BAYREUTH. Die jährliche Ehrung langjähriger Festspielkünstler im Haus Wahnfried ist eigentlich ein Pflichttermin. Heuer allerdings blieben die Stuhlreihen an manchen Stellen verdächtig leer. Lag’s an der Sommerhitze?
Auch prominente Namen blieben fern – etwa Daniele Gatti, Dirigent der diesjährigen Festspielpremiere, oder Camilla Nylund, derzeit als Eva in den „Meistersingern“ und Elsa im „Lohengrin“ gefeiert. Ihre Auszeichnungen – ein Bierkrug-Schimmala und das Festspielhaus im Glas. Die Auszeichnungen werden nun ganz unspektakulär ins Festspielhaus geliefert oder per Post verschickt. Dabei hätte der Rahmen mehr als gepasst: Die Richard-Wagner-Stipendiaten Konstantin Zvyagin und Maria Pia Vetro am Flügel ließen Beeindruckendes hören. Die fulminanten Beiträge sorgten für großen Beifall.
Oberbürgermeister Thomas Ebersberger wandte sich mit Dankesworten an jene, die Bayreuth „als Kulturstadt mit gutem Klang“ prägen und dabei ganz nebenbei auch die Stadtkasse füllen.
Mit Nadel und Stoff in die Festspielfamilie
Eine von ihnen war da – und strahlte: Hedi Göldner, ausgezeichnet für 20 Jahre in der Kostümabteilung des Festspielhauses. Die Kulmbacherin weiß genau, was sie antreibt: „Leidenschaft. Ich liebe die Arbeit einfach. Schon allein, wenn ich zur Allee hochfahre und das Festspielhaus vor mir sehe, geht mir das Herz auf.“ Die Mischung aus Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt, aus verschiedenen Opernhäusern und Städten – für sie ist das ein Stück Festspielfamilie.
Ihre Aufgaben sind vielfältig: Änderungen, Neuanfertigungen und die Betreuung des Einlasspersonals, das in seinen Einheitskostümen ebenfalls eine gewisse Bühnenwirkung entfaltet. „Das sind oft Studenten oder Angehörige von Orchestermusikern. Für sie mache ich die Anproben.“
Auch außerhalb der Festspielzeit ist Hedi Göldner in der Kultur unterwegs. Die gelernte Schneiderin und Schnitttechnikerin, ist im Franz-Liszt-Museum undJean Paul-Museum zu finden, wo sie an der Kasse arbeitet. „In den Museem bin ich mit genauso viel Leidenschaft wie bei den Festspielen – nur eben ohne Nähmaschine.“
Festspielleiterin Katharina Wagner erinnerte an den nicht ganz reibungslosen Opernabend zuvor, als gleich drei Hauptrollen krankheitsbedingt umbesetzt werden mussten – und es
dennoch gelang, „eine qualitativ sehr hochwertige Vorstellung“ auf die Bühne zu bringen. Ihr Fazit: Ohne das eingespielte Team gäbe es keine Bayreuther Festspiele. Für ihr zwanzigjähriges Wirken in der Kostümabteilung des Festspielhauses wurde die Kulmbacherin Hedi Göldner ausgezeichnet.
Und so blieb am Ende die Erkenntnis: Die Stadt ehrt – auch wenn nicht alle erscheinen. Der Applaus gilt dennoch den Anwesenden. Und vielleicht auch ein bisschen den Abwesenden.