Die aktuelle Geschäftslage wird von den Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth in der jüngsten Konjunkturbefragung etwas schlechter bewertet als zur Jahreswende. Allerdings sind die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate geringfügig optimistischer. Der IHK-Konjunkturklimaindex steigt um drei auf 96 Punkte. „Die oberfränkische Wirtschaft befindet sich noch in einem Stimmungstief”, so Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.
„Die oberfränkische Wirtschaft ist weiterhin in einer angespannten Lage”, betont Dr. Waasner. „Geopolitische Spannungen, der Zollstreit mit den USA und innenpolitische Unsicherheiten belasten unsere Unternehmen stark.” Vor diesem Hintergrund bewerten die Unternehmen in der Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth ihre aktuelle Geschäftslage zum zweiten Mal in Folge leicht negativ. 25 Prozent der befragten Unternehmen im Kammerbezirk bewerten ihre aktuelle Geschäftslage im Frühjahr positiv, 30 Prozent jedoch negativ. Besonders angespannt ist die Lage derzeit im Großhandel, in der Industrie und im Tourismus. Im Baugewerbe und bei den Dienstleistern sieht es etwas besser aus, während im Einzelhandel positive und negative Einschätzungen gleichauf liegen.
Fast die Hälfte der Unternehmen verzeichnet sinkende Inlandsumsätze, während nur knapp ein Fünftel einen Umsatzanstieg meldet (19 Prozent). Besonders die Situation im Großhandel verschlechtert sich weiter, der Saldo liegt mittlerweile bei -64 Punkten. Auch die Auftragslage im Ausland hat auf allen Märkten nachgelassen, insbesondere in der Region Russland-Osteuropa-Türkei und in Nordamerika. Zudem berichtet etwa jedes dritte Unternehmen von einer unzureichenden Auslastung. Die Situation im Dienstleistungssektor ist noch am besten.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate verbessern sich leicht, bleiben im Saldo jedoch leicht negativ. 21 Prozent der Befragten rechnen mit einer Belebung, 24 Prozent erwarten eine nachlassende Geschäftslage. Im Baugewerbe, im Dienstleistungssektor und im Tourismus herrscht zu Beginn des Sommers ein leichter Optimismus.
„Seit dem Frühjahr 2020 war der Saldo bei den Erwartungen kaum einmal positiv. Eine so lange Phase mit überwiegend negativen Erwartungen haben die Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth in den vergangenen 30 Jahren zuvor kein einziges Mal erlebt”, verdeutlicht IHK-Konjunkturreferentin Dr. Sabine Ebensperger die Ernsthaftigkeit der Lage.
Die Rahmenbedingungen bleiben schwierig. Die Unternehmen in allen Wirtschaftszweigen - insbesondere im Großhandel - rechnen mit einem nachlassenden Inlandsumsatz. Auch die Aussichten für das Ausland sind nicht besser: Positive Impulse, die zu Jahresbeginn noch für die USA erwartet wurden, sind verpufft - dem Zollkonflikt sei Dank. Dr. Waasner: „Das kann man wohl als Trump-Effekt bezeichnen.“
Insgesamt sind die Unternehmen bei ihren Planungen für die nächsten zwölf Monate weiterhin zurückhaltend. Nur wenige Betriebe (17 Prozent) planen, ihre Inlandsinvestitionen zu erhöhen, während viele Kürzungen (26 Prozent) vornehmen wollen. Ein Viertel der Befragten plant überhaupt keine Investitionen. Ersatzbeschaffungen bleiben das Hauptmotiv für Investitionen (66 Prozent). Produktinnovationen (32 Prozent) lösen geplante Rationalisierungen (31 Prozent) wieder als zweitwichtigstes Investitionsmotiv ab. Auch bei der Beschäftigung rechnen die Unternehmen eher mit einem Rückgang (24 Prozent) als mit einem Anstieg (11 Prozent). Die Dienstleistungsbranche bildet eine Ausnahme, da sie sowohl bei den Inlandsinvestitionen als auch bei den Beschäftigungsplänen mit gleichbleibenden Werten rechnet.
Angesichts der verhaltenen Aussichten für die nächsten zwölf Monate lässt die positivere Grundstimmung der oberfränkischen Wirtschaft einen gewissen Zweckoptimismus vermuten. Dr. Waasner: „Dieser beruht wohl zum Teil auf der Hoffnung auf einen klaren wirtschaftspolitischen Kurs der neuen Bundesregierung, auf positive Impulse durch das angekündigte Investitionspaket und auf eine Beilegung des Zollkonflikts mit den USA.”
Die aktuelle Situation ist für viele Unternehmen von großer Unsicherheit und Risiken geprägt. Dies verdeutlicht ein Blick auf die Einschätzung der größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen. Die Energie- und Rohstoffpreise werden zwar immer noch als großes Risiko angesehen (54 Prozent), wurden aber mittlerweile von den Sorgen um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (66 Prozent), die Inlandsnachfrage (64 Prozent) und die Arbeitskosten (60 Prozent) als größte Risiken abgelöst.
„Viele Probleme in Deutschland sind hausgemacht. Deshalb ist es für die oberfränkischen Unternehmen von entscheidender Bedeutung, dass von der neuen Bundesregierung zeitnah positive wirtschaftspolitische Signale ausgehen. Von ihr erhoffen sich unsere Mitglieder vor allem mehr Vertrauen in das Unternehmertum, größere Planungssicherheit, weniger Bürokratie, eine geringere Steuer- und Abgabenlast sowie wettbewerbsfähige Energiekosten”, so Dr. Waasner. „Nur so kann die oberfränkische Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen.”