Gegen die AfD: Der Verein Bunt statt Braun - Gemeinsam stark für Flüchtlinge e.V. Bayreuth hat am Montagabend (22. Januar 2024) zur Kundgebung gegen rechte Vereinnahmung der Gesellschaft aufgerufen. Rund 3.000 Zuschauer sind nach einer ersten Polizei-Schätzung dem Aufruf friedlich gefolgt.
Kurz vor Veranstaltungsbeginn um 16:30 Uhr hat man ahnen können, dass es etwas Größeres werden könnte, was da auf dem Stadtparkett kommt. Aus allen Richtungen strömten die Menschen in Richtung Maxstraße. Große, kleine, alte, junge. Sie alle einte: Sie sind nicht einverstanden mit dem Gebaren der AfD.
Luisa Funke-Barjak, Bayreuther FDP-Stadträtin, beschrieb ihr Empfinden nach Publikwerden von AfD- Geheimplänen zur sogenannten Regmigration. „Kotzübel” sei ihr gewesen, sagte sie als eine der Rednerinnen und erntete reichlich Zustimmung und Applaus.
Anette Kramme, Bayreuther SPD-Bundestagsabgeordnete nannte das „rechte Gesocks” eine Ansammlung ohne politische Mehrheit. Sie warnte vor einem Rechtsruck, wie es ihn in der Vergangenheit schon in Polen und Ungarn gegeben habe.
Deutlich wurde auch der Bayreuther Grünen-MdL Tim Pargent. Ohne den Bayreuther AfD-Stadtrat und Bundestagsabgeordneten Tobias Peterka beim Namen zu nennen, ordnete er diesen klar dem Lager des Thüringer AfD-Manns Björn Höcke zu. Er verbreite völkisches Gift und schmiere der Menschenmenge bei der Kundgebung der Landwirte und Spediteure Honig ums Maul.
Warum die Teilnehmer in so großer Zahl dem Aufruf gefolgt seien, gegen die AfD mobil zu machen? „Wir sind zusammen gekommen, weil es wichtig ist”, sagt eine junge Frau, In ihrer Hand hält sie ein Schild mit der Aufschrift „Enkelkinder gegen rechts”. Neben ihr steht ihre Großmutter, ebenfalls mit einem Schild bewaffnet: „Omas gegen rechts”, steht da drauf. „Das ist meine Bürgerpflicht”, sagt die ältere Frau. Ihre Großeltern seien jüdischen Glaubens gewesen, sie fühle sich auf persönlich angehalten, aufzustehen.
Ein anderer Teilnehmer zeigt ein satirisches Schild: „Apfelmus statt Faschismus”. Warum er das bei sich trägt? „Weil Apfelmus einfach besser ist”, sagt er auf Nachfrage, während er selbst mit ernstem Gesicht der Reden folgt.
Tina Karimi-Krause, Vorstandsmitglied von des Vereins Bunt statt braun, sprach während der Kundgebung Worte, die ebenso tröstlich wie fest entschlossen waren. „Das gibt Mut und nimmt Angst”, sagt sie mit Blick auf die große Menschenmasse, die allein in Bayreuth sichtbar gegen die AfD aufgestanden seien.
In weiteren Redebeiträgen forderten oder priesen der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl „Zivilcourage statt Hass” und der Bayreuther Stadtkirchenpfarrer Carsten Brall ein „Leben in Vielfalt” - auch, wenn das nicht immer einfach sei. „Christliches Denken und völkisches Gedankengut passen nicht zueinander”, sagte er stellvertretend und konfessionsübergreifend. Applaus. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend, der für viele Bayreuther einer des Anstands werden sollte. „Wir sind mehr” ist das, was wohl alle Teilnehmer dachten, manche Redner auch aussprachen und die Leute mit einer noch stärkeren Überzeugung als zuvor schon wieder nach Hause gingen.