„Alarm” an er Ausbildungs-”Front”. Laut IHK für Oberfranken in Bayreuth sei die Zahl der Auszubildenden in den ersten sieben Monaten des Jahres gegenüber 2024 spürbar um 15 Prozent auf 1.908 Frauen und Männer gesunken.
IHK-Pressesprecher Peter Belina erklärt den Rückgang so: „Hauptgrund ist der dramatische Einbruch der Ausbildungszahlen bei den Ausbildungsbetrieben im Bereich der Automobilzulieferer. Fünf unserer zehn wichtigsten Ausbildungsbetriebe gehören zu dieser Sparte.”
Die schlechte Konjunkturlage treffe – wenn auch etwas abgeschwächt - auch den Energiesektor, den Maschinenbau und die Medizintechnik. Dagegen sind die Gründe für den Einbruch im Handel und der Gastronomie andere: „Die Unternehmen würden gerne deutlich mehr ausbilden, finden aber keinen Nachwuchs”, erklärt IHK-Ausbildungsberater Matthias Rank.
Bei den befragten Unternehmen in Stadt und Landkreis, darunter auch Stadtverwaltung und Klinikum Bayreuth, scheint sich dieser Trend nicht zu bestätigen. Fast ausnahmslos bestätigen sie, dass es bei ihnen keinen Bewerbermangel gibt.
Das Klinikum Bayreuth hat keine Problemen bei der Besetzung seiner Ausbildungsstellen. Frank Schmälzle, Leiter der Unternehmenskommuniktaion, schreibt: „Während andere den Azubi-Mangel spüren, sind wir mit der Bewerberlage sehr zufrieden. Bei uns haben Anfang September 180 junge Leute ihre Ausbildung begonnen. 103 davon in der größten Berufsgruppe, der Pflege.”
Die Kurse und Klassen seien voll, deshalb könne man keine weiteren Azubis einstellen. „Wir haben konsequent an der quantitativen und qualitativen Verbesserung unserer Ausbildungsgänge gearbeitet. „Wir legen großen Wert darauf, unseren Schülerinnen und Schülern gute Lernorte zu bieten. Dies gilt zum Beispiel für unsere Berufsfachschule für Pflege, für das Angebot des Lerncoachings, für das SkillsLab, das Projekt „Schüler leiten eine Station“, und es gilt für eine moderne, digital unterstützte Art des Lernens.”
Einen handfesten Vorteil sehe man auch darin, dass die Klinikum Bayreuth die Vertiefungsphase während einer dreijährigen Ausbildung anbieten könne. ”Wir haben ein gutes Angebot und arbeiten weiter daran, es zu verbessern. Nur wenn wir selbst aktiv werden, können wir den sich perspektivisch verschärfenden Personalmangel in der Pflege auffangen.”
22 Ausbildungsplätze hat die Stadt Bayreuth zum Ausbildungsstart am 1. September angeboten, und alle Ausbildungsplätze konnten besetzt werden, berichtet die Pressestelle der Stadt. Darüber freuten sich Michael Mertel, Leiter des Personalamtes, und Oberbürgermeister Thomas Ebersberger.
Im Beamtenbereich starten elf Nachwuchskräfte ihre Ausbildung zum Verwaltungswirt beziehungsweise beginnen ein duales Studium zum Diplom-Verwaltungswirt in der Kommunalverwaltung. Ein weiterer neuer Mitarbeitender beginnt beim Amt für Soziales, Integration und Inklusion das duale Studium „Soziale Arbeit“.
Vielfältig seien auch die Fachrichtungen, die die jungen Menschen im Angestelltenbereich einschlagen. So beginnen je zwei Mitarbeitende ihre Ausbildung zum Gärtner beim Stadtgartenamt beziehungsweise zum Umwelttechnologen im Stadtbauhof.
