Veröffentlicht am 19.12.2020 18:00
Veröffentlicht am 19.12.2020 18:00

Nachrichten Bayreuth: Zum Fest nicht bei der Familie

Nachrichten Bayreuth: Zum Fest nicht bei der Familie (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Zum Fest nicht bei der Familie (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Zum Fest nicht bei der Familie (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Zum Fest nicht bei der Familie (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Zum Fest nicht bei der Familie (Foto: red)

BAYREUTH.

Rund ein Viertel aller Erwerbstätigen arbeiten laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zumindest gelegentlich an Sonn- und Feiertagen, die meisten im Dienstleistungsbereich. Neben der Gastronomie gehören vor allem die Pflege, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste zu den Bereichen, in denen die Arbeit an Feiertagen verbreitet ist. Wirkt in diesem Jahr Corona zusätzlich auf die Stimmung an diesen Wirkungsstätten ein. Wir haben nachgefragt:

... im Klinikum Bayreuth:

„Tatsächlich wird in diesem Jahr Weihnachten für Ärztinnen, Ärzte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege wohl ein besonderes sein“, sagt Pressesprecher Frank Schmälzle. „Die strengen Hygieneregeln sind eine Herausforderung und bedeuten zusätzliche Arbeitsbelastung, sind aber seit Monaten geübte Praxis. Dass Kolleginnen und Kollegen zusätzlich Sorge haben, sich selbst und in der Folge vielleicht auch andere zu infizieren, ist absolut verständlich. Verschärft wird die gegenwärtige Situation, aufgrund der weiter steigenden Inzidenzen, der inzwischen sehr hohen Ansteckungsquoten und das daraus resultierende derzeitige generelle Besuchsverbot im Klinikum und der Hohen Warte. Nicht davon berührt sind lediglich die Kinderklinik, der Kreißsaal, die Palliativstation und die Möglichkeit, Sterbende zu begleiten.“

An Heiligabend findet im Klinikum nachmittags eine ökumenische Christvesper statt und am Zweiten Weihnachtsfeiertag ein katholischer Gottesdienst, die jeweils in die Patientenzimmer übertragen werden. Die Mitarbeiter der Krankenhausseelsorge kümmern sich.

Das Klinikum-Küchenteam hat ein Weihnachtsmenü zusammengestellt: Saure Zipfl an Heiligabend, am 25. Dezember wird eine Festtagssuppe, Gansbrust und Mousse au Chocolate serviert. Am Zweiten Weihnachts-feiertag steht Kalbsgeschnetzeltes nach Züricher Art auf dem Speiseplan.

...in der JVA St. Georgen-Bayreuth:

In der Justizvollzugsanstalt St. Georgen-Bayreuth ist der Dezember sowohl für Angestellte als auch für die Häftlinge eine besondere Zeit. „Viele Gefangene sind wehmütig, dass sie das Fest nicht mit ihrer Familie feiern können“, erklärt Matthias Konopka, Leiter der JVA Bayreuth-St. Georgen. „Viele Häftlinge haben das Bedürfnis zu reden, die Aufgabe des Zuhörens übernehmen wir an den Feiertagen dann zusätzlich.“

Aufgrund der Corona-Pandemie sind Besuche strengstens untersagt, das setzt vielen Insassen ebenfalls zu. „Wir haben dafür die Anzahl der möglichen Telefonanrufe pro Monat erhöht. Normalerweise treffen sich immer alle Häftlinge und Angestellte zu einem gemeinsamen, großen Gottesdienst. Dieses Jahr wird es aufgrund der Corona-Pandemie drei geteilte Gottesdienste geben, an denen jeweils nur 36 Gefangene teilnehmen können. Allerdings ohne Gesang. Es wird an allen drei Tagen ein besonderes Weihnachtsessen geben. Ab Nachmittag werden die Häftlinge zurück in ihre Zelle gebracht und verbringen dort den Weihnachtsabend. Wir versuchen alles, um den Häftlingen und vor allem auch unserem Personal ein möglichst schönes Weihnachtsfest zu bescheren, aber das gestaltet sich in diesem Jahr schwierig“, so Matthias Konopka.

Weihnachtsgeschenke dürfen von der Familie nicht an die Häftlinge geschickt werden. Am 18. Dezember kam vor die JVA ein mobiler Verkaufsstand. Dort konnten die Häftlinge sich von ihrem im Gefängnis verdienten Geld etwas Besonderes kaufen, wie Kaffee, Süßigkeiten oder Cola.

„Es ist schade, den Insassen dieses Jahr keinerlei weihnachtliches Programm zu bieten. Besonders schön sind immer die gemeinsamen Gottesdienste mit allen Insassen, die für Gemeinsamkeit sorgen. Besonders im Gedächtnis ist mir die Andacht des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick in unserer JVA vor ein paar Jahren geblieben. Das war eine ganz besondere Stimmung“, so Matthias Konopka abschließend.

...bei der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt:

Für Christine Götschel, Polizeidirektorin bei der Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt, ist die Stimmung der Menschen zu Weihnachten immer wieder eine Überraschung. „Man kann sich auf nichts vorbereiten. Die einen ärgern sich wegen der Maßnahmen zur Pandemieeindämmung, die andere freuen sich, Weihnachten im ruhigen und kleinen Familienkreis feiern zu können. Für meine Mitarbeiter gibt es in diesem Jahr keine Weihnachtsmärkte zu betreuen, dafür kommen die Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Maßnahmen hinzu“, so Christine Götschel.

„Weihnachten ist für jeden Mitarbeiter eine ganz besondere Zeit. Und diese Tage nicht mit der Familie, sondern im Dienst verbringen zu müssen, ist nicht immer leicht. Gerade an Weihnachten prägt sich mancher Einsatz etwas tiefer ein. Die Einsätze, an die man sich gerne erinnert, sind die, bei denen man helfen konnte, um einen Konflikt zu lösen. Dann gibt es die Situationen, die tragisch enden. Bekanntlich ist die Selbstmord- und Trennungsrate in dieser Jahreszeit besonders hoch. Das war aber auch schon vor Covid-19 so“, erklärt Christine Götschel.

„Was man nicht vergessen darf: Auch wir haben Familien, das ändert aber auch für uns nichts an den bestehenden Maßnahmen. Es ist frustrierend, trotzdem sitzen alle im selben Boot. Daher bitten wir die Bevölkerung um Vernunft an den Festtagen. Und ein Fest im engsten Kreis ist ja trotzdem möglich“, so Christine Götschel.


Von Jessica Mohr
jm
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