Veröffentlicht am 04.11.2025 15:45

Ein neues, energieautarkes Quartier für Bayreuth

V.l.: Geschäftsführer GBW Markus-Patrick Keil, Prof. Dipl. Ing. Timo Leukefeld, Roland Pensel und Uwe Langhammer, Technischer Leiter.  (Foto: jm)
V.l.: Geschäftsführer GBW Markus-Patrick Keil, Prof. Dipl. Ing. Timo Leukefeld, Roland Pensel und Uwe Langhammer, Technischer Leiter. (Foto: jm)
V.l.: Geschäftsführer GBW Markus-Patrick Keil, Prof. Dipl. Ing. Timo Leukefeld, Roland Pensel und Uwe Langhammer, Technischer Leiter. (Foto: jm)
V.l.: Geschäftsführer GBW Markus-Patrick Keil, Prof. Dipl. Ing. Timo Leukefeld, Roland Pensel und Uwe Langhammer, Technischer Leiter. (Foto: jm)
V.l.: Geschäftsführer GBW Markus-Patrick Keil, Prof. Dipl. Ing. Timo Leukefeld, Roland Pensel und Uwe Langhammer, Technischer Leiter. (Foto: jm)

Die Gemeinnützige Bayreuther Wohnungsbaugenossenschaft eG (GBW) plant ein Bauprojekt, das in Bayern einzigartig ist. Autarkes Wohnen in Bayreuth. In den kommenden acht Jahren soll rund um die Fichtestraße und Rankestraße ein neues Quartier entstehen – modern, nachhaltig und bezahlbar.

„Wir wollen hier ein neues Wohnquartier entwickeln“, sagt Markus-Patrick Keil, Geschäftsführer der GBW Bayreuth. „Der Bereich rund um die Fichtestraße und Rankestraße wird in vier Bauabschnitten neu gestaltet. Ende des Jahres stellen wir den Bauantrag. Der Bebauungsplan soll bis Frühjahr fertig sein. Wenn alles läuft wie geplant, können wir im nächsten Jahr mit dem Neubau beginnen.“

Geplant sind Gebäude, die zugleich Lärmschutz und modernen Wohnraum bieten. Entlang der Dr.-Würzburger-Straße und Scheffelstraße sollen zwei lärmschützende Bauzeilen entstehen, dahinter sogenannte Punkthäuser. Diese fallen durch dunkle Fassaden auf – sie sind auf der Südseite vollständig mit Photovoltaikmodulen bedeckt.

„Das Ziel ist, Häuser nach dem Modell von Professor Leukefeld zu bauen – also weitgehend energieautark“, so Keil. „Wir sprechen von etwa acht Jahren Bauzeit, dem Abriss von rund 200 Wohnungen und dem Neubau von etwa 220. Das ist eine maßvolle Nachverdichtung. Die ersten 55 Wohnungen sind bereits gekündigt, damit wir mit dem ersten Abschnitt beginnen können. Es entstehen die ersten energieautarken Häuser Nordbayerns – vielleicht sogar Bayerns.“

Professor Timo Leukefeld, Energieforscher und Ideengeber des Konzepts, erklärt:
„Unsere Häuser versorgen sich zu etwa 60 Prozent selbst. Vollständige Autarkie wäre zu teuer, aber wir senken die Energiekosten deutlich. Dafür nutzen wir eine spezielle Solararchitektur mit Photovoltaik auf Dach und Fassade.“

Das Konzept verfolgt drei zentrale Ziele:

- CO₂-Freiheit: „Die Gebäude sind von der CO₂-Steuer befreit – und das dauerhaft. Damit entfallen künftige Belastungen für Mieter“, sagt Leukefeld.

- Weniger Technik, mehr Langlebigkeit: „Wir setzen auf einfache, wartungsfreie Technik. Es gibt keine wassergeführten Heizungen, sondern Infrarotwärme. Diese Systeme halten 30 Jahre, sind wartungsfrei und kosten nur ein Drittel herkömmlicher Heizungen.“

- Neues Mietmodell: „Wir schaffen die klassische Nebenkostenabrechnung ab“, erklärt Leukefeld. „Die Mieter zahlen eine Pauschalmiete mit Energie-Flatrate. So haben sie Planungssicherheit – und es bleibt bezahlbar.“

Auch das Thema Vernetzung spielt eine Rolle. Die Gebäude sollen künftig Energie untereinander teilen können. „Wenn jemand im Urlaub ist, kann ein anderer die überschüssige Energie nutzen“, sagt Leukefeld. „Das steigert die Autarkie des gesamten Quartiers.“

Langfristig könnten Mieter auch E-Autos gemeinsam nutzen. „Wir planen fünf bis zehn Sharing-Fahrzeuge, die über einen Online-Kalender gebucht werden können. Damit sparen viele das eigene Auto – das ist echte Zukunft“, so der Professor.

Für die Stadt Bayreuth ist das Projekt ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität, auch die Stadt Bayreuth möchte in Zukunft autark werden. Die Gebäude sollen vier Stockwerke hoch werden. Statt Kellerräumen entstehen Abstellflächen unter dem Dach.

„Wir ziehen hier alle an einem Strang – Genossenschaft, Stadt und Behörden“, betont Keil. „Das Bebauungsplanverfahren läuft ungewöhnlich schnell. Wenn alles klappt, können wir nächstes Jahr mit dem Bau starten.“

Deutschlandweit fehlen über eine Million Wohnungen, vor allem in Städten. „Wir müssen dort bauen, wo die Menschen arbeiten“, sagt Keil. „Dieses Projekt zeigt, dass man bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und soziale Verantwortung verbinden kann.“


Von Jessica Mohr
jm
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