Die anderen Nachwuchskräfte beginnen ihre Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte unter anderem im Straßenverkehrsamt, beim Amt für Kinder, Jugend und Familie oder beim Einwohner- und Wahlamt.
medi Bayreuth gilt als eines der „ausbildungsfreudigsten” Unternehmen der Stadt. Zum Ausbildungsstart 2025 hat der Hersteller von Medizinprodukten15 Nachwuchskräfte, darunter elf Azubis und vier Dual-Studierende, eingestellt. Aktuell arbeiten 40 Azubis und Dualstudierende bei medi.
„Grundsätzlich haben wir mehr Bedarf im Bereich Produktion, Maschinen- und Anlagenführer/in Textil und Produktionsmechaniker/in Textil sowie Logistik als Fachlagerist/in”, erklärt medi-Ausbildungsleiterin Vanessa Berner.
Seit 2025 hat medi sein Ausbildungs- und Studienangebot erweitert. Neu dabei seien Textillaboranten, Duale Studenten in Wirtschaftsinformatik, Informationstechnik und Data Science/KI.
Zum Ausbildungsstart hat das Bauunternehmen W. Markgraf GmbH & Co KG 28 Auszubildende eingestellt. „Wir freuen uns damit über einen weiteren starken Ausbildungsjahrgang”, betont Christopher Rückbeil, Leiter Unternehmenskommunikation.
Insgesamt beschäftige man 84 Auszubildende sowie Verbundstudenten. „Wir würden daher nicht direkt von einem Azubimangel sprechen. Die Ausbildungsberufe sind – wie vermutlich überall – unterschiedlich stark nachgefragt. In diesem Jahr war der Straßenbauer (m/w/d) schwieriger zu besetzen”, so Rückbeil.
Für den kaufmännischen Bereich oder das Berufsbild Konstruktionsmechaniker (m/w/d) sei es dagegen sehr gut gelaufen. Es seien derzeit vereinzelnd noch „Nachzügler“ im Gespräch, „denn erfahrungsgemäß kommen auch nach dem Stichtag immer noch einzelne Personen dazu”.
Der Pumpenhersteller KSB in Pegnitz verzeichnet weniger Bewerber als früher. „Allerdings sind die Möglichkeiten bei KSB, sich persönlich und fachlich zu entwickeln, ein wichtiges Argument für junge Menschen”, erklärt David Ziegler, Ausbildungsleiter am Standort Pegnitz.
Das steigere die Attraktivität einer Ausbildung bei KSB enorm und motiviere die Schüler, hier eine Ausbildung zu beginnen und - vor allem - danach auch zu bleiben. KSB habe entgegen des Trends die Bewerbungseingangszahlen in den vergangenen Jahren wieder steigern können.
„Ein Grund für diese positive Entwicklung ist, dass die Mitarbeiter die mehrfach ausgezeichnete KSB-Ausbildung mit Stolz weiterempfehlen und somit erfolgreich Werbung für unsere Berufsausbildung machen“, hebt David Ziegler hervor.
„Am 1. September haben wir insgesamt 24 neue Auszubildende in diversen Berufen bei uns begrüßt. Aufgrund unserer bedarfsorientierten Ausbildung werden wir die nach der Abschlussprüfung auch in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernehmen“, erläutert Ziegler.
Vor zwei Jahren habe KSB die Zahl der Ausbildungsstellen erhöht und somit auf den steigenden Bedarf an Facharbeitern reagiert. Ziegler: „Bei den Verbundstudenten gab es allerdings heuer weniger Bewerberinnen und Bewerber. Das liegt aber vor allem daran, dass es diesmal einen Abiturjahrgang gab. Die Konsequenz: Beim Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieurwesen gibt es bei KSB noch freie Plätze.”
KSB beschäftigt in Pegnitz aktuell knapp 100 Auszubildende, verteilt über alle Ausbildungs- und Studienstellen. „Die gegenwärtigen Investitionen bei KSB sind ein Bekenntnis zur Zukunft der deutschen Standorte und somit auch ein Bekenntnis zu unsere Berufsausbildung“, betont der Ausbildungsleiter.