Veröffentlicht am 02.05.2024 12:52
Veröffentlicht am 02.05.2024 12:52

Das erste Mal im Rollstuhl sitzen: ein Riesenspaß!

Schüler der FOSBOS mit RSV-Abteilungsleiter Sebastian Gillsch (rechts hinten), Dagmar Van Hinte (rechts), SChulleiter Timo Eckert (links, sitzend) und CYBEX-Talents-Trainer Tim Nees (stehend, rechts). (Foto: Lenkeit)
Schüler der FOSBOS mit RSV-Abteilungsleiter Sebastian Gillsch (rechts hinten), Dagmar Van Hinte (rechts), SChulleiter Timo Eckert (links, sitzend) und CYBEX-Talents-Trainer Tim Nees (stehend, rechts). (Foto: Lenkeit)
Schüler der FOSBOS mit RSV-Abteilungsleiter Sebastian Gillsch (rechts hinten), Dagmar Van Hinte (rechts), SChulleiter Timo Eckert (links, sitzend) und CYBEX-Talents-Trainer Tim Nees (stehend, rechts). (Foto: Lenkeit)
Schüler der FOSBOS mit RSV-Abteilungsleiter Sebastian Gillsch (rechts hinten), Dagmar Van Hinte (rechts), SChulleiter Timo Eckert (links, sitzend) und CYBEX-Talents-Trainer Tim Nees (stehend, rechts). (Foto: Lenkeit)
Schüler der FOSBOS mit RSV-Abteilungsleiter Sebastian Gillsch (rechts hinten), Dagmar Van Hinte (rechts), SChulleiter Timo Eckert (links, sitzend) und CYBEX-Talents-Trainer Tim Nees (stehend, rechts). (Foto: Lenkeit)

„Alle in Bewegung bleiben! Keiner bleibt stehen“, ruft Sebastian Gillsch in die Begeisterung von acht Schülern der 13. Klasse der FOS in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule. Die sieben Mädchen und ein Junge sitzen in einem Sportrollstuhl. Jeder von ihnen zum ersten Mal. Sie werfen sich Bälle zu und werfen auf die Körbe. Manchmal treffen sie auch, aber das ist nicht der Grund für deren überschwängliche Begeisterung. Sie staunen und jubeln über den Aha-Effekt, den sie als Fußgänger ohne Gehbehinderung erleben, wenn sie in den Sportgeräten sitzen, die mit handelsüblichen Rollstühlen nur wenig gemeinsam haben.

Für Inklusion: Bundesligaaufsteiger RSV Bayreuth geht an Schulen

„Es geht uns darum, die Schüler für einen Perspektivwechsel zu sensibilisieren, was gehbehindert und nicht-gehbehindert bedeutet“, erklärt Timo Eckert. Er ist Schulleiter der FOSBOS von nebenan. Und er war von Anfang an aufgeschlossen, als Gillsch mit seinem Projekt „Rollstuhlbasketball macht Schule“ auf ihn zu kam. Gillsch ist Abteilungsleiter des RSV Bayreuth; eben jene Mannschaft, die sich Ende April zum Zweitligameister krönte und in die erste Bundesliga der Rollstuhlbasketballer aufgestiegen ist. Hier geht's zu den Bildern der RSV-Meisterschaft.

„Wir reden nicht über Inklusion, wir leben sie“, sagen Gillsch und seine Mitspielerin Dagmar Van Hinte. Seit Mai 2023 gehen die Rollis des RSV mit ihren Sportgeräten in die Schulen Bayreuths und im Umkreis von fast 100 Kilometern, um junge Menschen zu sensibilisieren. An diesem Tag in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule sind drei Klassen nacheinander dran.

„Wir sprechen alle eine Sprache: Basketball“

Und um den Kontrast zum herkömmlichen Basketball größtmöglich herauszuarbeiten, steht nach der Trainingsrunde im Rollstuhl eine Runde des „klassischen Basketballs“ auf dem Programm. Deshalb ist auch Tim Nees, Schulkoordinator der CYBEX Talents, also der Bayreuther Nachwuchsbasketballer, mit zwei Unterstützern da. „Wir sind schon mehrere Male mit dem RSV an die Schulen gegangen, um Basketball zu spielen. Wenn man die Schüler fragt, welche Variante für sie erhellender ist, sagen die meisten immer ‚Rollstuhlbasketball‘”, merkt Nees an. Grämen tut er sich deshalb nicht. Er stellt vielmehr klar: „Egal ob gehbehindert oder nicht, wir sprechen alle eine Sprache. Und das ist ‚Basketball‘.“


Das erhellende Erlebnis in den extrem wendigen Sportrollstühlen kommt womöglich daher, da es ein bisschen an Autoscooter erinnere, mutmaßt Schulleiter Eckert mit einem Augenzwinkern. Die Schülerinnen Lea Häberlein und Marie Angrick jedenfalls haben ihren Spaß im Rollstuhl. Beide haben im unmittelbaren Familien- oder Freundeskreis keine gehbehinderten Personen. „ich spiele sonst Fußball in Kirchenpingarten, aber das hier hat schon etwas“, sagt Angrick mit Schweißperlen auf der Stirn. Häberlein stimmt ihr zu. „Ich reite sonst in meiner Freizeit. Das mache ich zwar auch im Sitzen, aber das hier ist schon komplett anders.“

Inklusion als Selbstverständlichkeit

Je früher Schüler den Wechsel der Perspektive erleben können, desto besser. Davon ist Zweitligameister Gillsch überzeugt. Schon Dritt- und Viertklässler in Schulen der Region saßen bei ihm und Van Hinte probeweise im Rollstuhl – und hatten ihren Spaß. „Wir wollen Inklusion frühestmöglich als ganz normale Sache vermitteln und mögliche Hemmschwellen abbauen“, erklärt er die Idee von „Rollstuhlbasketball macht Schule“. Und Schulleiter Eckert ergänzt: „Wir wollen damit zeigen, dass man auch mit einer etwaigen Behinderung sehr gut leben kann. Oftmals beginnt ein neuer Abschnitt, in dem es dann erst richtig rundgeht.“ So wie an diesem Tag in der ASS-Turnhalle im Schulzentrum Ost.

Die Rollis des RSV und die CYBEX Talents werden in den kommenden Wochen weiteren Schulen in Bayreuth Besuche abstatten.


Von Jürgen Lenkeit
north