Eine außergewöhnliche Marke in der Geschichte der zivilen Luftrettung: Der Luftretter „Sam” absolvierte im April seinen 10.000. Einsatz an Bord des ADAC Rettungshubschraubers „Christoph 20”. Hinter dem Spitznamen verbirgt sich Wolfgang Seibt (61), der als Notfallsanitäter nicht nur eine feste Größe am ADAC Luftrettungsstützpunkt Bayreuth ist, sondern nach aktuellem Kenntnisstand auch das dienstälteste Technical Crew Member (TC HEMS) des Bayerischen Roten Kreuzes und der ADAC Luftrettung ist – mit der längsten ununterbrochenen Betriebszugehörigkeit.
Ein Notfalleinsatz zum Jubiläum: Bei seinem 10.000. Einsatz wurde Seibt gemeinsam mit der Crew des in Bayreuth stationierten Rettungshubschraubers „Christoph 20” zu einem 50-jährigen Patienten mit akuten Brustschmerzen gerufen. Nach der Erstversorgung durch den Notarzt und Seibt wurde der Patient zur weiteren Abklärung und Behandlung mittels Herzkatheter ins Krankenhaus geflogen.
Wolfgang Seibt begann seine beeindruckende Karriere im September 1982 beim Bayerischen Roten Kreuz. Zunächst im Krankentransport und der Unfallrettung tätig, legte er bereits 1984 die Prüfung zum Rettungssanitäter ab. Seine Leidenschaft für die Luftrettung führte ihn noch im selben Jahr zur spezialisierten Zusatzausbildung im Luftrettungsdienst und seit 1984 gehört er fest zur Crew des „Christoph 20“. Nur zwei Jahre später wurde er offiziell zum Rettungsassistenten ernannt.
In den folgenden Jahren bildete sich Seibt kontinuierlich weiter: Er absolvierte Lehrgänge zur Versorgung von Polytraumata, spezialisierte sich auf die Stressbewältigung im Rettungsdienst und qualifizierte sich 2016 zusätzlich als Notfallsanitäter.
Seit mehr als vier Jahrzehnten ist Seibt als festes Besatzungsmitglied von „Christoph 20“ in Bayreuth im Einsatz. Das BRK Bayreuth und die ADAC Luftrettung schätzen seine langjährige Erfahrung, sein ruhiges Auftreten und seine Fähigkeit, auch in kritischen Situationen den Überblick zu behalten.
Im kommenden August wird Wolfgang Seibt seinen aktiven Dienst in der Luftrettung beenden und endgültig am Boden bleiben. Dann wird er bis zu seinem wohlverdienten Ruhestand weiterhin als Notfallsanitäter tätig sein.
TC HEMS – ein anspruchsvolles Berufsbild
TC HEMS steht für Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member – eine spezielle Rolle in der Luftrettung, die über den regulären Notfallsanitäter hinausgeht. TC HEMS sind nicht nur für die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten verantwortlich, sondern übernehmen auch technische und operative Aufgaben an Bord des Rettungshubschraubers.
Dazu zählen unter anderem die Kommunikation mit der Leitstelle und der Pilotencrew, die Einsatzdokumentation, das Sicherstellen medizinischer Geräte, das Verhalten in besonderen Lagen (wie z. B. Außenlandungen oder Seilwindenrettungen) sowie die Unterstützung bei der Navigation und Landeplatzsuche. Die Ausbildung erfordert daher ein hohes Maß an medizinischer, technischer und fliegerischer Kompetenz – gepaart mit psychischer Belastbarkeit und Teamfähigkeit.
In der Besatzung des in Bayreuth stationierten ADAC-Rettungshubschraubers übernehmen speziell ausgebildete Notfallsanitäter des BRK-Kreisverbandes Bayreuth die Aufgabe des TC HEMS in der Luftrettung. Wolfgang Seibt, der die Entwicklungen in der zivilen Luftrettung in Deutschland von Beginn an begleitet hat, ist ein Vorbild für viele Nachwuchskräfte in der Luftrettung.
Mit über 10.000 dokumentierten Einsätzen, zahllosen Notfällen im Leitstellenbereich Bayreuth/Kulmbach und darüber hinaus sowie mehr als vier Jahrzehnten Berufserfahrung zählt Wolfgang Seibt zu den erfahrensten Luftrettern Deutschlands. Dabei ist er alles andere als abgehoben: Er ist bodenständig, kollegial und hat stets ein offenes Ohr für seine Crew und die Patientinnen und Patienten.
Sein beruflicher Werdegang steht beispielhaft für das Engagement, die Verlässlichkeit und die Leidenschaft, mit der Rettungskräfte täglich im Einsatz sind. Er zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Erfahrung und kontinuierliche Weiterbildung in der modernen Notfallmedizin sind.