Am 11. Dezember 2024 gelang Museumsdirektor Dr. Sven Friedrich ein besonderer Coup: Bei Christie’s in London ersteigerte er Richard Wagners originale Erstschrift zum „Tannhäuser“-Libretto. Das Manuskript galt lange als verschollen. Nun ist es Teil der Sammlung in Bayreuth – und schließt dort eine wichtige Lücke.
Die Handschrift umfasst den originalen Umschlag, ein Titelblatt sowie 17 Seiten auf zehn Doppelblättern. Am Ende trägt sie die Unterschrift Richard Wagners. Damit lässt sich die Entstehungszeit klar eingrenzen: zwischen dem 29. Januar und dem 22. März 1843. Der ursprüngliche Titel lautete „Der Venusberg“.
Das Werk war seit 1996 in Privatbesitz, nachdem es am 6. Dezember jenes Jahres bei Sotheby’s versteigert worden war. Erst fast drei Jahrzehnte später kam es wieder auf den Markt – und wird nun als das „bedeutendste Wagner-Autograph der letzten 20 Jahre“ bezeichnet.
Die Handschrift enthält zahlreiche Korrekturen, Streichungen und Ergänzungen. Auch Regieanweisungen, Szeneneinteilung und Nummerierung weichen von der späteren Reinschrift ab. Damit liefert das Dokument einen einzigartigen Einblick in die frühe Schaffensphase des Komponisten.
„Viele sehen in Wagner nur den Komponisten. Aber er war mehr. Er wollte ein Gesamtkunstwerk schaffen – in Wort und Ton“, sagte Florian Luderschmid, Regierungspräsident von Oberfranken. „Dieses Manuskript zeigt, wie er an seinen Texten gearbeitet hat. Es macht die Entstehung seines Werks greifbar. Bayreuth ist um einen Schatz reicher.“
Auch Museumsdirektor Dr. Friedrich betont die Bedeutung des Fundes: „Wir besitzen bereits den Prosatext und die spätere Reinschrift. Dieses Stück fehlte. Nun ist das Puzzle komplett.“
Die Kosten für das Manuskript beliefen sich auf 140.000 Euro – inklusive Aufgeld und Steuern. Die Erwerbung wurde zu je einem Drittel von der Kulturstiftung der Länder und der Oberfrankenstiftung gefördert.
Heute, am 22. Mai 2025, dem 212. Geburtstag Richard Wagners, wurde das Manuskript erstmals öffentlich präsentiert. Damit ergänzt es nicht nur die weltweit größte Wagner-Sammlung, sondern öffnet auch neue Wege für die wissenschaftliche Erforschung seines Werks.