Im Konfirmandenkurs geht es nicht nur um die Beziehung zu Gott. Auch ethische Fragen spielen eine große Rolle. Die Jugendlichen lernen, dass das Leben nicht einfach ist. Es gibt viele Grautöne. Der Glaube an Jesus folgt keinen festen Regeln. Otto Guggemos, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde St. Georgen, erklärt die Wichtigkeit des Konfirmandenkurses. Es geht dabei oft um mehr als nur die Beziehung zu Gott.

Warum ist der Konfirmandenkurs wichtig für Jugendliche?
Otto Guggemos: Der Kurs unterstützt ihre Entwicklung. Jugendliche werden körperlich und geistig erwachsen. Nach der Corona-Zeit brauchen sie Gemeinschaft und Integration. Mit 14 dürfen sie entscheiden, ob sie an Gott glauben und einer Religionsgemeinschaft angehören wollen. Diese Fragen sind wichtig für ihr Leben. Unsere Gesellschaft wird religiös vielfältiger. Daher ist es wichtig, über Glaube und Werte sprechen zu können, um Verständnis und Zusammenhalt zu fördern.

Müssen die Jugendlichen vorher Kontakt mit der Kirche gehabt haben oder Mitglied sein?
Otto Guggemos: Nein, das ist keine Voraussetzung. Der Kurs hilft Jugendlichen, ihren Glauben zu klären. Auch nicht getaufte Jugendliche können teilnehmen und entscheiden, ob sie getauft werden möchten. Immer mehr Eltern lassen die Entscheidung über Religion offen. Der Kurs ist besonders geeignet für diese Jugendlichen. Manche bekommen unsere Einladung nicht, weil sie nicht in der Mitgliederkartei sind. Deshalb danke ich der Sonntagszeitung / inbayreuth.de für dieses Interview. Der Kurs fördert das Verständnis für unsere Religion und Kultur und kann ein wichtiger Baustein für die Integration sein.

Wie wird den Jugendlichen Kirche und Glaube vermittelt, wenn sie keinen Kontakt zur Kirche hatten?
Otto Guggemos: Das Motto ist: Mitmachen und sich austauschen. Es geht um Erlebnisse und Begegnungen. Jugendliche sollen herausfinden, wer sie sind und wer sie sein wollen. Dazu gehören kreative Aktionen wie Rallyes und Malen. Der Gottesdienst ist ein wichtiger Treffpunkt. Einige Kerntexte wie die Zehn Gebote werden auswendig gelernt. Das kann in schwierigen Zeiten hilfreich sein. Entscheidend sind auch jugendliche Teamer, die den Kurs mitgestalten und eine besondere Atmosphäre schaffen.

Was wird während des Konfirmandenkurses gemacht und besprochen?
Otto Guggemos: Grundfragen wie: Was bedeutet Glauben? Wer ist Gott? Welche Bedeutung hat Jesus Christus? Auch Lebensthemen wie Familie, Freundschaft, Einsamkeit und Selbstannahme, werden besprochen. Weitere Themen sind Kirche, Gemeinde und ehrenamtliches Engagement.

Wie lange dauern die Kurse und wann finden sie statt?
Otto Guggemos: Die meisten Kurse beginnen kurz nach Pfingsten und enden mit der Konfirmation um Ostern. Manche Gemeinden bieten ein zusätzliches Präparandenjahr an. Das einjährige Modell ist am weitesten verbreitet. Jede Kirchengemeinde organisiert das selbst.

Wer kann an den Konfirmandenkursen teilnehmen?
Otto Guggemos: Jede und jeder kann sich anmelden. Wichtig ist die Bereitschaft, am Programm teilzunehmen. Die Teilnahme sollte verbindlich sein, damit das Programm funktioniert. Freunde der Konfirmanden können als Gäste gerne dabei sein.

Was ist das Ziel des Konfirmandenkurses?
Otto Guggemos: Das Ziel ist, gemeinsam den Weg mit Gott zu gehen. Bei Gott sind wir alle Kinder und immer Lernende. Wir wollen hören und herausfinden, wo Gott uns heute braucht. Wir hoffen, dass die Jugendlichen nach der Konfirmation dabeibleiben und einen gefestigten Glauben finden, der sie in ihrem Leben unterstützt. Wenn jemand andere Wege geht, akzeptieren wir das und lassen ihn mit unserem Segen ziehen.
Interview: Jessica Mohr