Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad und transportieren dabei auch ihre Kinder, sei es auf dem Weg zur Kita, beim Einkaufen oder bei Ausflügen. Um die kleinen Passagiere sicher ans Ziel zu bringen, gibt es einiges zu beachten. Hier sind die wichtigsten Hinweise der Unfallexperten von DEKRA.
„Wie sicher Kinder in einem Kindersitz, Anhänger oder Lastenrad unterwegs sind, hängt nicht nur von der Qualität der Technik und der Art der Sicherung ab. Eine wichtige Rolle spielen auch das Verhalten, das Können und die Erfahrung der fahrenden Person”, sagt Luis Ancona, Unfallforscher bei DEKRA.
Beispiel Kindersitz: Wenn ein Kind auf einem speziellen Sitz am Gepäckträger Platz nimmt, erhöht sich das Gewicht des Fahrrads und dadurch verlängert sich der Bremsweg. Zudem verschiebt sich der Schwerpunkt nach oben und nach hinten, was die Fahrstabilität beeinträchtigt. Auch mit einem Anhänger am Heck und erst recht mit einem deutlich schwereren, längeren Lastenrad müssen die Fahrer in der Regel erst lernen, auch in schwierigen Fahrsituationen die Kontrolle zu behalten.
„Vor allem für Ungeübte empfiehlt es sich, einige Proberunden im verkehrsfreien Raum zu drehen. So können sie sich mit dem Verhalten des beladenen Fahrrads in typischen Fahrsituationen vertraut machen, bevor sie sich mit dem Kind ins reale Verkehrsgetümmel stürzen”, empfiehlt Ancona. Im Straßenverkehr ist eine gute Beherrschung des Fahrrads gefragt, damit man sich ganz auf die jeweilige Verkehrssituation konzentrieren kann.
Ob Kindersitz, Anhänger oder Lastenrad – in allen Fällen gilt: Die kleinen Mitfahrer immer gut sichern. Damit das Kind bei einem Bremsmanöver oder Unfall nicht unsanft auf der Fahrbahn landet oder sich an der harten Transportbox stößt, muss auch auf Kurzstrecken der Gurt angelegt werden. Außerdem sollten Kinder immer einen Helm tragen, um etwa beim Umfallen des Fahrrads, bei einem Sturz oder Unfall besser geschützt zu sein. Bremstests der DEKRA Unfallforschung zeigen eindrucksvoll, warum auch beim Transport in einer Lastenrad-Box Gurt und Helm unverzichtbar sind.
Hochwertige Technik reduziert Risiken
Ein entscheidendes Sicherheitselement ist die Qualität der verwendeten Technik. Das GS-Prüfzeichen und die entsprechende DIN-Norm (z.B. DIN EN 14344 für Kindersitze) können als Anhaltspunkte für die Qualität von Kindersitz, Anhänger, Lastenrad und Helm dienen. Vor dem Kauf ist eine aussagekräftige Probefahrt mit Beladung empfehlenswert.
Der Kindersitz für die Mitnahme auf dem Fahrrad sollte nicht nur über ein Gurtsystem verfügen, sondern auch über einen höhenverstellbaren Speichenschutz, der verhindert, dass die Füße des Kindes in die Speichen geraten. Ein Sitz mit Kopfstütze ist empfehlenswert, da er das Risiko von Kopfverletzungen bei einem Unfall verringert. Der Sitz muss für das Gewicht des Kindes zugelassen und gemäß den Herstellervorgaben fest am Fahrrad montiert sein, um ein Lösen während der Fahrt zu verhindern.
Besonderheiten von Anhänger und Lastenrad
Fahrradanhänger bieten mehr Platz, auch für zwei Kinder. Auch hier müssen die kleinen Passagiere stets mit Gurten, Helm und Speichenschutz gesichert sein. Ein stabiler Rahmen und Überrollbügel sowie eine hochwertige Kupplung sind empfehlenswert. Eine breite Spur und ein niedriger Schwerpunkt reduzieren die Kippgefahr. „Aufgrund der Breite des Anhängers ist, ebenso wie bei zweispurigen Lastenfahrrädern, auf schmalen Radwegen mit Gegenverkehr oder Pollern Vorsicht geboten. Bei beiden darf ein hoher, auffälliger Wimpel als Warnsignal für andere Verkehrsteilnehmer nicht fehlen“, sagt der Unfallforscher. Eine Federung erhöht den Fahrkomfort und verringert die Belastung des Kindes. Wichtig sind außerdem ein Schutz vor hochgeschleuderten Steinchen sowie vor Sonne und Regen.
Bei den deutlich schwereren Lastenfahrrädern ist eine stabile Rahmenkonstruktion, Überrollbügel, robuste Transportbox und ein niedriger Schwerpunkt wichtig. Auch sollten Gurtsystem, flexibler Wetterschutz, Speichenschutz und Schutzbleche vorhanden sein. Um das höhere Gewicht sicher beherrschen zu können, sind effektive Bremsen und ein sicheres Lenkverhalten wichtig. Vor dem Kauf ist eine Probefahrt mit beladenem Fahrrad empfehlenswert. Ein spezielles Fahrtraining kann vor allem für Einsteiger sinnvoll sein.
Fahrrad in gutem Zustand halten
„Sicheres Fahren mit Kindern setzt voraus, dass Fahrrad, Anhänger und Kindersitz gut in Schuss sind“, betont Unfallforscher Ancona. Er empfiehlt, den technischen Zustand des Fahrrades häufiger als sonst zu überprüfen. „Neben einer guten Beleuchtung ist besonders auf effektive Bremsen zu achten, die sich durch das höhere Gewicht schneller abnutzen.“ Beim Kindersitz ist neben der Befestigung am Fahrrad auch zu überprüfen, ob er noch zum aktuellen Gewicht des Kindes passt.