Veröffentlicht am 05.09.2025 08:54

Glanz, Zukunft, Geld

Hubertus Herrmann  (Foto: red )
Hubertus Herrmann (Foto: red )
Hubertus Herrmann (Foto: red )
Hubertus Herrmann (Foto: red )
Hubertus Herrmann (Foto: red )

Kaum sind die diesjährigen Bayreuther Festspiele vorbei, rückt ein besonderes Jubiläum in den Blick: 2026 jährt sich die Gründung der Festspiele zum 150. Mal. Seit 2022 trägt Guido Hackhausen als Künstlerischer Betriebsdirektor Verantwortung. Zu seinen Aufgaben zählen auch die Jubiläumsplanungen. Er hätte sicher viel zu erzählen, doch aus Zeitgründen stand er für ein Gespräch nicht zur Verfügung. Unsere Fragen beantwortete Pressesprecher Hubertus Herrmann.

Herr Herrmann, 150 Jahre Bayreuther Festspiele – ist das Jubiläum mehr ein Grund zum Feiern oder auch ein Moment der kritischen Selbstbefragung?
Hubertus Herrmann: Die Frage beantwortet sich von selbst: 150 Jahre Bayreuther Festspiele – ein außergewöhnliches Jubiläum, welches zeigt, dass die Festspiele eine lange künstlerische Tradition und internationale Strahlkraft haben. Sonst könnten wir das nächstes Jahr nicht feiern.

Richard Wagner selbst wollte ein „Theater der Zukunft“ schaffen. Manche Kritiker behaupten, Bayreuth sei heute eher ein Museum. Was antworten Sie darauf?
Hubertus Herrmann: Wir kennen immer nur die gegenteilige Kritik, dass wir zu avantgardistisch – gerade bei den Inszenierungen – wären. Da verwechseln die Kritiker wohl das Bayreuther Festspielhaus mit dem Haus Wahnfried – bei uns wird Wagner gelebt, nicht ausgestellt.

Zum ersten Mal soll „Rienzi“ in Bayreuth gespielt werden. Warum gerade jetzt?
Hubertus Herrmann: Passend zum Jubiläumsjahr und mit Zustimmung der Familie Wieland Wagner.

Wie erklären Sie den Menschen, dass öffentliche Gelder nach Bayreuth fließen, während das Programm kleiner wird? Produktionen wie „Tannhäuser“, „Lohengrin“ oder „Die Meistersinger“ mussten aus dem Jubiläums-Programm gestrichen werden – offiziell aus Kostengründen!
Hubertus Herrmann: Die Frage ist verkürzt und irreführend formuliert. Tatsächlich mussten Produktionen wie „Tannhäuser“, „Lohengrin“ oder „Die Meistersinger“ aus dem Jubiläumsprogramm gestrichen werden – nicht aus Willkür, sondern wegen steigender Produktionskosten bei gleichbleibenden Zuschüssen und nicht übernommenen Tarifsteigerungen. Es waren also auch inoffiziell Kostengründe.

Wagner und Antisemitismus – dieses Thema begleitet Bayreuth seit Jahrzehnten. Wird es 2026 Teil des offiziellen Diskurses sein?
Hubertus Herrmann: Es wird unter anderem am 26.07.2026 ein besonderes Gedenkkonzert „Verstummte Stimmen“ geben.

Der KI-„Ring“: Mutiger Blick in die Zukunft – oder nur ein Showeffekt?
Hubertus Herrmann: Die Frage allein, ob der KI- „Ring“ nur ein Showeffekt sei, verkennt das Projekt völlig und hat offenbar die Vision des KI-„Ring“ nicht verstanden. Zum 150-jährigen Jubiläum der Bayreuther Festspiele erwartet das Publikum ein Experiment von visionärer Kraft: eine „Inszenierung“, die nicht nur Richard Wagners Musikdrama aufführt, sondern seine Rezeptionsgeschichte in den Mittelpunkt stellt – durch eine visuelle Ebene, die sich stetig verändert, die erweitert, neu zusammensetzt.

Beethoven „Neunte“ zur Eröffnung – ein Bekenntnis zu Tradition und Pathos?
Hubertus Herrmann: Richard Wagner hat Beethovens „Neunte“ stets sehr geschätzt und in ihr ein Werk von unvergleichlicher emotionaler Tiefe gesehen. Dass sie nun zur Eröffnung des Jubiläumsjahres in Bayreuth erklingt – einem Ort, an dem sie nur zu ganz besonderen Anlässen gespielt wird – verbindet Wagners eigene Bewunderung mit Tradition und der außergewöhnlichen künstlerischen Strahlkraft der Festspiele. Ein Bekenntnis zu diesem Werk welches sich hervorragend für einen Festakt eignet.

Das Begleitprogramm der Stadt Bayreuth setzt auf Kontrast: Urban Art, Filmvorführungen, Street‑Art und „Wagner meets Hollywood“. Feiert die Stadt ihr eigenes Jubiläum?
Hubertus Herrmann: Da müssen Sie die Stadt fragen.

Welcher Programmpunkt im kommenden Jahr ist für Sie ein Highlight?
Hubertus Herrmann: Jeder.

Nach 150 Jahren: Was muss bleiben, und was muss sich dringend ändern?
Hubertus Herrmann: Die herausragende künstlerische Qualität, die einzigartige Akustik und die Begeisterung unseres Publikums, müssen erhalten bleiben. Die Verkehrsanbindung sollte sich dringend ändern.


Von Gabriele Munzert
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