Angst vor der Operation. Damit haben nicht wenige Patientinnen und Patienten zu kämpfen. Jasmin Heinz vom Akutschmerzdienst der Klinikum Bayreuth GmbH hat jetzt einen Ansatz gegen Angst und Schmerz gefunden, der ohne Medikamente und deren Nebenwirkungen auskommt. Ein Fortschritt, gerade weil die Prämedikation vor Operationen und Eingriffen umstritten ist. An der Klinikum Bayreuth GmbH verzichten die Teams in den Operationssälen in der Regel bereits seit geraumer Zeit auf Prämedikation. Der Grund: Nicht am Bayreuther Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe, wohl aber an anderen Kliniken in Deutschland war es zu zum Teil schwerwiegenden Komplikationen beim Einsatz von Medikamenten gegen die Unruhe und die Angst gekommen. Gleichwohl, das zeigen Statistiken, ist das Outcome bei Operationen besser, wenn die Patientin oder der Patient keine Angst hat.
Serotonin und Endorphin
Auf dieses Dilemma stieß Jasmin Heinz im Lauf ihrer Weiterbildung zur Pflegeexpertin für integrativ-medizinisches Behandlungsmanagement, die die Klinikum Bayreuth GmbH für Mitarbeitende und auch für externe Teilnehmerinnen und Teilnehmer anbietet. „Ein Teil unserer Weiterbildung bezog sich auf das Thema Aromapflege“, berichtet die 39-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin. Welche Öle wirken beruhigend, angstlösend, schlaffördernd? Und welche
aktivieren die Schmerzlinderung? Anders, etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: Mit welchen naturheilkundlichen Mitteln lassen sich die Ausschüttung von Serotonin und Endorphin anregen?
Intensive Gespräche
„Zu meiner Weiterbildung gehörte auch eine Facharbeit“, sagt Jasmin Heinz. Für diese hat sie mit 30 Patientinnen und Patienten zusammengearbeitet, die Interesse an Aromatherapie vor der OP hatten und die ihr anschließend von ihren Erfahrungen berichteten. Am Tag vor der Operation führte Jasmin Heinz mit jeder und jedem Einzelnen ein ausführliches Gespräch. Ließ sich die Sorgen und Ängste schildern, stellte die Aromen vor, half bei der Auswahl. Zwei Öle suchten sich die Patientinnen und Patienten aus, Jasmin Heinz befüllte damit einen Riechstift. Am Abend vor der OP, direkt vorher und eine ganze Weile während des Eingriffs wirkten die Öle.
Beruhigend und angstlösend
Was die Patientinnen und Patienten noch Tage später berichteten, war erstaunlich. „Nahezu alle sprachen von einer beruhigenden und angstlösenden Wirkung“, sagt Jasmin Heinz. Die Mehrheit sprach den Aromen darüber hinaus eine schlaffördernde und schmerzlindernde Wirkung zu. „Diese Rückmeldungen können ein Hinweis darauf sein, dass wir einen neuen Weg gefunden haben, um Patientinnen und Patienten operative Eingriffe zu erleichtern“, sagt Stefan Scharnagel. Der Leiter des Akutschmerzdienstes und des Zentrums für Integrative Medizin an der Klinikum Bayreuth GmbH, will gemeinsam mit Jasmin Heinz und seinem Team weiter daran arbeiten. Mehr Patientinnen und Patienten sollen die Aroma-
therapie bekommen können, wenn sie es denn wollen. Und mit einer größeren Zahl an Rückmeldungen werden die Effekte wohl noch klarer.
Klinikum Bayreuth GmbH – Zentrum für Integrative Medizin
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