Veröffentlicht am 17.10.2025 13:19

Rätsel um die Schreibfeder aus Bronze

Jean Paul mit Schreibfeder in der Hand – jetzt ist das wichtige Werkzeug des Dichters verschwunden. (Foto: BMTG / W. Munzert )
Jean Paul mit Schreibfeder in der Hand – jetzt ist das wichtige Werkzeug des Dichters verschwunden. (Foto: BMTG / W. Munzert )
Jean Paul mit Schreibfeder in der Hand – jetzt ist das wichtige Werkzeug des Dichters verschwunden. (Foto: BMTG / W. Munzert )
Jean Paul mit Schreibfeder in der Hand – jetzt ist das wichtige Werkzeug des Dichters verschwunden. (Foto: BMTG / W. Munzert )
Jean Paul mit Schreibfeder in der Hand – jetzt ist das wichtige Werkzeug des Dichters verschwunden. (Foto: BMTG / W. Munzert )

Jean Paul hat seine Feder verloren – still und heimlich. Niemand weiß wann, niemand weiß wie. Plötzlich war sie einfach weg: die bronzene Schreibfeder, die der Dichter seit über 180 Jahren stolz in seiner rechten Hand hielt.

Nun steht er da, mitten auf dem Jean-Paul-Platz, den Blick gen Justizpalast gerichtet – und wirkt, als frage er selbst: „Wer hat mir meine Feder genommen?“

Die Statue auf dem Jean-Paul-Platz, im Herzen der Bayreuther Innenstadt, ist seit 1841 ein fester Bestandteil des Stadtbilds. Doch das fehlende Detail sorgt nun für Verwunderung – und für allerlei Spekulationen: Wurde die Feder gestohlen? War es Vandalismus? Ein nächtlicher Kletterer mit Hang zur Literaturgeschichte? Oder schlicht Materialermüdung?

Wer auch immer Hand angelegt hat, brauchte Mut – und vermutlich eine Leiter. Wann hätte das geschehen können, ohne dass jemand etwas bemerkte? Vielleicht ist die Feder tatsächlich einfach abgefallen – nach fast zwei Jahrhunderten im Freien, bei Wind, Wetter und Baustellenstaub.

Oder ist es ein stummer Appell des Künstlers selbst an die Stadt, das geplante „Aufpeppen“ des Jean-Paul-Platzes endlich fertigzustellen? Die Statue musste in der Vergangenheit bereits mehrfach den Standort auf dem nach ihr benannten Platz wechseln. Während der Sanierung des Friedrichsforums glich das Umfeld ohnehin eher einer Dauerstressbaustelle – Bauwagen, Absperrzäune, Baumaterialien überall.

Sicher ist nur eines: Der Dichter steht nun ohne Werkzeug da. Eine Ironie des Schicksals – ausgerechnet im Jubiläumsjahr seines 200. Todestages, in dem Bayreuth seinen berühmten Sohn mit Lesungen, Ausstellungen und Festakten ehrt.

Das Jean-Paul-Denkmal wurde 1841, am 16. Todestag des Dichters, im Auftrag von König Ludwig I. errichtet. Entworfen hat es der Münchner Bildhauer Ludwig von Schwanthaler – berühmt für Werke wie die „Bavaria“ auf der Münchner Theresienwiese und das Goethe-Denkmal in Frankfurt am Main. Jean Paul, bürgerlich Johann Paul Friedrich Richter (1763–1825), lebte von 1804 bis zu seinem Tod in Bayreuth. Seine Statue zählt zu den bedeutenden Denkmälern der Stadt – und ist sogar bei Touristenportalen wie Tripadvisor als Sehenswürdigkeit gelistet.


Von Gabriele Munzert
north