Veröffentlicht am 30.04.2025 14:00

Oberfränkische Wirtschaft als Verlierer?

Präsident des IHK für Oberfranken Bayreuth, Dr. Michael Waasner (Foto: ochsenfoto)
Präsident des IHK für Oberfranken Bayreuth, Dr. Michael Waasner (Foto: ochsenfoto)
Präsident des IHK für Oberfranken Bayreuth, Dr. Michael Waasner (Foto: ochsenfoto)
Präsident des IHK für Oberfranken Bayreuth, Dr. Michael Waasner (Foto: ochsenfoto)
Präsident des IHK für Oberfranken Bayreuth, Dr. Michael Waasner (Foto: ochsenfoto)

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth spricht sich deutlich gegen eine mögliche Aufteilung Deutschlands in verschiedene Strompreiszonen aus.

Dieser Standpunkt bezieht sich auf einen aktuellen Bericht der Übertragungsnetzbetreiber, der im Auftrag der EU-Kommission erstellt wurde. In diesem wird geprüft, ob Deutschland künftig in unterschiedliche Strompreiszonen eingeteilt werden könnte. Die Konsequenz wäre, dass Strom im Süden Deutschlands für Unternehmen teurer würde.

Die Überlegungen basieren auf Engpässen im Stromnetz. Der Süden Deutschlands kann seinen Strombedarf nicht mehr selbst decken, während die Küstenregionen an Nord- und Ostsee dank großer Windparks auf hoher See weit mehr Strom produzieren, als sie selbst benötigen. Daraus resultiert ein massiver Stromtransfer von Nord nach Süd, der regelmäßig zur Überlastung der Leitungen führt. In der Folge werden Windparks im Norden abgeschaltet und teure Gaskraftwerke im Süden hochgefahren.

Es besteht kein Zweifel daran, dass Maßnahmen zur Vermeidung von Netzengpässen dringend erforderlich sind. Eine Aufteilung Deutschlands in bis zu fünf Strompreiszonen ist jedoch der falsche Weg. „Gerade Oberfranken mit seiner weit überdurchschnittlichen Industriedichte und vielen energieintensiven Unternehmen wäre von höheren Strompreisen besonders betroffen”, so Dr. Waasner. „Die neue Bundesregierung muss – wie im Koalitionsvertrag verankert – an einer einheitlichen Strompreiszone festhalten und einen zielgerichteten Aktionsplan zur Weiterentwicklung des Strommarktes vorlegen.”

Johannes Neupert, Ansprechpartner für Energie und Dekarbonisierung bei der IHK für Oberfranken Bayreuth, ergänzt: „Eine solche Neuordnung würde rund fünf Jahre in Anspruch nehmen und enorme Kosten verursachen. Positive Effekte wären frühestens Mitte bis Ende der 2030er Jahre zu erwarten, wenn überhaupt.”

Die IHK warnt zudem vor weiteren Nachteilen einer Aufteilung: „Mehrere Strompreiszonen würden den Markt schwächen, regionale Monopole fördern und den Handel erschweren. Das bedeutet höhere Strompreise, zusätzliche Bürokratie und Planungsunsicherheit für Unternehmen”, so Dr. Waasner. „Investitionen in neue Anlagen und Speicher würden dadurch gebremst. Genau das können wir uns absolut nicht leisten.”

Droht eine Verlagerung der Industrie ins Ausland?

Eine Verlagerung von Unternehmen innerhalb Deutschlands aufgrund unterschiedlicher Strompreise hält die IHK für unwahrscheinlich. Vielmehr bestehe die Gefahr, dass die Unternehmen ins Ausland abwandern, schließlich bezahlen Industrieunternehmen pro Megawattstunde in Deutschland rund doppelt so viel wie die chinesische und sogar dreimal so viel wie die US-amerikanische Konkurrenz. „Im Ausland sind nicht nur die Strompreise, sondern oft auch Arbeitskosten, Steuern und Bürokratie niedriger”, warnt Dr. Waasner. Das sei keine hypothetische Gefahr, schließlich hätten oberfränkische Unternehmen Zukunftsinvestitionen in den vergangenen Jahren vor allem im Ausland getätigt, wie die letzten IHK-Konjunkturbefragungen zeigen.

Die Bundesregierung müsse sich deshalb auf EU-Ebene auch weiterhin dringend für die einheitliche Strompreiszone einsetzen. „Statt zusätzlicher Risiken und Unsicherheiten braucht die Wirtschaft jetzt stabile Rahmenbedingungen”, betont der Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Wir benötigen keine neuen Strompreiszonen, sondern einen starken europäischen Strommarkt und einen schnellen Ausbau der europäischen Energie-Infrastruktur.”


Von Onlineredaktion
LV
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