BAYREUTH.Ausgerechnet am „Tag der Schiene“, der vom 19. bis 21. September bundesweit gefeiert wird, erlebt Oberfranken sein verkehrspolitisches Fiasko: Seit Freitag, 19. September, ist die Bahnstrecke zwischen Pegnitz und Hersbruck gesperrt – auf unbestimmte Zeit. Marode Brücken im Pegnitztal haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Für Bayreuth, Hof, Marktredwitz und die gesamte Region bedeutet das: keine direkte Schienenverbindung mehr nach Nürnberg.
Wenn Hochglanz-PR auf bittere Realität trifft
Der „Tag der Schiene“ wurde 2022 vom Bundesverkehrsministerium und der Bahnbranche ins Leben gerufen, koordiniert von der Allianz pro Schiene. An drei Tagen dreht sich bundesweit alles um die Faszination Eisenbahn: Werkstattführungen, historische Fahrten, Vorträge, Mitmach-Aktionen und Karriere-Events sollen Begeisterung für das Verkehrsmittel der Zukunft wecken.
In Oberfranken aber herrscht blanke Ernüchterung. Während sich die Bahn selbst als Symbol für Nachhaltigkeit, Fortschritt und Klimaschutz feiert, stehen die Menschen hier vor Schienenersatzverkehr und überfüllten Bussen. Die Region ist von der Schiene abgehängt.
Desaster mit Ansage
Pendler stranden, Urlauber und Festspielgäste suchen nach Alternativen. Statt zuverlässiger Züge gibt es Umwege durchs Pegnitztal. Für Tausende ist das eine Zumutung – und das Ergebnis jahrzehntelanger Versäumnisse. Schon lange wurde vor dem maroden Zustand der Franken-Sachsen-Magistrale gewarnt. Doch Sanierungen und Elektrifizierung wurden immer wieder verschleppt. Jetzt ist die Katastrophe Realität.
Stimmen voller Empörung:
Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger:
„Die Franken-Sachsen-Magistrale könnte ein europäisches Drehkreuz sein. Stattdessen erleben wir das Ergebnis organisierter Verantwortungslosigkeit. Reisende und Güter werden von der Schiene auf die Straße gedrängt – das Vertrauen in Bahn und Politik ist erschüttert.“
Die Bundestagsabgeordnete Silke Launert (CSU)fordert sofortige Mittel und einen klaren Zeitplan: „Die Folgen sind gravierend. Planungssicherheit entsteht nur mit Transparenz und raschem Handeln.“
Die Grünen im Landtag kritisieren das strukturelle Bahnversagen. „Dass eine wichtige Strecke ohne Vorwarnung stillgelegt wird, ist ein Schlag ins Kontor für zehntausende Pendler. Wir fordern, dass wenigstens ein Gleis wieder freigegeben wird.“ Der Bayreuther Abgeordnete Tim Pargent spricht von einem schwarzen Tag: „Für uns in Oberfranken ist der Tag der Schiene ein Tag des Schienenabbruchs.“
Sanierung frühestens ab 2029 – ohne Geld
Noch dramatischer: Die Sanierung der Brücken ist erst ab 2029 vorgesehen, konkrete Mittel fehlen. Ebenso unklar bleibt die Finanzierung der Elektrifizierung – obwohl ihre Wirtschaftlichkeit längst nachgewiesen ist. Dabei ist die Franken-Sachsen-Magistrale Teil des transeuropäischen Netzes, Teil des militärischen Grundnetzes, Teil des Bundes-Bedarfsplans.
Tag der Schande
So prallen Anspruch und Wirklichkeit hart aufeinander: Deutschland feiert die Bahn, doch in Oberfranken herrscht Stillstand. Während andernorts PR-Veranstaltungen Begeisterung wecken sollen, erleben die Menschen hier Frust, Ausfälle und Stilllegung.
Der „Tag der Schiene“ soll zeigen, wie wichtig und zukunftsweisend die Schiene ist. Für Bayreuth und ganz Nordbayern ist er ab sofort ein Mahnmal: Politik und Bahn haben jahrzehntelang weggesehen.