sie dabei von Pfarrer Johannes Neugebauer und Barbara Maier-Schäfer (hinten von links) von der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge (Foto: Klinikum Bayreuth)

Ein Krankenhausaufenthalt ist stets eine besondere Situation, die häufig mit Sorgen und Unsicherheiten einhergeht. In solchen Momenten kann es hilfreich sein, sich etwas von der Seele zu reden oder einfach nur Gesellschaft zu haben. Genau das bietet der ehrenamtliche Besuchsdienst: unverbindliche und zwanglose Gespräche. Dieser Dienst, der neben dem Klinikum Bayreuth auch in der Hohen Warte und im Bezirkskrankenhaus angeboten wird, besteht aus Frauen und Männern, die sich einmal pro Woche Zeit nehmen. Sie schenken diese Zeit Menschen, die sie nicht kennen und vielleicht nur einmal in ihrem Leben sehen. Beide Seiten profitieren von dieser Zeit: „Auch uns geben die Menschen, mit denen wir sprechen, viel zurück“, sagen die Ehrenamtlichen. Sie werden von den Kolleginnen und Kollegen der Klinikseelsorge begleitet und betreut. Am Klinikum Bayreuth sind das Pfarrer Johannes Neugebauer (evangelische Seelsorge) und Pastoralreferentin Barbara Maier-Schäfer (katholische Seelsorge). Der Besuchsdienst selbst ist unabhängig von Glaube, Weltanschauung oder Religionszugehörigkeit.

Andrea Gulich, Gisela Unterburger und Hans-Joachim Kuchler sind bereits seit einigen Jahren regelmäßig im Klinikum. Jeder von ihnen hat eine feste Station, die er oder sie einmal pro Woche für etwa zwei Stunden besucht. Sie sind in ihrer Zeiteinteilung völlig frei und die Besuche erfolgen in der Regel zufällig. Es wird nicht selektiert oder ausgewählt. „Wo wir willkommen sind, sind wir gerne“, sagt Andrea Gulich. „Die Freude der Menschen über unseren Besuch – das ist der Grund, warum ich Spaß und Freude an der Aufgabe habe.“

Jeder Besuch ist ein neues Erlebnis. „Ich weiß nicht, wer mir gleich gegenübersitzen wird. Ich kenne die Patientinnen oder Patienten nicht – und sie mich nicht. Aber das ist auch nicht wichtig“, sagt Hans-Joachim Kuchler. Im Gegenteil, manchmal ist das sogar von Vorteil. „Wir sind weder Teil der Familie noch Teil des Krankenhauses. Das macht es oft leichter, Dinge anzusprechen“, meint auch Andrea Gulich.

Weniger fragen, mehr zuhören: „Der Impuls kommt immer vom Gegenüber. Wir fragen nicht aus, wir hören zu“, sagt Gisela Unterburger. Die Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen, zwischenmenschliche Situationen schnell zu erfassen und ein Gespür dafür zu haben, wann Menschen reden wollen, wann gemeinsames Schweigen guttut – und wann ein Besuch unerwünscht ist, zeichnet die drei aus. Medizinische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Oft nicht einmal ein Name: „Wir sprechen in einer bestimmten Situation, in einem bestimmten Moment mit einem Menschen über das, was ihn gerade bewegt. Manchen Menschen fällt es gerade deshalb leicht, sich etwas von der Seele zu reden, weil sie sich um die Konsequenzen des Gesagten keine Gedanken machen müssen“, sagt Hans-Joachim Kuchler. Manchmal bleibt es bei einem netten Smalltalk, nicht selten gehen die Gespräche aber durchaus tiefer.

Die Vertraulichkeit ist gewährleistet. Gisela Unterburger, die vor einigen Jahren durch einen Zeitungsaufruf auf das Ehrenamt aufmerksam wurde, sagt, dass man nur zwei Stunden pro Woche mitbringen müsse. Das ist oft der Fall, aber nicht immer. „Manche Gespräche berühren uns sehr persönlich“, sagt sie. Jeder geht damit anders um. „Ich nehme mir dann Zeit, das zu reflektieren und zu verarbeiten, bevor ich nach Hause gehe.“ Denn was gesagt wird, bleibt im Haus. Der Besuchsdienst unterliegt der Verschwiegenheitspflicht. Dennoch ist gelegentlich ein Austausch untereinander notwendig. Dafür gibt es regelmäßige Treffen des Besuchsdienstes mit den Klinikseelsorgern, wobei Namen und Hintergründe unerwähnt bleiben.

Barbara Maier-Schäfer und Pfarrer Johannes Neugebauer betreuen und koordinieren den Besuchsdienst. Sie betonen, dass niemand mit der oft schwierigen Aufgabe alleine gelassen wird. „Es braucht eine gute Vorbereitung. Wir bieten einführende Kurse an, die auf die Aufgabe vorbereiten“, sagt Neugebauer. Möglichkeiten und Grenzen werden besprochen und die Teilnehmer werden Schritt für Schritt, unter anderem durch Rollenspiele, auf die Besuche vorbereitet. Der Einstieg in ein Gespräch ist dabei ein wesentliches Thema. Erst danach beginnen die ersten Besuche. Neugebauer und Maier-Schäfer betonen: „Wir mischen uns nicht in klinische Belange oder Behandlungen ein. Aus diesem Grund ist niemand aus dem Besuchsdienst selbst in der Klinik tätig.“

Das Ehrenamt wird immer für ein Jahr übernommen. „Jeder Ehrenamtliche entscheidet sich damit einmal im Jahr bewusst dafür, die Aufgabe weiterhin zu übernehmen“, sagt Neugebauer.

Andrea Gulich, Gisela Unterburger und Hans-Joachim Kuchler haben noch nie an ein Aufhören gedacht. Sie würden sich jedoch über Unterstützung freuen. „Es gibt noch viele Stationen, auf denen ein Besuchsdienst gut täte“, sind sie überzeugt.

Ein neuer Ausbildungskurs für den Besuchsdienst an den Bayreuther Kliniken ist geplant. Der Kurs umfasst zehn dreistündige Theorieeinheiten, ein Praktikum auf einer Krankenhausstation sowie einen Abschlusstag. Der Kurs bietet eine Einführung in die Kommunikation und behandelt darüber hinaus die Themen Erfahrungen mit Krankheit, Umgang mit Gefühlen, Nähe und Distanz sowie Glaube und Spiritualität.

Interessierte können sich bei der Krankenhausseelsorge melden – telefonisch unter 0921/400-2911 oder per E-Mail: seelsorge-ev@klinikum-bayreuth.de oder seelsorge-kath@klinikum-bayreuth.de.


Von Onlineredaktion
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