Das Licht der Öffentlichkeit suchen die Bayreuther Freimaurer in der Regel kaum. Zum oftmals beschworenen Geheimbund macht das die Loge „Eleusis zur Verschwiegenheit“ deshalb keineswegs. Jüngster Beleg dafür: Am Sonntag (10. März 2024) hat die Bayreuther Freimaurerloge ihren Humanitätspreis verliehen. Der geht an den Bayreuther Verein Schoko e.V. und ist mit 3.000 Euro dotiert.
Schoko-Vorstand Peter Weintritt ist durchaus ergriffen, als er sich für den Preis bedankt: „Es macht uns als Verein stolz, dass unsere Arbeit von externer Seite her gewürdigt wird. In der Schokofabrik finden junge Menschen eine Anlaufstelle, an der sie sich ausprobieren und einfach sie selbst sein können. Alles basierend auf demokratischen Grundprinzipien“, sagt Weintritt im Rahmen der Preisverleihung im Bayreuther Logenhaus am Sonntag.
Warum gerade die Schoko? Prof. Dr. Dietmar Boerner, Meister vom Stuhl der Bayreuther Loge, erklärt es wie folgt: „Der Verein Schoko e. V. leistet im Jugendkultur- und Sportzentrum „Schokofabrik“ eine breit gefächerte Jugendarbeit. Er setzt sich für eine demokratische Gemeinschaft ein, die auf den Werten Solidarität, Respekt und Gleichheit beruht.“ Für ihn sind diese Aktivitäten rund um die Schokofabrik in der Gaußstraße ein „beeindruckender Anwendungsfall gelebter Humanität“, sagt Bayreuths erster Freimaurer im Vorabgespräch mit unserer Redaktion.
Da passt es ins Bild, wenn Laudator John von Düffel, Schriftsteller und Dramaturg am Deutschen Theater Berlin, die Schoko als „dritten Ort” bezeichnet - eine wichtige Anlaufstelle neben dem eigenen Elternhaus und Schule. Solch eine Institution gebe jungen Menschen Orientierung und bei Bedarf auch Halt.
Und die Schoko-Jugend war auch am Sonntag präsent. Mit Savannah Bernet, Auriel Funsch und Kendrik Raps sprachen drei Skaterinnen und Skater vor den geladenen Gästen über den Stellenwert der Schoko sowie des 2010 gegründeten Vereins für sie.
Mit dem Humanitätspreis der Bayreuther Loge werden drei Ziele verfolgt, wie Boerner erläutert. „Der Preis soll erstens für grundlegende gesellschaftliche Werte werben: Humanität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Angesichts des gegenwärtigen Geschehens in unserem Land und in der Welt erscheinen diese Ideale heute aktueller denn je. Der Preis soll zweitens aufzeigen, wie humanitäres Engagement im Einzelfall aussehen kann. Er soll hinweisen auf praktische Beispiele für tätige Nächstenliebe. Und drittens soll der Preis wertorientiertes Handeln unterstützen. Er soll eine Anerkennung sein für bürgerschaftliches Engagement und soll diese Arbeit auch finanziell fördern“, führt Boerner aus.
Weintritt nahm vertretend für den gesamten Schoko-Verein eine Urkunde, eine Skulptur eines unbehauenem Steins als einem der freimaurerischen Symbole schlechthin und das Versprechen des Preisgeldes in Höhe von 3.000 Euro entgegen. „Mit dieser Summe möchten wir die Kultur-, Sport- und Bildungsarbeit des „Schoko e. V.“ unterstützen. Damit soll das Preisgeld unmittelbar den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zugutekommen, die das Angebot des Vereins nutzen“, so Meister vom Stuhl Boerner.
Für das Preisgeld gebe es laut Weintritt bereits Ideen, wie er im Vorabgespräch sagt. „Das Preisgeld wird unter anderem in die Gartenarbeit und Gestaltung des Außenbereichs der Schokofabrik an der Gaußstraße zu Gute kommen. Dem Garten wird perspektivisch eine noch größere Bedeutung zukommen, wenn die Schokofabrik mittelfristig saniert werden soll.
Abgerundet wurde die Feierstunde im Bayreuther Logenhaus mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Thomas Ebersberger sowie Klaviermusik des Bayreuther Komponisten Hans Martin Gräbner. Der erste Humanitätspreis der Freimaurer-Loge ging im Jahr 2018 an das Bayreuther Frauenhaus für die aktive Unterstützung bedürftiger und schwacher Frauen.
Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro setzt sich zusammen aus Spenden Bayreuther Freimaurer sowie der Großloge A.F.u.A.M.v.D. (Alte Freie und Angenommene Meister von Deutschland).