Veröffentlicht am 12.06.2025 12:52

Ein Stück Geschichte, das verbindet

V.l.: Landrat Florian Wiedemann, Frank Wirthmann, Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, OB Thomas Ebersberger, Karin Vogel-Knopf, 3. Bürgermeisterin Heinersreuth und Ehrenfeldgeschworener Reiner Hübsch.  (Foto: jm)
V.l.: Landrat Florian Wiedemann, Frank Wirthmann, Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, OB Thomas Ebersberger, Karin Vogel-Knopf, 3. Bürgermeisterin Heinersreuth und Ehrenfeldgeschworener Reiner Hübsch. (Foto: jm)
V.l.: Landrat Florian Wiedemann, Frank Wirthmann, Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, OB Thomas Ebersberger, Karin Vogel-Knopf, 3. Bürgermeisterin Heinersreuth und Ehrenfeldgeschworener Reiner Hübsch. (Foto: jm)
V.l.: Landrat Florian Wiedemann, Frank Wirthmann, Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, OB Thomas Ebersberger, Karin Vogel-Knopf, 3. Bürgermeisterin Heinersreuth und Ehrenfeldgeschworener Reiner Hübsch. (Foto: jm)
V.l.: Landrat Florian Wiedemann, Frank Wirthmann, Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, OB Thomas Ebersberger, Karin Vogel-Knopf, 3. Bürgermeisterin Heinersreuth und Ehrenfeldgeschworener Reiner Hübsch. (Foto: jm)

Ein fast vergessener Zeitzeuge ist wieder ans Licht gekommen: Ein Heinersreuther Feldgeschworener hat den ersten Grenzstein zwischen Bayreuth und Heinersreuth freigelegt. Der Sandstein trägt die Inschrift „H ST 1775“ und eine „1“. Er wurde am 14. Juni 1775 gesetzt – vor genau 250 Jahren.

Damals versammelten sich 61 Personen frühmorgens um 5 Uhr im Rathaus. Ihr Ziel: die Vermessung der Stadtgrenzen. Vom Schlüpfersgraben – am Nordrand des Krähenholzes in Richtung Heinersreuth – aus begann die Arbeit. Dort wurde der erste von insgesamt 214 Grenzsteinen gesetzt. Bis abends um 20 Uhr reichte der Weg am ersten Tag bis zur Flur von Laineck.

Die Grenzbegehung wurde am nächsten Morgen um 4:30 Uhr fortgesetzt. Bis 8:30 Uhr erreichte die Gruppe Grenzpunkt 170 nahe Meyernberg. Am 16. Juni beendeten sie die Vermessung ab 13:30 Uhr und kehrten schließlich wieder zum Ausgangspunkt am Schlüpfersgraben zurück – genau dort, wo die Arbeit begonnen hatte.

Im Protokoll steht später selbstkritisch: „Man hätte der Suite bei Ankunft um 9 Uhr Brot und Bier reichen können, wenn man vorher daran gedacht hätte.“ Das Dokument trägt 13 Unterschriften und schließt mit den Worten „Soli DEO gloria“.

Mehr als ein Stein
Landrat Florian Wiedemann betont die Bedeutung des Fundes: „Wir sind als Landkreis und Stadt in den letzten Jahren enger zusammengerückt. Der Grenzstein mag einst trennend gewesen sein – heute verbindet uns mehr, als uns trennt.“

Auch Karin Vogel-Knopf, dritte Bürgermeisterin von Heinersreuth, unterstreicht den Wert der Grenzsteine – und des Ehrenamtes: „Grenzsteine markieren Eigentumsgrenzen. Sie werden von Feldgeschworenen gesetzt und kontrolliert. Dieses Amt besteht auf Lebenszeit und gehört zu den ältesten Ehrenämtern in Bayern.“ In Heinersreuth nehme man diese Aufgabe sehr ernst, so Vogel-Knopf. „Wir sind stolz auf unsere aktiven Feldgeschworenen. Jährlich begehen wir Teile der Gemeindegemarkung mit viel Hintergrundwissen.“ Erst im Vorjahr seien neue Grenzsteine zwischen Neudrossenfeld, Bindlach und Heinersreuth eingeweiht worden. Zum nun entdeckten Stein sagt sie: „Er trennt nicht – er erinnert. Die Zusammenarbeit mit Bayreuth ist hervorragend.“

Ein Blick in die Vergangenheit
Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger verweist auf den historischen Kontext: „1775 war eine Zeit des Wandels. Der Stein ist der erste von 214, die in nur drei Tagen mit über 50 Arbeitsstunden gesetzt wurden.“ Im damaligen Protokoll findet sich auch der Name des Stadtrats Christoph Adam Kolb. „Er wurde später Stadtbaumeister und Bürgermeister. Sein Grabstein berichtet von einer 38½ Jahre langen, gottgefälligen Ehe – trotz acht früh verstorbener Kinder.“

Kolbs Nachfahren haben Spuren hinterlassen: Sein Sohn baute den Handel aus, sein Enkel gründete die erste Spinnerei in Oberfranken. „Eine Urenkelin heiratete Friedrich Feustel, eine andere Wilhelm Ebersberger. So sind auch meine Wurzeln mit diesem Stein verbunden – 250 Jahre später“, sagt Ebersberger.

Der Grenzstein von 1775 ist also mehr als ein Stück Stein – er ist ein Stück Heimatgeschichte. Und er erinnert daran, wie eng Gegenwart und Vergangenheit miteinander verwoben sind.


Von Jessica Mohr
jm
north