BAYREUTH.Die Stadt feiert den Dichter Jean Paul: Stadtführungen, Lesungen, Ausstellungen – an allen Ecken wird an den Dichter erinnert, der in Bayreuth und der Region seine letzten Jahre verbrachte. Auf dem Stadtfriedhof ist er begraben. Doch ein Denkmal bleibt fast unbemerkt. In keiner Broschüre oder in einem Flyer wird darauf hingewiesen: der Jean-Paul-Gedenkstein auf den Schlossterrassen.
Seit 2008 steht er dort, ein mannshohes Buch aus Waldsteingranit, mit Silhouette, Zitaten und Liebeserklärung des Dichters an „sein“ Bayreuth. Entworfen hat ihn Willi Seiler, umgesetzt von Steinmetzmeister Peter Büttner. Zur Einweihung war der Stein eine besondere Ehrung, heute im Laufe der Zeit habe ihm wachsende Bäume und das Wetter zugesetzt. Vor wenigen Tagen wurde der Gedenkstein überraschend gereinigt und die Inschriften erneuert – und doch bleibt er von den Laubbäumen verdeckt – im Stadtbewusstsein eher unsichtbar.
Dass der Gedenkstein überhaupt nach Bayreuth kam, ist dem Schauspieler und Jean Paul-Rezitator Hans-Jürgen Schatz zu verdanken. Er hatte einen ähnlichen Stein in Wunsiedel gesehen und dann den damaligen städtischen Kulturreferenten Ralph Lange überzeugt, der wiederum zwei Bayreuther Bürger als Sponsoren fand. „Wie er das geschafft hat, weiß ich bis heute nicht“, erinnert sich Hans-Jürgen Schatz, dem es eine Herzenssache war, Jean Paul mit einem Fichtelgebirgsgranit zu würdigen. Auf die unbekannten Unterstützer wird auf dem Gedenkstein hingewiesen.
Hans-Jürgen Schatz mahnt auch heute: Der Stein muss sichtbarer werden – regelmäßig gereinigt und gepflegt – vielleicht sogar an einem prominenteren Platz. Als ideal sähe er den Luitpoldplatz, ganz in der Nähe von „Lucy“, einem Werk der Skulpturenmeile. Dort verläuft auch der Jean-Paul-Weg, dort flanieren die Menschen, dort könnte das Denkmal seine wirkliche Bedeutung entfalten. Doch Platz ist inzwischen mit einer Tankstelle für E-Autos und einem Spiel-gerät belegt. „Schade“, findet Hans-Jürgen Schatz, „aber vielleicht findet die Stadt trotzdem einen Ort, der dem Stein gerecht wird.“
Am 14. November 2025 jährt sich Jean Pauls Todestag zum 200. Mal. Bayreuth ehrt den Dichter seit seinem Geburtstag am 21. März – und hoffentlich auch mit einem Blick auf jenen Gedenkstein, der zwar inzwischen wieder strahlt, aber weiter ein Schattendasein fristet. gmu