Mit 185 neuen Auszubildenden meldet das Klinikum Bayreuth einen neuen Rekord. Trotz dieser beeindruckenden Zahl wird das aber nicht ausreichen, um die medizinische Versorgung der Region mittelfristig zu sichern. Das wurde am Montag deutlich, als Klinikum, BRK und Pflegeschule die Bedarfsprognose für Oberfranken vorstellten.
430 Pflegekräfte am Klinikum scheiden bis 2040 aus dem Berufsleben aus, „das verdeutlicht, dass wir diesen Nachwuchs und noch mehr Personal dringend brauchen”, verdeutlichte Dietmar Pawlik, Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH, beim Pressegespräch in der Berufsfachschule für Pflege.
Zwar zeige die Entwicklung der Bevölkerungszahl für Stadt und Landkreis Bayreuth eine relativ stabile Situation, doch Sorge bereite die demografische Entwicklung. „Der Anteil älterer Menschen, die in der Regel mehr Gesundheitsleistungen beanspruchen, wird größer. Das bedeutet, dass auch die medizinische Versorgung ausgebaut werden muss”, betonte Pawlik.
Man habe zwar das Potenzial, diese Herausforderung zu meistern, doch seien dafür einerseits ausreichend Arbeitskräfte und andererseits mehr Platz für die Ausbildung nötig. Pawlik: „Es wird langsam eng. Wir müssen schon Container aufstellen, um alles unterzubringen.”
Die Gesundheitsversorgung in der Region komme nicht ohne ausländische Fachkräfte aus. „36 Prozent aller Pflegekräfte haben einen Migrationshintergrund”, verdeutlichte BRK-Kreisgeschäftsführer Markus Ruckdeschel. Insgesamt würden im Bayreuther Gesundheitsbereich circa 500 Frauen und Männer ausgebildet. „Bei aller Wichtigkeit von Digitalisierung und Modernisierung: In der Pflege brauchen wir vor allem Hände.”
Jens Groß, der stellvertretende Leiter der Berufsfachschule für Pflege des Klinikums, schilderte den Dreiklang von Lehr-, Bildungs- und Erziehungsauftrag der Pflegeschule der Klinikum Bayreuth GmbH, an der derzeit 200 Auszubildende unterrichtet würden. Wichtige Stützpfeiler der Ausbildung seien unter anderem die Digitalisierung, Lerncoaching oder Sprachförderung.
Besonders stolz ist man auf das „Skills Lab”. Dort werden angehende Pflegefachkräfte realitätsnah und in einem geschützten Rahmen in dem geschult, was sie nach ihrer Ausbildung können müssen. Dazu gehören Risiken abschätzen, pflegerische Entscheidungen treffen - in den unterschiedlichsten, auch kritischen Situationen.
Sandra Plotniok, stellvertretende Leiterin der Station 12b am Klinikum, erläuterte das Projekt „Ausbildungsstationen in Eigenverantwortung”. Dort werde der Einstieg ins Berufsleben praxisnah gestaltet. „Wir müssen die Pflege von morgen heute verändern”, lautete Plotnioks Credo.
Seinen ungewöhnlichen beruflichen Werdegang schilderte Christopher Porkert. Der 29-Jährige arbeitete nach seinem Studium zunächst als Lehrer für Physik und Biologie, ehe er eine Pflege-Laufbahn einschlug. Er plädierte dafür, dass der Pflegebereich mehr Kompetenzen bekommen müsse. „Die Kolleginnen und Kollegen sind fachlich top und hoch motiviert. Diese Potenziale müssen gehoben und die Strukturen verschlankt werden.”
Die Quintessenz des Treffens, die auch Landrat Florian Wiedemann und Oberbürgermeister Thomas Ebersberger unterstrichen: Im Pflegebereich und der zugehörigen Ausbildung in Bayreuth wird gute Arbeit geleistet. Doch das allein reicht nicht. Man müsse sowohl räumlich als auch personell zulegen.
„Eine hochwertige und zukunftsfähige Ausbildung ist der Schlüssel zum Erfolg der Klinik Bayreuth”, betonte Ebersberger und sicherte die weitere Unterstützung der Stadt zu. Ähnlich argumentierte Wiedemann. Er sei froh, dass man wieder schwarze Zahlen schreibe. „Wir sind auf einem guten Weg.”
Beide Politiker versicherten ihre Unterstützung, betonten aber unisono, dass es ohne finanzielle und strukturelle Hilfe durch Land und Bund schwer sei, die notwendigen Anforderungen der Zeit zu erfüllen.