Veröffentlicht am 22.08.2020 20:00
Veröffentlicht am 22.08.2020 20:00

Nachrichten Bayreuth: Rumoren an der Basis

Nachrichten Bayreuth: Rumoren an der Basis (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Rumoren an der Basis (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Rumoren an der Basis (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Rumoren an der Basis (Foto: red)
Nachrichten Bayreuth: Rumoren an der Basis (Foto: red)

BAYREUTH.

An der Basis der Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken rumort es. Grund sind die im November 2019 bekannt gewordenen Vorgänge um die Gewerbe-Treuhand Oberfranken Steuerberatungsgesellschaft mbH (GTO) und deren Aufarbeitung. Mehrere Handwerksbetriebe weigerten sich, ihre diesjährigen Kammerbeiträge wie üblich direkt an die HWK zu bezahlen, sondern überwiesen das Geld auf ein eigens dafür eingerichtetes Treuhandkonto.

Im November 2019 waren finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der GTO bekannt geworden. Es geht um eine Veruntreuung von 2,1 Millionen Euro. Diese soll ein früherer Mitarbeiter der GTO und der Gewerbe-Treuhand

Unternehmens- und Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbH (GTU) alleine zu verantworten haben. Unabhängig davon beantragte die HWK für Oberfranken, vertreten durch Präsident Thomas Zimmer und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, im Februar 2020 bei der Staatsanwaltschaft Hof aufgrund des Verdachts der Untreue die strafrechtliche Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Höhe der Aufwandsentschädigungen des ehemaligen, langjährigen Vorsitzenden des Aufsichtsrats der GTO. Wie die HWK damals in einer Pressemitteilung erläuterte, erhielt der frühere Aufsichtsratsvorsitzende eine Aufwandsentschädigung von 30.000 Euro im Jahr, seine beiden Stellvertreter Thomas Zimmer und Thomas Koller hätten jeweils 1.500 Euro im Jahr bekommen. Zudem wurde aus der Vollversammlung der HWK ein GTO-Ausschuss zur Aufarbeitung der Vorgänge gebildet, der sich in einer Zwischenbilanz hinsichtlich der Kooperation durch die HWK zufrieden äußerte.

Michael Rindfleisch, stellvertretender Kreishandwerksmeister, hatte angesichts der Vorgänge in einem Schreiben an die Geschäftsleitung der HWK am 10. Januar, das unserer Redaktion vorliegt, mitgeteilt, dass er seinen HWK-Beitrag auf ein durch eine Steuerkanzlei überwachtes Treuhandkonto einzahlen und nicht direkt an die HWK überweisen werde. Als Begründung führte Rindfleisch an, dass „die finanziellen Machenschaften zwischen HWK und GTO in absehbarer Zeit nicht geklärt werden“ und er befürchte, dass „mit seinem Handwerkskammerbeitrag zur Bereicherung anderer verantwortungslos umgegangen wird“.

Desweiteren kündigte Rindfleisch an, sämtliche ehrenamtliche Tätigkeiten für die Handwerkskammer bis auf weiteres ruhen zu lassen. „Erst wenn alle Sachverhalte zur Zufriedenheit aller geklärt und belegt sind, wird der Beitrag zur Überweisung an die HWK angewiesen“.

Die Meinung weiterer Handwerker auf Nachfrage der Sonntagszeitung:

Andreas Pimpl, Mitglied im Vorstand der Kreishandwer-kerschaft: Ich habe meinen Mitgliedsbeitrag an die HWK nach Erhalt des Bescheides bezahlt. Erst hinterher habe ich erfahren, dass einige meiner Kollegen das Geld auf ein Treuhandkonto eingezahlt haben. Hätte ich dies vorher gewusst, wäre ich dem Beispiel gefolgt.

Markus Roßner, Firma MR Metallbau: Ich habe meine Mitgliedsbeiträge bezahlt, bin aber so empört über die Vorgänge in der HWK, dass ich darüber nachdenke, meine Beiträge zurückzufordern.

Erich Goldammer von der Firma Bechert Technik & Service: Die Bezahlung der Beiträge ist gesetzlich festgelegt und ich habe auch bezahlt. Nicht die Organisation Handwerkskammer sollte bestraft werden, sondern diejenigen, die Gelder in der Vergangenheit zweckentfremdet haben und ermittelt werden können, müssen persönlich dafür haftbar gemacht werden.

Helmut Parzen, Metzgerei Parzen: Es wurde viel Vertrauen verspielt, das erst wieder aufgebaut werden muss. Für Betriebsinhaber, die um ihre Existenz fürchten müssen, ist es besonders schlimm, zu erfahren, wie mit Beiträgen umgegangen wird, ebenso für diejenigen, die sich ehrenamtlich in den Gremien engagieren. Möglicherweise treten nun verschiedene Betriebe aus den verschiedenen Innungen aus. Das ist schade, denn das Handwerk benötigt einen starken Interessensverband.

Bernd Zeilmann, Firma Richter R&W Steuerungstechnik GmbH, Ahorntal: Meinen Jahresbeitrag habe ich bezahlt, denke aber darüber nach, aus der HWK auszutreten. Mit meinem Betrieb habe ich die Möglichkeit IHK-Mitglied zu werden. Die Elektro-Innung hat in einem Schreiben an die HWK-Führungsspitze mehr Transparenz ein gefordert. Ein Organigramm muss die Strukturen der Handwerkskammer und ihrer Tochtergesellschaften deutlich machen. Die Positionen, die die HWK-Führungsspitze einnimmt, sind öffentliche Ämter, deshalb müssen auch Gehälter offengelegt werden. Mitglieder erhalten ihre Informationen aufgrund von Gerüchten nicht aus erster Hand. Zufrieden zeigt sich die Elektro-Innung mit der bisherigen Aufklärungsarbeit des GTO-Ausschusses.

gmu/rs


Von Jessica Mohr
jm
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