Veröffentlicht am 16.06.2025 15:05

Gewinner der Fichtelglide 2025

Foto: Daniel Große Verspohl
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Foto: Daniel Große Verspohl

Die Fichtelglide 2025 ist nach vier Wertungstagen beendet – der bisherige Gesamtführende Julius Lübstorf konnte schließlich als Gewinner in die Siegerehrung einziehen. Der Segelflug-Wettbewerb am Bindlacher Berg ist somit nach einer Woche zu Ende gegangen. Bei allen vier Wertungsflügen belegte er den zweiten Platz und stand am Ende erstmals ganz oben auf dem Siegertreppchen. Der Samstag spielte jedoch allen Beteiligten einen Streich: Obwohl die Vorhersagen für den späteren Nachmittag gut aussahen, bildeten sich bis zum geplanten Start keine nennenswerten Aufwinde.

Der 29-jährige Lübstorf von der Akaflieg Frankfurt bewies die größte Konstanz unter allen Teilnehmern. Der jeweils erste Tagesplatz wurde von vier verschiedenen Piloten errungen, doch Lübstorf war stets dicht am Tagessieger dran. Am Freitag war das Feld so eng beisammen, dass die Berechnung der Flugzeugleistung und die Überflughöhe des Zielkreises über den Tagessieg entschieden – Lübstorf lag einen Punkt hinter dem Tagessieger Leon Bohnenkamp aus Herford.

Eigentlich sollte der Samstag der Entscheidungstag sein: Sportleiter Frederik Köhne hatte eine variable Aufgabe in Richtung Thüringer Wald und Unterfranken ausgeschrieben und wollte das Feld, wie am Freitag zuvor, in die Luft schicken, sobald sich ausreichend Thermik im Umfeld des Flugplatzes entwickelt hatte. Zwei Flugzeuge starteten schließlich als „Schnupperer“, um ihm Informationen über die tatsächliche Aufwindentwicklung zu liefern.

Beide Flugzeuge mussten jedoch kämpfen, um überhaupt die Höhe halten zu können. Nur sehr vereinzelt stiegen Blasen auf, eindeutig nicht genug, um ein ganzes Feld von Flugzeugen tragen zu können. Die Hoffnung auf den Zeitpunkt, an dem die Sonne genug Energie geliefert hat, um großflächig Thermik auszulösen, schwand immer mehr. Kurz bevor die errechnete Deadline um 14:30 Uhr erreicht war und einer der beiden Schnupperer sich im Anflug auf den Flugplatz befand, fiel schließlich die Entscheidung: Selbst wenn später noch etwas möglich gewesen wäre, wäre die Aufgabe zeitlich nicht mehr machbar gewesen. Mit der Neutralisation des letzten Tages wurde auch die Gesamtwertung eingefroren: Julius Lübstorf stand als Sieger fest, ebenso wie die weiteren Platzierungen. Lutz Hiendlmeier vom LSV Straubing wurde Zweiter, Andreas Friedel vom LSV Cloppenburg, Tagessieger des zweiten Wertungstages, erhielt am Ende die Bronzemedaille.

Die Fichtelglide hat mit vier von acht möglichen Wertungstagen die Erwartungen erfüllt. Das organisatorische Team, das sich deutlich verjüngt hat, hat eine gute Leistung gezeigt. Wettbewerbsleiter Davide Schultz hat den organisatorischen Aufwand spürbar reduziert, ohne bewährte Elemente zu vernachlässigen. Sportleiter Frederik Köhne hat mit seinen konsequenten Entscheidungen bewiesen, dass er alle fliegen lassen will, wenn das Wetter es zulässt. Mit den frühzeitigen Neutralisationen am bedeckten Pfingstsamstag und verregneten Pfingstsonntag hat er gleich an den ersten beiden Tagen gezeigt, dass er die Piloten bei hoffnungslosen Wetterlagen nicht hinhält.

