Wie können wir unsere Wasserversorgung angesichts klimatischer Veränderungen und geologischer Besonderheiten langfristig sicherstellen?
Beim 15. Wasserforum Oberfranken stand die zukunftsfähige Infrastruktur unserer Wasserversorgung im Mittelpunkt. Etwa 150 Vertreterinnen und Vertreter der oberfränkischen Kommunen, der öffentlichen Wasserversorger und der Behörden diskutierten im Rahmen der „Aktion Grundwasserschutz – Trinkwasser für Oberfranken”, wie die Trinkwasserversorgung widerstandsfähig gegenüber künftigen Herausforderungen gestaltet werden kann.
Wasserversorgung in Oberfranken
In Oberfranken basiert die Infrastruktur der öffentlichen Wasserversorgung auf dem Zusammenspiel von lokalen Versorgern, regionalen Verbünden und der Fernwasserversorgung. „Die zehn großen Wasserversorger wie die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO), Stadtwerke und große Zweckverbände liefern gut die Hälfte des Trinkwassers in Oberfranken. Die andere Hälfte kommt von den knapp 200 kommunalen Wasserversorgern. Alle kümmern sich darum, dass jederzeit frisches Trinkwasser zu den Wasserhähnen im Versorgungsgebiet kommt”, so der Regierungspräsident von Oberfranken, Florian Luderschmid, in seiner Begrüßung. „Dass der Versorgungsauftrag vor Ort in kommunaler Hand liegt, ist uns wichtig, denn Wasser ist keine Handelsware, sondern unsere Lebensgrundlage”, betonte Luderschmid.
Vernetzte Wasserinfrastruktur
Längere Hitzewellen und Starkregenereignisse beeinflussen die Wasserressourcen. Verbundlösungen zwischen den einzelnen Wasserversorgern können dabei helfen, etwaige Engpässe auszugleichen und die bestehenden Systeme widerstandsfähiger zu machen. „Das Thema Versorgungssicherheit wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen”, ist sich Josef Lehner aus dem Referat Grundwasserschutz und Wasserversorgung des Bayerischen Umweltministeriums sicher: „Die geplante Novelle des Bayerischen Wassergesetzes wird die Bedeutung der öffentlichen Wasserversorgung in Bayern klar herausstellen.”
Zukünftig wird es auch darum gehen, wie Belange des Wasserschutzes und des Ausbaus erneuerbarer Energien, insbesondere bei Windenergieanlagen, zu einem angemessenen Ausgleich gebracht werden können. Wo Windenergie Belange des Trinkwasserschutzes nicht beeinträchtigt, bleibt Raum für den Ausbau der Erneuerbaren.
Rückblickend war der Aufbau von Fernwasserstrukturen in Bayern vor über 50 Jahren ein Meilenstein, erläuterte Michael Belau vom Bayerischen Landesamt für Umwelt: „Weiterhin geht es darum, auch die großen Verbünde besser zu vernetzen, denn sie bilden das Rückgrat der Versorgungsstruktur. Gleichzeitig können und werden sie dabei aber örtliche Wasservorkommen nie ersetzen können, denn 80 Prozent des oberfränkischen Trinkwassers werden ortsnah aus Brunnen und Quellen gewonnen.”
Regionale Verbünde
Auch auf regionaler Ebene werden Verbundstrukturen in Zukunft wichtig sein. Johannes Wolfer vom Wasserwirtschaftsamt Hof erinnerte daran, dass eine sichere Wasserversorgung im Fichtelgebirge, Frankenwald und im Hofer Land schon seit jeher eine Herausforderung war. Die kristallinen Festgesteine weisen dort nur sehr selten vereinzelte größere Grundwasserspeicherkapazitäten auf. Ein aktuelles Projekt des Wasserwirtschaftsamtes Hof beschäftigt sich mit dieser Problematik und versucht Lösungsansätze zu entwickeln. „Damit ist das Projekt ein wichtiger Baustein für die Zukunftssicherheit unserer Region”, so der Landrat des Landkreises Hof, Dr. Oliver Bär, zugleich Vorsitzender des Regionalen Planungsausschusses Oberfranken-Ost.
Unterstützung für Wasserversorger
Der Freistaat Bayern unterstützt interkommunale Leitungsverbünde. So wurden in Oberfranken in den letzten zehn Jahren etwa 100 Kilometer Verbundleitungen zwischen Wasserversorgern mit einem Investitionsvolumen von 30 Millionen Euro gebaut. Der Freistaat Bayern förderte dies mit etwa 15 Millionen Euro.
Fachliche Unterstützung erhalten die Wasserversorger vom Fachverband DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches). Robert Scherer, Geschäftsführer der DVGW-Landesgruppe Bayern, erläuterte die Methodik des Arbeitsblatts W 1003 „Resilienz und Versorgungssicherheit in der öffentlichen Wasserversorgung” anhand praxisnaher Beispiele. So können Versorger ihren Wasserbezug auf mehrere Gewinnungsanlagen verteilen, mit Notstromaggregaten netzbedingte Ausfälle überbrücken oder ein Verbundsystem mit Nachbarversorgern aufbauen. Indem sich die Betreiber der Ausfallrisiken bewusst werden, ist der erste Schritt zu mehr Sicherheit in den Versorgungsanlagen bereits getan.
Neben den Vorträgen bot das Wasserforum ausreichend Gelegenheit für die Anwesenden, sich untereinander auszutauschen und die neuen Aufgaben, Ideen und aktuellen Herausforderungen mit den Expertinnen und Experten zu diskutieren.
Das jährliche Wasserforum Oberfranken ist die zentrale Informationsveranstaltung im Rahmen der Aktion Grundwasserschutz der Regierung von Oberfranken, die durch das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert wird. Es dient als Austauschplattform für Wasserversorger, Kommunen und Behörden und informiert über aktuelle Themen rund um Trinkwasserversorgung und Grundwasserschutz.