Veröffentlicht am 16.05.2025 17:35

Bayreuth in Skizzen

Die beiden Künstlerinnen skizzierten eine Woche lang Bayreuths schönste Orte. V.l.: Marielle Durand und Coline Eberhard.  (Foto: jm)
Die beiden Künstlerinnen skizzierten eine Woche lang Bayreuths schönste Orte. V.l.: Marielle Durand und Coline Eberhard. (Foto: jm)
Die beiden Künstlerinnen skizzierten eine Woche lang Bayreuths schönste Orte. V.l.: Marielle Durand und Coline Eberhard. (Foto: jm)
Die beiden Künstlerinnen skizzierten eine Woche lang Bayreuths schönste Orte. V.l.: Marielle Durand und Coline Eberhard. (Foto: jm)
Die beiden Künstlerinnen skizzierten eine Woche lang Bayreuths schönste Orte. V.l.: Marielle Durand und Coline Eberhard. (Foto: jm)

Vor zehn Jahren lebte Coline Eberhard in Bayreuth – ein Wendepunkt in ihrem Leben. Heute ist sie als Künstlerin zurück in der Region. Eine Woche lang, vom 10. bis 17. Mai, widmete sie sich einem besonderen Projekt: Ein Reiseskizzenbuch über Bayreuth und Umgebung. Mit dabei ist auch Marielle Durand, eine renommierte französische Illustratorin. Durand hat bereits politische Debatten im französischen Parlament und die Olympischen Spiele in Paris zeichnerisch dokumentiert. Zuletzt war sie für eine Reportage in Philadelphia – nun folgt Bayreuth.

Eine Stadt als Wendepunkt
„Bayreuth bedeutet mir viel“, sagt Coline Eberhard. Hier habe sie vor genau zehn Jahren wieder mit dem Zeichnen begonnen – nach einer langen Pause seit der Schulzeit. Damals kam sie aus Paris, nahm einen Job in Bayreuth an, kannte niemanden. „Ich dachte, das Leben in einer kleinen Stadt könnte langweilig sein. Deshalb packte ich meine alten Aquarellfarben ein und beschloss, jeden Tag Tiere zu malen.“ Aus Langeweile wurde Leidenschaft.

Die erste Skizze auf ihrem Instagram-Profil zeigt den Blick aus dem WG-Zimmer in der Schillerstraße. Schon bald zeichnete sie, statt Tieren, städtische Szenen, Freunde, Natur, Zugfahrten. „Ich hatte keine Angst vor Langeweile – ich war einfach froh, endlich Zeit zum Nachdenken zu haben. Bayreuth steht für Ruhe, Selbstfindung und den Beginn meiner zeichnerischen Reise.“

Zeichnen als Begegnung mit dem Ort
Ein Reiseskizzenbuch ist mehr als ein visuelles Tagebuch. Es fängt Stimmungen ein, nicht nur Gebäude. „Ich zeichne am liebsten mitten im Geschehen – in Cafés, auf Plätzen, dort, wo Leben stattfindet.“ Dabei beobachtet sie genau, entdeckt kleine Details. Das Zeichnen wird zum Mittel, Geschichte zu verstehen. In Bayreuth sucht sie gezielt nach der fränkischen Fahne – und findet sie an unerwarteten Orten, etwa in Kneipen.

Jede Seite ihres Skizzenbuchs entsteht spontan. Manchmal verweilt sie lange an einem Ort, manchmal hält sie viele Eindrücke in kurzer Zeit fest. „Diese Dynamik verleiht dem Buch seinen Rhythmus.“

Zwei Künstlerinnen – zwei Perspektiven
Die Zusammenarbeit mit Marielle Durand beschreibt Coline Eberhard als große Bereicherung. Durand gilt als erfahrene Künstlerin, bringt Wissen und Struktur mit. Gemeinsam geben sie Workshops, in denen Grundlagen des Zeichnens vermittelt werden – aber auch, wie Zeichnungen als Kommunikationsmittel funktionieren können. Besonders im deutsch-französischen Austausch.

Stilistisch unterscheiden sich beide. Eberhard arbeitet textlastiger, ihre Skizzenbücher sind tagebuchartig. Durand lässt die Bilder für sich sprechen. Spannend wird es, wenn beide denselben Ort festhalten. „Unsere Zeichnungen vom Abend im Manns Bräu sind sehr verschieden – und gerade das macht den Austausch so interessant.“

Skizzenmomente in Bayreuth
Es gibt Orte, die sofort zum Skizzieren einladen. Für Coline Eberhard etwa die Treppen am Kanal vor dem Opernhaus. „Schöne Architektur, lebendiges Stadtleben, ein Ort zum Verweilen – das ist ein perfektes Motiv.“

Ein besonderer Moment ereignete sich in der Villa Wahnfried: Ein Museumswärter spielte unerwartet auf einem Glockenspiel. „Der Klang erinnerte an die Stephanskirche in Wien – das war so eindrucksvoll, ich musste sofort zeichnen.“

Nicht immer sind es große Ereignisse. Auch ein Taubenschlag oder der Blick durch Steingräbers Portikus können ein Motiv sein. Unterschiedlich sind auch die Blickwinkel in der Gruppe junger deutscher und französischer Künstler. Während manche die Eremitage spannend finden, zieht Eberhard eher das typisch Fränkische an.

Zeichnen vor Ort – mehr als ein Bild
Das Zeichnen vor Ort ist für Coline Eberhard weit mehr als das Festhalten eines Motivs. „Es ist wie eine Zeitmaschine. Während des Zeichnens wird alles langsamer, ich nehme intensiver wahr.“ Geräusche, Gerüche, Wetter, Stimmung – all das bleibt erhalten. Beim späteren Durchblättern kehren die Erinnerungen lebendig zurück. Ganz anders als bei einem Foto, das in Sekunden entsteht.

Das Skizzenbuch wird so zum lebendigen Zeugnis einer Reise – und Bayreuth erneut zum Ort des Anfangs.


Von Jessica Mohr
jm
north