Erst am Pfingstmontag konnte die Fichtelglide aktiv beginnen: Mit einer 312 km langen Tagesaufgabe Richtung Oberpfalz (Wendepunkte Roding, Deuerling und Waldmünchen) konnten die 24 Pilotinnen und Piloten aus neun Bundesländern die nordbayerischen Mittelgebirge kennenlernen. Diese für die Clubklasse sehr ordentlich lange Strecke blieb schließlich auch die längste des Wettbewerbs. Mit 88,25 km/h war der Flug von Tagessieger Stephan Schnell (SFSV Haßloch) der schnellste. Lübstorf war mit 86,48 km/h erstmals auf dem Silberplatz des Tagespodests vertreten.

Nachdem der Dienstag wieder wegen unzureichender Sonneneinstrahlung neutralisiert wurde, führte der Mittwoch zum zweiten Wertungsflug: Auf der 203,85 km langen Strecke zum Blessberg im Thüringer Wald und über Wiesau in der Oberpfalz zurück, kam Andreas Friedel vom LSV Cloppenburg auf 93,60 km/h, rückblickend der schnellste Flug des gesamten Wettbewerbs. Lübstorf war jedoch nur 0,13 km/h bzw. 11 Sekunden langsamer und erhielt dafür einen Wertungspunkt weniger.

Donnerstag und Freitag waren schließlich davon geprägt, dass es zwar Aufwinde gab, diese jedoch keine Wolken mehr bildeten, sogenannte Blauthermik, so genannt wegen des blauen Himmels. Diese Aufwinde sind für die Piloten deutlich schwieriger zu finden.

Am Donnerstag gab es für dieses Wetterphänomen eine variable Aufgabe, bei der ein Kreis mit 25 km Radius um Lauscha in Thüringen, ein 25-km-Kreis um Tirschenreuth in der Oberpfalz und ein 20-km-Kreis um Hollfeld zu treffen waren. Am besten gelöst hat diese Aufgabe schließlich Matthias Greiner vom AC Bad Nauheim mit 211,1 km und 83,31 km/h. Lübstorf kam auf 210,98 km und 82,40 km/h und erhielt dafür neun Punkte weniger.

Für den Freitag gab es nochmals eine klassische Rennaufgabe zum Blessberg und zurück mit 128,36 km. Ähnlich wie am Samstag war es absehbar, dass die Thermikentwicklung erst spät beginnen würde. Sportleiter Köhne hatte sich 14 Uhr als Deadline für den Start des Feldes gesetzt. Anders als am Samstag meldeten die Schnupperflugzeuge aber wenige Augenblicke vor 14 Uhr den Durchbruch, so dass das Starterfeld in die Luft gehen konnte. Mit dem schnellsten Flug von Bastian Kaiser (SFG Schwenningen) mit 80,11 km/h zeigte sich auch, dass der Nachmittag sich durchaus brauchbar entwickelt hatte. Tagessieger in einem sehr eng beieinander liegenden Feld wurde jedoch Leon Bohnenkamp vom Herforder VfL, dessen schlechterer Flugzeugtyp in der Wertung ein paar Prozent gegengerechnet bekam. Lübstorf lag schließlich zwischen Kaiser und Bohnenkamp zum vierten Mal auf Tagesplatz zwei. Ohne, dass er den obersten Platz des Treppchens bis dahin betreten durfte, lag er jedoch schon ab dem Mittwoch auf Rang eins der Gesamtwertung und daran hatte sich bis zum Schluss nichts Wesentliches mehr geändert.

Neun Teilnehmer des Fichtelglide dürfen voraussichtlich an der nächsten Deutschen Meisterschaft teilnehmen. Neben Lübstorf, Hiendlmeier, Friedel und Greiner wären dies Christian Gillessen vom SSV Cham, der ehemalige Bundestrainer Wolli Beyer (FLG Lippe), Thomas Pflug (SFG Bremen), Jan-Hinnerk Scheel (AC von Lübeck) und Frederic Weigert vom EV Erlangen-Nürnberg. Die neuntplatzierte Selina Mihalyi (LSC Interflug Berlin) trat außerhalb der Qualifikation an. Die endgültige Anzahl der Qualifikanten hängt jedoch von der endgültigen Teilnehmerzahl der anderen drei Qualifikationswettbewerbe und der Kapazität des Ausrichters der nächsten DM ab.

Das neue Organisationsteam in Bayreuth plant definitiv weiterzumachen und überlegt bereits, welche Wettbewerbsform es als nächstes angehen möchte.


Von Onlineredaktion
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