Veröffentlicht am 14.06.2025 19:54

Geheimnisse des Volksfestes:
Was hinter den Kulissen wirklich passiert

Backstage-Tour Volksfest 01 (Foto: sd)
Backstage-Tour Volksfest 01 (Foto: sd)
Backstage-Tour Volksfest 01 (Foto: sd)
Backstage-Tour Volksfest 01 (Foto: sd)
Backstage-Tour Volksfest 01 (Foto: sd)

BAYREUTH.Wenn die Lichter blinken, die Karussells sich drehen und der Duft von gebrannten Mandeln in der Luft liegt, sind Volksfeste für Besucher eine magische Welt. Doch hinter den Kulissen ist diese Magie das Ergebnis harter Arbeit, technischer Präzision und familiärer Zusammenarbeit.

Mitten drin
20 Leserinnen und Leser der Sonntagszeitung hatten bei einer Backstage-Tour die einmalige Gelegenheit, die Welt der Schausteller hautnah zu erleben. Begleitet von Gudrun Sommerer , Vorsitzende der Schausteller-Sektion Bayreuth und BMTG-Geschäftsführer Manuel Becher, durften sie nicht nur hinter die Kulissen blicken, sondern auch selbst aktiv werden: Fahrgeschäfte ausprobieren, kulinarische Leckerbissen genießen – auch ein Festbier im kultigen Weißbierkarussell – ein Erlebnis, das die Besucher noch lange in Erinnerung behalten werden.

Transport, Technik und überraschende Antworten
Wie wird ein Fahrgeschäft eigentlich transportiert? Was hat Rote Bete mit der Herstellung von Eis zu tun? Und wie schafft es eine Schaustellertochter, ihr Abitur zu machen, während sie ständig quer durch Deutschland reist? Diese und viele weitere Fragen wurden während der Tour beantwortet.

Christian Langbein aus Weidenberg war einer der Teilnehmer. „Ich finde es spannend, mal zu sehen, was hinter den Kulissen passiert“, erzählt er begeistert. „Normalerweise läuft man einfach nur vorbei. Aber wenn man erfährt, was die Schausteller leisten, sieht man ein Volksfest mit ganz anderen Augen.“

Hintergrundwissen verändert die Perspektive
Was besonders beeindruckte, war die enorme Organisation, die hinter jedem Fahrgeschäft steckt. Von der aufwändigen Planung bis hin zu den hohen Kosten – hier wurde deutlich, wie komplex das Schaustellerleben ist. „Man kann sich kaum vorstellen, wie teuer und arbeitsintensiv das alles ist“, sagt Langbein. „Ich komme selbst ein wenig aus der Gastronomie, aber das ist noch mal eine ganz andere Dimension.“

Hoch hinaus: Die Technik hinter den Fahrgeschäften
Die spektakulären Fahrgeschäfte auf einem Volksfest beeindrucken nicht nur durch ihre Geschwindigkeit oder Höhe, sondern auch durch ihre Technik. Jede Achterbahn besteht aus unzähligen Teilen, die sorgfältig montiert und geprüft werden müssen. Modernste Hydrauliksysteme und computergesteuerte Sicherheitsmechanismen sorgen dafür, dass sich alles reibungslos dreht und schwingt – und das bei Hunderten von Fahrten täglich.

„Ein Fehler kann hier kaum passieren“, erklärt Joe Diebold, Vizepräsident des Deutschen Schaustellerbundes e.V.. Seine Familie betreibt seit Generationen Fahrgeschäfte. „Wir investieren nicht nur in die Sicherheit, sondern auch in regelmäßige Wartung. Und damit nicht genug der Kosten: Ein Fahrgeschäft dieser Größenordnung benötigt oft Strom wie ein kleiner Haushalt – pro Tag!

Süße Versuchungen: Die Arbeit in den Verkaufsständen
Wer an einem Stand Schokofrüchte kauft, denkt selten darüber nach, wie viel Arbeit hinter dieser Leckerei steckt. Vom Einkaufen der frischen Früchte über das Schmelzen der Schokolade bis zum Dekorieren der fertigen Spieße – jeder Schritt ist genau geplant, die Hygienevorschriften streng. „Wir müssen sorgfältig auf Hygiene achten und dokumentieren“, sagt Stefan Schneller vom Candy-Stand. Dort werden leckere Schokofrüchte angeboten. „Jeden Morgen wird gereinigt. Und wenn etwas nicht mehr frisch ist, wird es sofort entsorgt.

Ein besonderes Highlight für Besucher ist das Eis. Aber auch die Herstellung bringt Herausforderungen mit sich: Die richtige Lagerungstemperatur, eine gleichbleibend hohe Qualität und die kreative Auswahl an Sorten machen den Unterschied. „Bei uns gibt es keine Chemie im Eis. Unser Basisprodukt ist Milch. Rotes Eis wird mit Rote Bete-Saft gefärbt”, sagt Andreas Müller vom Nürnberger Eispalast.

Ein Familienunternehmen mit Herausforderungen
Hinter jedem Fahrgeschäft, jedem Stand und jedem Gewinnspiel steckt oft eine Familie, die ihr Leben dem Schaustellerberuf gewidmet hat. Während andere Menschen abends nach Hause gehen, sind Schausteller ständig unterwegs. Schule für die Kinder, Büroarbeit für die Eltern und gleichzeitig das tägliche Geschäft – das alles unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach.

Ein Erlebnis, das bleibt
Die Teilnehmer gingen mit neuem Respekt für die Schausteller und deren Arbeit nach Hause. Neben spannenden Einblicken gab es für viele auch Momente der Überraschung: Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Rote Bete ein Geheimtipp für die perfekte Eiskreation sein könnte.

Dieses besondere Erlebnis zeigte, dass ein Volksfest weit mehr ist als bunte Lichter und Musik. Es ist eine Welt voller Leidenschaft, Technik und Tradition – eine Welt, die es wert ist, entdeckt zu werden. Das diesjährige Volksfest endet am Sonntag, 16. Juni. Noch ist Gelegenheit für einen Besuch.


Von Gabriele Munzert
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