Veröffentlicht am 06.12.2024 08:15

Heimhämodialyse - Blutwäsche zu Hause

Foto: red
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Fragen an Dr. Susanne Reihl aus der nephrologischen Praxis in der Spinnerei:

Hämodialyse – was ist das?
Wenn die Nieren versagen, muss die Entgiftung anderweitig erfolgen, z.B. über eine maschinelle Blutwäsche. Bei der Hämodialysetherapie handelt es sich um die klassische Form der Blutwäsche (Dialyse). Diese wird in aller Regel im Dialysecentrum dreimal pro Woche für zirka vier bis fünf Stunden durchgeführt. Bei der Heimhämodialyse wird diese Therapie zu Hause anstatt im Dialysecentrum durchgeführt.

Geschichte und Ursprung der Heimhämodialyse
In den späten 1970er und den 80er Jahren war die Dialyse in Deutschland nicht flächendeckend verfügbar. Es gab nur wenige Dialyseeinrichtungen mit äußerst begrenztem Platzangebot. So mussten nierenkranke Patienten zur Therapie aus dem Fichtelgebirge und der Fränkischen Schweiz, teils aus ganz Oberfranken und der Oberpfalz, zur Therapie z.B. ins Klinikum Nürnberg fahren. Mehrstündige Fahrten zur Therapie standen im Sommer wie im Winter auf der Tagesordnung. Auf Grund dieser Mangelsituation wurden viele Patienten, meist zusammen mit ihren Angehörigen, angeleitet die Hämodialyse selbständig durchzuführen. Viele Patienten erhielten so zu Hause ihren eigenen Therapieplatz. Mit dem Ausbau von Dialysecentren wurde die Therapie in den letzten Jahrzehnten seltener genutzt. Technische Innovationen ermöglichten kompakte und benutzerfreundliche Geräte, so dass die Heimhämodialyse für viele Patienten wieder an Attraktivität gewinnt.

Vorteile der Dialyse in den eigenen vier Wänden
Die Dialyse zu Hause wird in der Regel in zweitägigen Abständen durchgeführt. Meist findet sie über Nacht statt, so dass die Behandlungsdauer länger ist als im Dialysecentrum und meist bei 7 bis 8 Stunden liegt.

Damit gehen eine effektivere Entgiftung und eine bessere Kontrolle des Wasserhaushaltes einher. Durch häufigere und längere Dialysezeiten haben die Patienten ein längeres Überleben und geringere Spätkomplikationen. Die Patienten sind flexibler bei ihren An- und Abhängezeiten an der Maschine. Sie haben keine „Leerlaufzeiten“ durch die Hin- und Rückfahrt zum Dialysecentrum oder auch durch Wartezeiten im Zentrum. Die Therapie wird im gewohnten Umfeld des Patienten durchgeführt, was alle Annehmlichkeiten der häuslichen Umgebung mit sich bringt – vom eigenen Fernsehprogramm bis hin zum geöffneten Fenster.

Der Patient kann eigenverantwortlich agieren. Es sind wenige Besuche beim behandelnden Nephrologen (Nierenarzt) bzw. in unserem Dialysecentrum notwendig – in der Regel einmal im Monat, bei guter Therapieeinstellung auch seltener. Das Infektionsrisiko ist geringer, da Heimhämodialysepatienten nicht regelmäßig mit anderen Dialysepatienten in engem Kontakt stehen.

In Zeiten knapper Kassen ist außerdem positiv zu erwähnen, dass das Verfahren für die Krankenkassen kostengünstiger als eine Zentrumsdialyse ist.

Wie lerne ich die Handhabung und wo finde ich Hilfe bei Problemen?
Die Einarbeitung in die Therapie erfolgt nach einem strukturierten und zertifizierten Einarbeitungskonzept durch eine Dialysefachschwester, die Sie über mehrere Wochen zunächst im Dialysecentrum, dann zu Hause begleitet. Sie und Ihre Begleitpersonen lernen die eigenständige Punktion genauso wie die Handhabung des Dialysegeräts.

Bei technischen Problemen am Wasseraufbereitungs- oder dem Dialysegerät ist ein Techniker meist innerhalb von 24 Stunden bei Ihnen. Ihre Dialysemaschine übermittelt uns automatisch online Ihre Behandlungsprotokolle, weshalb wir permanent auch Einblick in die Therapie haben. Sie können per mitgeliefertem Tablet online Ihre Verbrauchsmaterialien bestellen. In unserem Zentrum stehen Ihnen im Notfall unser Dienstarzt sowie eine Fachschwester zur Verfügung.

Welche Herausforderungen bringt die Heimhämodialyse mit sich?
Möglicherweise müssen in Ihrem Zuhause die baulichen Voraussetzungen für die Durchführung der Therapie geschaffen werden. Es werden der Platz für die Dialysemaschine und die Wasseraufbereitung sowie Strom- und Wasseranschlüsse benötigt. Die Behandlung zu Hause kann höhere Kosten für Strom und Wasser sowie Müllentsorgung verursachen. Hier gibt es jedoch einen finanziellen Zuschuss, was vorab geklärt werden sollte.

Es ist sinnvoll, eine Person zu haben, die ebenfalls mit Ihnen geschult wird, um mit den technischen Gegebenheiten vertraut zu sein und bei Problemen helfen zu können. Diese ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Das eigenverantwortliche Handeln im Rahmen der Therapie erfordert jedoch ein hohes Maß an Selbstdisziplin.

Insgesamt stellt die Heimhämodialyse eine flexible und patientenorientierte Alternative im Vergleich zur konventionellen Zentrumsdialyse dar. Sie muss jedoch sorgfältig vorbereitet werden und erfordert kontinuierliche fachliche Unterstützung.

Die Heimhämodialyse stellt eine mögliche Form der Nierenersatztherapie dar. Weitere Formen sind die Zentrumsdialyse, die Bauchfelldialyse und die Nierentransplantation. Wenn die Nierenfunktion nachlässt, sind wir der richtige Ansprechpartner, der Sie mit präventiven Maßnahmen möglichst lange durch die Zeit ohne Dialyse begleitet.

Wir sprechen rechtzeitig mit Ihnen über alle Nierenersatzverfahren und klären Ihre Fragen zu diesen Themen. So werden Sie zusammen mit uns die für Sie geeignete Form der Nierenersatztherapie finden.

Sollten die Nieren dann endgültig versagen und eine Ersatztherapie notwendig werden, machen wir als Ihre Nephrologen Sie mit unserer fachlichen Expertise und Sorgfalt mit „Ihrem“ Verfahren vertraut und versorgen Sie mit allem nötigen und gewünschten Wissen.


Von red
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