Nach mehr als zwei Jahrzehnten treuer Dienste verabschieden die Stadtwerke Bayreuth ihren letzten 15-Meter-Stadtbus: Wagen 52, einst eine innovative Lösung für steigende Fahrgastzahlen, geht in den Ruhestand. Gleichzeitig feiern 18 Meter lange Gelenkbusse ihren erfolgreichen Einstand im Bayreuther Liniennetz.
Im Jahr 2000 wagten die Stadtwerke Bayreuth ein Experiment: Neben den klassischen 12-Meter-Stadtbussen wurden erstmals 15-Meter-Busse eingesetzt – darunter die liebevoll getauften „Max“ und „Moritz“. Über ein Vierteljahrhundert hinweg haben mehrere Schülergenerationen die drei knallgelben Busse ins Herz geschlossen. Mit ihrer zusätzlichen Achse und den mitlenkenden Hinterrädern konnten sie mehr Fahrgäste befördern, ohne zusätzliche Fahrzeuge oder Personal zu benötigen.
„Die Idee war damals wirklich clever“, erinnert sich Michael Steinmetz, Leiter des Verkehrsbetriebs bei den Stadtwerken Bayreuth. „Wir wollten mehr Menschen mit weniger Aufwand transportieren – und das hat auf bestimmten Linien auch gut funktioniert.“ Besonders auf der stark frequentierten Linie 305 und im Schulverkehr leisteten sie wertvolle Dienste. Doch ihre Größe brachte auch Herausforderungen mit sich: Das weite Ausschwenken machte sie auf vielen Strecken schwer einsetzbar, und ihre Fahreigenschaften waren für den Stadtverkehr nicht optimal. „Unser Wagen 52 war, ebenso wie Max und Moritz, ein echter Charakterbus“, sagt Steinmetz mit einem Schmunzeln. „Aber er hat uns auch gezeigt, wo die Grenzen solcher Konzepte liegen.“
Grenzen, die seit Ende 2023 eine neue Fahrzeugklasse bei den Stadtwerken überwindet: 18 Meter lange Gelenkbusse. Ihr bewegliches Hinterteil sorgt für eine deutlich bessere Spurführung – ein echter Vorteil im städtischen Verkehr. Und ein Vorteil, den Max, Moritz und Wagen 52 nicht bieten konnten. Zwar gibt es auch für die neuen Maxi-Busse einzelne Einschränkungen, etwa an den Wendestellen Klinikum und Seulbitz, doch insgesamt zeigt sich: Die Gelenkbusse sind eine echte Bereicherung für Bayreuth. „Die Gelenkbusse fahren sich deutlich angenehmer“, erklärt Steinmetz. „Unsere Fahrerinnen und Fahrer sind zufrieden – und auch die Fahrgäste merken den Unterschied.“
Auch kleinere Herausforderungen, wie zu kurze Bordsteinkanten an manchen Haltestellen, werden im Zuge des barrierefreien Ausbaus angegangen. Und: Die drei zusätzlichen Meter ermöglichen es, im Schulverkehr auf mehreren stark frequentierten Strecken mit nur einem Bus statt zwei Bussen im Pulk zu fahren – das spart Treibstoff und hilft, dem Fachkräftemangel zu begegnen, ohne das Angebot zu reduzieren. „Das ist für uns ein echter Gewinn“, so Steinmetz. „Wir können effizienter arbeiten und gleichzeitig den Komfort für unsere Fahrgäste verbessern.“ Mittlerweile sind mehrere Gelenkbusse regelmäßig auf den Linien 301, 305, 306 und 314 sowie auf einzelnen Abschnitten anderer Linien unterwegs.
Mit den 18 Meter langen Neuzugängen – inzwischen sind es fünf Stück – ist nun auch der letzte 15-Meter-Bus, Wagen 52, ersetzt. 350.000 Kilometer ist er in Bayreuth gefahren. Doch für Wagen 52 könnte es noch weitergehen: Die Stadtwerke Bayreuth stehen in engem Austausch mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Landeshauptstadt München, um eine Spende des Busses in die Ukraine zu ermöglichen. Die Signale sind positiv – eine endgültige Entscheidung steht zwar noch aus, doch die Hoffnung ist groß, dass der Wagen dort ein zweites Leben beginnen kann. „Es wäre ein schönes Ende für einen Bus, der uns so lange begleitet hat“, sagt Michael Steinmetz. „Wenn Wagen 52 künftig Menschen in der Ukraine mobil machen kann, wäre das ein starkes Zeichen der Solidarität – und für uns ein emotionaler Abschied mit Sinn.“