Veröffentlicht am 29.07.2025 09:45

Flaggenstreit auf dem Grünen Hügel!

Seit fast 100 Jahren steht die weiße Fahne mit dem roten „W“ für Frieden, Offenheit – und für Bayreuths besondere Haltung zum Musiktheater.  (Foto: Archiv / W. Munzert)
Seit fast 100 Jahren steht die weiße Fahne mit dem roten „W“ für Frieden, Offenheit – und für Bayreuths besondere Haltung zum Musiktheater. (Foto: Archiv / W. Munzert)
Seit fast 100 Jahren steht die weiße Fahne mit dem roten „W“ für Frieden, Offenheit – und für Bayreuths besondere Haltung zum Musiktheater. (Foto: Archiv / W. Munzert)
Seit fast 100 Jahren steht die weiße Fahne mit dem roten „W“ für Frieden, Offenheit – und für Bayreuths besondere Haltung zum Musiktheater. (Foto: Archiv / W. Munzert)
Seit fast 100 Jahren steht die weiße Fahne mit dem roten „W“ für Frieden, Offenheit – und für Bayreuths besondere Haltung zum Musiktheater. (Foto: Archiv / W. Munzert)

1924 sorgte eine Entscheidung für Aufsehen: Während in der Weimarer Republik die schwarz-rot-goldene Fahne als Staatsflagge galt, wurde am Festspielhaus die alte Reichsflagge in Schwarz-Weiß-Rot gehisst. Eine Abgrenzung – und ein Signal an konservative und reaktionäre Kreise, dass sie sich „zu Hause“ fühlen konnten. Diese Entscheidung wurde öffentlich kritisiert. Denn sie zeigte, dass sich die Festspiele nicht klar zur Republik bekannten. Statt politischer Neutralität stellte man sich gegen die Zeit.

Doch bald kam eine neue Idee auf: eine weiße Fahne mit einem roten „W“. Ein Symbol ohne Partei – aber mit Haltung. Es sollte zeigen: In Bayreuth geht es um das Werk Wagners, um Musik, Kunst und gemeinsame Begeisterung – nicht um Politik.

Wer genau dieses Symbol eingeführt hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es gibt keinen offiziellen Nachweis im Archiv des Richard-Wagner-Museums. Auch das bekannte Standardwerk von Oswald Georg Bauer erwähnt die Hausflagge 1925 nicht. Erst in der Biografie „Winifred Wagner – oder Hitlers Bayreuth“ von Brigitte Hamann findet sich der Hinweis, dass die weiße Fahne mit dem roten „W“ eingeführt wurde, „um keinen Anstoß zu erregen“. Aber auch dort fehlt eine genaue Quellenangabe.

Fest steht: Musikforscher Prof. Dr. Peter P. Pachl geht davon aus, dass es Siegfried Wagner war, der diese Fahne als Festspielleiter eingeführt hat. Nachweislich weht sie seit 75 Jahren – vielleicht schon länger. Feiern wir 2025 sogar ihr 100. Jubiläum?

Die weiße Fahne mit dem roten „W“ hat sich durchgesetzt. Zum Neubeginn der Festspiele 1951 wurde sie zum Zeichen. Sie steht für einen Ort, an dem Musik im Mittelpunkt steht – jenseits politischer Lager.

Oder wie Christian Thielemann es sagt: In Bayreuth gibt es nur einen Star – das Werk. Und das verspielte „W“ auf weißem Grund ist zu einem sympathischen Bekenntnis geworden: für Kunst, für Gemeinschaft, für Bayreuth.


Von Claus Frankl
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