Das Backsteingebäude mit der Hausnummer Kämmereigasse 9 ½ in Bayreuth steht seit Jahren leer. Wo früher alternative Kultur stattfand, bröckelt heute der Putz. Die Fenster und das Dach sind undicht, die Fassade beschädigt. Das Tor bleibt verriegelt. Graffiti bedecken die untere Hauswand. Ein Gebäude im historischen Gassenviertel, das langsam verfällt.
Dabei gab es Pläne: Schon 2017 lag ein Konzept für ein Kunst- und Kulturhaus vor, geschehen ist nichts. Die Vereine Forum Phoinix und Kültürklüb hatten es, gemeinsam mit dem Kulturamt, erarbeitet. Der Stadtrat stimmte damals einstimmig zu. Aus der Arbeitsgruppe wurde der Verein „Neuneinhalb“. Er nutzte das Gebäude über Jahre hinweg als kreativen Treffpunkt.
Doch die Sanierung wurde nie begonnen. Erste Untersuchungen zeigten: Der Keller war feucht und nicht nutzbar – dabei sollte er Lagerfläche bieten. Die Böden in den oberen Stockwerken waren instabil. Eine Dachsanierung war fällig. Elektrik und Sanitäranlagen waren veraltet. Die geplanten Kosten stiegen – von 1,7 Millionen Euro auf mehr als das Doppelte.
„Sanierung ist nur dann sinnvoll, wenn die konkrete Nutzung feststeht“, erklärt die Pressestelle der Stadt. Nach dem Auszug des Vereins im Jahr 2018 sei genau das unklar gewesen. Der Verein „Neuneinhalb“ hat im Gerberhaus eine neue Bleibe gefunden – und möchte dort bleiben.
Ein Rückzug in die Kämmereigasse ist für den Verein keine Option mehr. „Nach Rücksprache mit dem ehemaligen Nutzer, wünscht sich die Stadt einen Verbleib am Gerberplatz“, heißt es.
Laut Stadt werden derzeit verschiedene Möglichkeiten geprüft – darunter auch ein Verkauf. Eine Entscheidung soll vor der Sommerpause fallen. Trotz des Leerstands sei das Gebäude noch sanierbar, versichert die Stadt. Es gebe keine gravierenden neuen Schäden. Kleinere Maßnahmen zur Bestandssicherung habe man bereits durchgeführt.
Dabei hätte das Haus eigentlich Potenzial: Es liegt direkt neben dem Historischen Museum, in unmittelbarer Nähe zum Kunstmuseum im Alten Rathaus. Für Bayreuths Kulturszene wäre das ein idealer Ort – wenn das Gebäude nicht weiter dem Verfall überlassen wird.