Mit dem Einsatz modernster Linearbeschleuniger beginnt am Klinikum Bayreuth eine neue Ära der Strahlentherapie. Unterstützt von Künstlicher Intelligenz, ermöglichen die High-Tech-Geräte eine noch präzisere und individuell angepasste Krebsbehandlung. „Richtig gelenkt und kontrolliert, hebt uns der Einsatz der neuen Geräte und Techniken deutschlandweit auf universitäres Spitzenniveau“, sagt Prof. Dr. Jochen Willner, Direktor der Klinik für Strahlentherapie der Klinikum Bayreuth GmbH. Noch im September soll das erste der beiden Geräte in Betrieb gehen. Das zweite folgt Anfang 2026.Mit den neuen Geräten der Firma Elekta (EVO) und Brainlab schafft die Klinikum Bayreuth GmbH das derzeit innovativste und vielseitigste Gerät auf dem Markt an. Es kann einfache Behandlungen: Bestrahlungen gutartiger Erkrankungen, beispielsweise des Ellenbogens, Schulter, Knie, Hüfte oder eines Fersensporns. Es kann aber auch die für Krebspatienten so wichtigen komplexen Punkt- und Hochpräzisionsbestrahlungen vor allem am Kopf und am Körper realisieren – und ist dabei noch deutlich flexibler und präziser.
Verbesserte Bildgebung
Das beginnt mit der Bildgebung. „Wir sehen besser, was wir bestrahlen müssen – aber auch, was wir nicht bestrahlen wollen“, sagt der Radioonkologe. Der größte Vorteil: Die Bildgebung berücksichtigt auch kleinste Veränderungen im Inneren der Patientinnen und Patienten – und das bis unmittelbar vor der Bestrahlung. Die KI ermöglicht in Minuten eine Anpassung der Dosisverteilung, beispielsweise bei sich änderndem Füllstand der Blase oder des Darms bei Bestrahlung im Beckenbereich. „Auch die Verbesserungen durch die Anschaffung der neuen Kernspintomografen im Haus werden direkt in die Behandlungsqualität der Strahlentherapie einfließen. Die Patienten profitieren hier enorm von den Fortschritten in der Radiologie“, sagt Prof. Willner.
„Wir sind damit in der Lage, Tumore und Metastasen noch punktgenauer zu bestrahlen – und umliegendes Gewebe oder wichtige Organe sicherer zu schützen“, so Prof. Willner. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die Dosierung: „Je sicherer wir das zu bestrahlende Gebiet abgrenzen können, desto intensiver können wir die Dosierung wählen – und je höher die Dosis, desto effektiver die Wirkung“, sagt der Klinikdirektor.
Bestrahlungszeiten halbieren sich
Höhere Einzeldosen in der Bestrahlung haben für die Patientinnen und Patienten gleich mehrere positive Effekte: „Zum einen werden die Bestrahlungszeiten durch die neuen technischen Möglichkeiten deutlich verkürzt“. Zudem könne in vielen Fällen auch die Anzahl der Bestrahlungen reduziert werden – bei gleicher Wirkung. Das, so Prof. Willner, belegen aktuelle Studien: „Zum Beispiel beim Brustkrebs, wo wir nur noch selten zu den
Sieben-Wochen-Schemata greifen müssen“.
Mehrere Herde gleichzeitig
Noch deutlicher kommen die Qualitäten der neuen Geräte zur Geltung, wenn es sich um Patientinnen oder Patienten handelt, bei denen mehrere Metastasen oder Herde im Gehirn bestrahlt werden müssen. „Das neue Gerät kann zeitgleich alle Herde ins Visier nehmen und ermöglicht damit eine Multimetastasenbehandlung. Trotzdem können wir in vielen Fällen noch effektiver behandeln und gesundes Hirngewebe besser schonen. Im Zeitalter der modernen Onkologie unter Einsatz von Immunsystem-stärkenden Medikamenten, erhält diese Therapie ein
noch höheres Gewicht“, betont der Radioonkologe.
Weniger Nebenwirkungen Durch die reduzierte Anzahl der Sitzungen nehmen auch die zu erwartenden Nebenwirkungen ab. „Patientinnen und Patienten werden sicher davon profitieren“, ist Prof. Willner überzeugt.
Ausfallkonzept mitgedacht
Noch im September ist das Go live des ersten Geräts geplant. Direkt im Anschluss beginnen die Vorbereitungen für den Einbau eines zweiten, identischen Geräts. „Es war uns wichtig, ein tragendes Ausfallkonzept zu haben. Mit Inbetriebnahme des zweiten Gerätes werden wir dann hervorragend aufgestellt sein und können unsere Kapazitäten voll ausschöpfen.
Weitere Infos: www.klinikum-bayreuth.de/strahlentherapie