Der Verein „Die Summer“ möchte in diesem Jahr erneut auf die Aktion „Mähfreier Mai“ aufmerksam machen. Insbesondere Insekten sollen durch diese Aktion gefördert werden, da später gemähte Wildpflanzen Blüten ausbilden und als Nahrung zur Verfügung stehen. Auch von Insekten abhängige Tiere, wie beispielsweise Vögel, profitieren vom mähfreien Mai: Mehr Insekten bedeuten mehr eiweißreiche Nahrung für den Nachwuchs.
Der Verein bietet auf seinem YouTube-Kanal mehrere Weiterbildungsvideos an, unter anderem zur Umwandlung eines Rasens in eine Blühwiese und eine fünfteilige Vortragsreihe rund um das Thema Naturgärtnern.
Ein Rasen ist (noch) keine Wiese
Wenn ein Rasen hochwächst, ähnelt er zunächst keiner typischen Blühwiese. „In den meisten Grünflächen sind bereits einige Wildpflanzen enthalten!“, berichtet Thomas Pickel, Projektleiter von „Urbane Insektenbiotope“. „Durch das spätere Mähen bilden sie Blüten und dienen somit als Nahrung für Insekten.“ Damit eine häufig gemähte Grünfläche zur Wiese wird, braucht es Geduld. Wenn über viele Jahre seltener gemäht wird, entwickelt sich eine Blühwiese. Wer nicht so lange warten will, kann nachhelfen. Bei einem großen Grasbestand macht es Sinn, Teile des Rasens zu entfernen und mit einer mehrjährigen Blühmischung mit heimischen Arten anzusäen oder den Rasen mit bereits gewachsenen Topfpflanzen „anzuimpfen“ (ca. 3-4 Pflanzen pro m²). Informationen, welche Wildpflanzen geeignet sind und wo man sie erhält, findet man auf insektenbiotope.de unter den Reitern „Wildpflanzen“ und „Karte“.
Wiesen und ihre Mähzeitpunkte sind variabel
„Naturschutzfachlich kann es manchmal Sinn machen, bereits früher zu mähen“, weiß Franziska Wagner, Mitarbeiterin im Projekt „Urbane Insektenbiotope“. „Das ist z.B. der Fall, wenn eine Fläche „abgemagert” ist und starkes Graswachstum unterbunden werden soll.“ Grundsätzlich kann kein pauschaler Mähzeitpunkt empfohlen werden. Je nach Wüchsigkeit, Wetter und weiteren Standortverhältnissen ist gegebenenfalls eine frühere oder spätere Mahd sinnvoll. Ein guter Zeitpunkt, um zu mähen, ist oft das Ende der Mageritenblüte. Der Aufruf, weniger und später zu mähen, betrifft vor allem häufig gemähte Rasenflächen. Artenreiche Wiesen werden meist schon richtig gepflegt.
Artenreiche Wiesen trotzen der Dürre
„Aus persönlicher Erfahrung, aber auch aus wissenschaftlicher Sicht, wissen wir, dass artenreiche Wiesen resistenter als artenarme Grünflächen gegenüber Dürrephasen sind“, so Thomas Pickel. „Auch die Regeneration erfolgt schneller. Wildpflanzen wie beispielsweise der Gewöhnliche Hornklee oder der Wiesen-Salbei bilden über 1 m tiefe Wurzeln aus. So gelangen sie auch bei Trockenheit in feuchte Bodenschichten.“
Das sieht aber wild aus!
Ein nicht gemähter Rasen sieht wild aus – das kann auch der Verein nicht leugnen. Franziska Wagner sieht darin mehr: „Die Schönheit zeigt sich, wenn sich Wildbienen, Schmetterlinge und Co. an den Blüten tummeln und Heuschrecken im Sommer zu zirpen beginnen.“ Thomas Pickel empfiehlt: „Durch sogenannte „Pflegestreifen“, die öfter gemäht werden, kann die Akzeptanz für wildere Flächen geschaffen werden. Dazu wird ein Weg durch die Grünfläche und der Rand häufiger gemäht. Dann sieht man – das ist Absicht, da kümmert sich jemand!“
Welches Mähgerät?
Ist der Rasen erst einmal hochgewachsen, stellt sich oft die Frage, mit welchem Gerät nun gemäht werden soll. „Am schonendsten für Insekten ist der Balkenmäher oder die Sense“, empfiehlt Stefanie Propp. „Für Besitzer kleiner Flächen ist ein Balkenmäher oft nicht praktikabel. Aus unserer Erfahrung funktionieren auch ein hoch eingestellter Rasenmäher, die Motorsense oder die Handsense gut.“ Leider zerkleinert ein Rasenmäher das Mähgut in kleine Stücke und zerstört somit auch Insekten, ihre Eier und Larven. „Wenn einige Bereiche einer Grünfläche über den Winter stehen gelassen werden, können Teilpopulationen der Insekten überleben. Das hilft enorm!“, so Franziska Wagner.
Der Wert von Insekten ist für einige nicht direkt erkennbar. Mit rund 75 % machen Insekten den größten Teil aller Tierarten aus. Sie sind Bestäuber, recyceln abgestorbenes Material und sind Nahrungsgrundlage für viele andere Lebewesen, beispielsweise für den Nachwuchs heimischer Vögel. Doch immer mehr wissenschaftliche Studien bestätigen den drastischen Rückgang von Insekten.
Die Summer-Naturgarten-Fortbildung (online)
Erst im Februar hat das Projektteam eine Online-Fortbildung über naturnahes Gärtnern abgehalten. Dabei gibt es in fünf 30-minütigen Vorträgen kompakte Informationen zu vielen Themen rund um das Naturgärtnern: Insekten und ihre Lebensweise, Totholz und Gehölze, Strukturen aus Sand und Steinen, Kleingewässer, Blühwiesen und Beete. Hier geht es zur Playlist: https://kurzlinks.de/diesummerfortbildung
Wer konkret wissen möchte, wie man seinen Rasen zur Blühwiese umbaut, findet in diesem Vortrag alle Infos dazu: https://kurzlinks.de/diesummer-blumenwiese
Der Verein Summer e.V. ermutigt alle Bayreuther zum Mitmachen: „Lasst eure Mähgeräte für ein paar Wochen im Schuppen stehen, genießt die Sonne und schafft dadurch Lebensraum und Nahrung für Insekten!“