Veröffentlicht am 15.04.2024 14:59, aktualisiert am 16.04.2024 08:22
Veröffentlicht am 15.04.2024 14:59, aktualisiert am 16.04.2024 08:22

Auf eine Karte gesetzt – und die tut keinen Stich

Neue Nord-Seilbahn am Ochsenkopf: Keine Inklusiv-Karte seitens des Landkreises Bayreuth zu machen. (Foto: Lenkeit)
Neue Nord-Seilbahn am Ochsenkopf: Keine Inklusiv-Karte seitens des Landkreises Bayreuth zu machen. (Foto: Lenkeit)
Neue Nord-Seilbahn am Ochsenkopf: Keine Inklusiv-Karte seitens des Landkreises Bayreuth zu machen. (Foto: Lenkeit)
Neue Nord-Seilbahn am Ochsenkopf: Keine Inklusiv-Karte seitens des Landkreises Bayreuth zu machen. (Foto: Lenkeit)
Neue Nord-Seilbahn am Ochsenkopf: Keine Inklusiv-Karte seitens des Landkreises Bayreuth zu machen. (Foto: Lenkeit)

Ein „Kümmerer“ wäre laut Landrat Florian Wiedemann gefragt, sollten touristische Ziele im Landkreis Bayreuth eine touristische Inklusivkarte verwirklichen. Allein: Der Landkreis habe keine Kapazitäten. Aber eine Machbarkeitsstudie gibt es. Die wurde vom Projektierer Sebastian Erb von ILS Consult im Ausschuss für Kreisentwicklung, Tourismus und Wirtschaft am Montagnachmittag (15. April 2024) vorgestellt.

Es sollte bei der Vorstellung der Idee bleiben. Weiterverfolgt wird die Idee nicht. Vorausgegangen war dem Vortrag der Inklusiv-Karte ein Antrag des Goldkronacher Bürgermeisters und Kreisrats Holger Bär aus dem Juni 2023.

Einen „wilden Ritt“ kündigte Erb den anwesenden Kreisräten für seinen etwa 20 Minuten langen Vortrag an. Die Sachlage? Durchaus komplex. Im Wesentlichen gehe es darum, die Attraktivität der Region zu steigern. Der Fokus soll dabei auf Familien und Einheimischen liegen.

Tourismus-Karte für gesamten Landkreis Bayreuth: Zwei-Säulen-Modell vorgestellt

Eine erste Säule sei eine Gutscheinkarte. Auf einer solchen Gutscheinkarte für Handel, Gastronomie und Direktvermarkter können Einheimische das sogenannte „Landgeld“ (erst mal nur als Arbeitstitel gedacht) nutzen, Arbeitgeber den Gutschein als „Landgehalt“ auszahlen können. Diese Karten sollen im Freizeit- und Kulturbereich eingesetzt werden können.

Finanzieren müsse sich die Teilnahme einer solchen Maßnahme natürlich auch. Das sei über Teilnahmegebühren, Transaktionskosten sowie die Refinanzierung über Marketing denkbar, so Erb. Tragfähig sei eine solche Finanzierung dann, wenn auf Seiten der Einheimischen 1.000 Karten mit mindestens 25 Euro im ersten Jahr aufgeladen werde. Auf Arbeitgeberseite seien mindestens 600 Karten mit einem Wert von mindestens 30 Euro Wertbetrag denkbar.

Kaufkarte: über 100 Teilnehmer zwischen Fränkischer Schweiz und Fichtelgebirge notwendig

Die zweite Säule solch einer Mehrwertkarte wird in Form einer Kaufkarte dargestellt. Museen, Thermen, Minigolfplätze – Destinationen wie diese sollten alle mit aufgenommen werden, um flächendeckend Einrichtungen aufnehmen zu können. 96 Partner seien von Erb zuerst mal analysiert wurden. „Es muss für jeden etwas dabei sein“, so Erb. Bis zu 130 Teilnehmern seien denkbar.


Auch bei der Kaufkarte stellt sich die Frage nach der „schwarzen Null“. 65 Euro seien pro Jahr denkbar. Bei „Abomodell“ für Arbeitgeber sind knapp über 6 Euro pro Monat oder auch rund 12,50 Euro pro Monat denkbar.

80 bis 100 Akzeptanzstellen sollten es sein. „Die finden wir vom Grundpotenzial vor“; so Consulting-Mann Erb in Richtung der Kreisräte.

Kein Projekt für nebenbei und Kümmerer gesucht

Die größte Herausforderung sei neben der Anschubfinanzierung der notwendige Kümmerer, räumte Erb ein. „Kein Thema, das man mal so als Viertel- oder halbe Stelle nebenher macht“, sagte er. Mindestens zwei Vollzeitstellen müssten solch ein Projekt wohl stemmen. Es könne funktionieren, aber seine solche Karte sei eben komplex. Aber das hatte der ja schon vor dem wilden Ritt angekündigt.

Gute Idee, aber so nicht umsetzbar, sagte Wiedemann nach diesem Ritt in Richtung des Ausschusses. „Einfach nicht zu schaffen ohne Kümmerer.“ Große Übernachtungshäuser im Bayerischen Wald habe man eben nicht in Fichtelgebirge und Fränkischer Schweiz. Entsprechend lautete der Beschlussvorschlag, das Projekt der Karte nicht weiter zu verfolgen. „Unsere Gemeinden haben zu kämpfen“, erteilte er angesichts knapper Kassen einer freiwilligen Leistung wie einer solchen Karte eine Absage. „Ich bin ganz klar dagegen“, so der Landrat.

Antragsteller Bär, selbst kein Ausschussmitglied, aber als Antragsteller redeberechtigt, votierte dennoch für die Karte, zu erstrebenswert sei die Idee. „Aufholen werden wir das nicht mehr“ sagte Bär im Hinblick auf andere touristische Hotspots – nur solle man aufpassen, dass der Rückstand für Freizeitziele im Raum Bayreuth nicht noch größer werde. Bei einer Gegenstimme wurde der Inklusiv-Karte aus Händen des Landkreises eine Absage erteilt.


Von Jürgen Lenkeit
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