Veröffentlicht am 22.11.2020 16:00
Veröffentlicht am 22.11.2020 16:00

medi bayreuth: „Sport ist Teil der Lösung, nicht zusätzliches Problem“

medi bayreuth: „Sport ist Teil der Lösung, nicht zusätzliches Problem“ (Foto: Mirko Strässer)
medi bayreuth: „Sport ist Teil der Lösung, nicht zusätzliches Problem“ (Foto: Mirko Strässer)
medi bayreuth: „Sport ist Teil der Lösung, nicht zusätzliches Problem“ (Foto: Mirko Strässer)
medi bayreuth: „Sport ist Teil der Lösung, nicht zusätzliches Problem“ (Foto: Mirko Strässer)
medi bayreuth: „Sport ist Teil der Lösung, nicht zusätzliches Problem“ (Foto: Mirko Strässer)

BAYREUTH.

Seit kurzem ist Johannes Feuerpfeil der neue Geschäftsführer von medi bayreuth.

BTSZ: Mit 26 Jahren sind Sie Geschäftsführer eines Basketball-Bundesligisten. Waren Sie selbst überrascht, so früh diese Chance zu bekommen?

Johannes Feuerpfeil: Zu dem Zeitpunkt, als der Verein auf mich zugekommen ist, war ich durchaus überrascht. Ich hatte aber mittelfristig schon das Ziel, auch aufgrund meines Betriebswirtschaftsstudiums und meiner bereits nebenberuflichen Tätigkeit bei medi, irgendwann eine Position im Sportbusiness zu begleiten. Dass es jetzt schon geklappt hat und vor allem hier bei medi bayreuth, meinem Herzensklub, mit tollen Sponsoren, tollen Fans, dem sehr guten Aufsichtsrat und dem super Backoffice-Team, ist für mich eine große Ehre.

BTSZ: Sie übernehmen dieses Amt in der sehr schwierigen Zeit der Corona-Pandemie. Gab es deswegen bei Ihnen Bedenken?

Johannes Feuerpfeil: Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, alles andere wäre auch fahrlässig. Bedenken wegen der Corona-Krise hatte ich vorab keine. Mir ist klar, dass es die ganze Sache schwieriger macht und die Herausforderung dadurch größer ist. Aber ich glaube, dass wir alle, die ganze Gesellschaft, mit unvorhersehbaren Herausforderungen zu kämpfen haben. Aber ich bin ein Mensch, den Herausforderungen antreiben.

BTSZ: Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit war das Team dann auch in Quarantäne. Wie haben Sie die Zeit wahrgenommen und war es für Sie verständlich, dass die Quarantäne so lange ging, obwohl die Tests bei vielen Spielern negativ waren?

Johannes Feuerpfeil: Am Spieltag unseres Pokalspiels in Weißenfels haben wir die Ergebnisse bekommen, dann ist das natürlich erst einmal ein kleiner Schock. Man muss aber klar sagen, dass alle tadellos mit der Situation umgegangen sind. Die Gesundheit ist das oberste Gut, wir haben uns natürlich an alle Vorgaben des Gesundheitsamtes gehalten. Wenn allerdings bei jedem positiven Fall die gesamte Mannschaft immer wieder 14 Tage in Quarantäne muss, wird es sehr schwer, die Saison ordentlich durchzuführen. Man muss jetzt halt nach Ansatzpunkten suchen, wie dieser Automatismus vermieden werden kann. Wir testen unsere Spieler zweimal die Woche und können vor diesem Hintergrund relativ gut nachvollziehen, ob sich ein Spieler am Anfang oder Ende der Infektion befindet. Wenn er am Anfang steht, können wir ausschließen, dass der Spieler, als er noch bei der Mannschaft war, infektiös war. Ich glaube, das ist ein Ansatzpunkt, auf den man sich künftig stützen müsste. Das kann aber nicht jeder Klub für sich regeln, sondern das müsste für den gesamten Profisport auf Bundesebene entschieden werden.

BTSZ: Sportlich ging es nach der Quarantäne nicht gut weiter, das Top Four im Pokal wurde verpasst. Sind Sie etwas sauer über die Terminierung der Spiele, so kurz nach einer zweiwöchigen Pause?

Johannes Feuerpfeil: Ich persönlich habe die Terminierung als unglücklich empfunden. Unabhängig von zuvor 14 Tagen Quarantäne ist es eine enorme Belastung, drei essentiell wichtige Spiele innerhalb von vier Tagen zu haben. Ich kann in gewissen Zügen auch die Position der Liga nachvollziehen, denn wir leben in einer Zeit, in der wir froh sein müssen über jedes Spiel, das wir spielen können. Trotzdem war in dem konkreten Fall auch eine andere Lösung möglich.

BTSZ: Aktuell sind mindestens bis Ende November keine Zuschauer in der Halle erlaubt. Wie lange kann der Verein ohne Zuschauereinnahmen überleben?

Johannes Feuerpfeil: Wir haben die Saison sehr seriös geplant, sodass wir mit Sicherheit einen gewissen Zeitraum ohne Zuschauer in der Halle überbrücken könnten. Das Thema Zuschauer ist aktuell gefühlt ganz weit in den Hintergrund gerückt. Ich persönlich würde mir schon wünschen, dass da ein kleines Umdenken stattfindet und der Sport nicht als zusätzliches Problem, sondern als Teil der Lösung gesehen wird. Ich bin der Meinung, dass es sicherer ist, ein Spiel in der Oberfrankenhalle zu besuchen, wo wir ein striktes Hygienekonzept haben, als wenn sich die Leute im privaten Bereich zusammenfinden, wo sich oftmals nicht an die Spielregeln gehalten wird. Deswegen sollte schon das Bestreben sein, dass wir im Januar wieder an einen Punkt wie im Oktober kommen, als man mit 20 Prozent Hallenauslastung oder alternativ 1.000 Zuschauern planen durfte. Aber die Gesundheit steht immer im Vordergrund.

BTSZ: Trotz konservativer Saisonplanung haben Sie eine interessante Mannschaft zusammengestellt. Wie schätzen Sie das Leistungsniveau des Teams ein?

Johannes Feuerpfeil: Wir haben eine Einheit auf dem Feld, in der jeder für jeden kämpft und das Team an erster Stelle steht. Das Team ist individuell stark besetzt. Sowohl die Vorbereitung als auch der Sieg im Pokalspiel gegen Bayern München ließ uns mit großer Zuversicht auf die Saison schauen. Nach der Quarantäne gilt es jetzt, wieder an das Leistungsniveau, das wir schon hatten, anzuknüpfen und darauf weiter aufzubauen.

BTSZ: Gibt es seitens des Vereins eine sportliche Zielvorgabe?

Johannes Feuerpfeil: In der aktuellen Zeit ist es sehr schwierig, irgendwelche seriösen Ziele in Sachen Anzahl der Siege oder Tabellenplatz auszugeben. Wir betonen Jahr für Jahr, dass wir „overperformen“ wollen, also mehr aus den Mitteln machen, die uns zur Verfügung stehen. Das wollen wir auch diese Spielzeit schaffen. Wenn wir am Ende der Saison noch um die Play-off-Plätze mitspielen, wäre das ein Riesenerfolg.


Von Jessica Mohr
jm
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